Kapitel 17.

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Der Bus rollt los und ich kann nichts dagegen tun. Jetzt ist alles zu spät. Was hat Dad gemeint? Was hat er herausgefunden? Was hat der Chef vor? Aber jetzt kann ich niemanden mehr fragen.

Ich sitze einfach nur auf dem Boden im Bus und spüre, wie der Bus fährt. Avery lenkt, Heather sitzt auf dem Beifahrersitz und Kim sitzt auf der Rückbank. Ich grabe meinen Kopf in die Knie. Ich möchte niemanden sehen vor lauter Scham. Wahrscheinlich denken jetzt alle ich würde total an meinem Vater hängen, wie ein kleines Kind.

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Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwache, bemerke ich, dass der Bus steht. Langsam versuche ich, die Augen zu öffnen, aber es ist so hell, dass ich sie schnell wieder schließe. Trotzdem bemerke ich, dass ich allein im Bus bin. Wo sind die anderen? Warum haben sie mich allein im Bus zurückgelassen? Noch etwas wackelig auf den Beinen stehe ich auf und meine Gelenke knacksen laut, weil ich in einer ungewohnten Stellung geschlafen habe.

Ich gehe zum Fenster und vor mir erstreckt sich eine der schönsten Landschaften, die ich jemals gesehen habe. Um mich herum ist Wald, nichts außer dunkelgrüner, dunkler Wald. Aber durch eine Lücke der Bäume hindurch sehe ich auch noch etwas anderes – einen wunderschöner türkisfarbener Fluss, auf dem die Sonne glitzert.

Schnell reiße ich die Schiebetüre auf und stürme heraus. Unser Bus steht auf einer Ausweichspur auf der Straße. Meine Füße tragen mich wie automatisch diesem glitzernden Fluss entgegen. Ich bin so auf die Aussicht konzentriert, dass ich gar nicht die Stimmen höre, die immer lauter werden, je näher ich komme.

Ich schaue erst auf, als jemand meinen Namen ruft. Es ist Heather, die mit Avery und Kim nur etwa 15 Meter von mir entfernt steht. „Hast du Carters Bus gesehen?“, fragt sie und ich komme langsam näher. Ich versuche krampfhaft, mich daran zu erinnern, wer Carter ist und ich komme mir langsam echt dumm vor, weil ich mir bei den Namen immer noch nicht sicher bin. Aber ich glaube, dass sie den Dunkelhäutigen meint.

„Nein, tut mir Leid!“, rufe ich zurück. „Ist etwas passiert?“

„Wir haben sie auf dem Weg hierher verloren“, erklärt Avery.

„Was ist mit Handy?“, frage ich, obwohl sie bestimmt auch schon daran gedacht haben.

„Die Jungs haben es alle ausgeschaltet“, erzählt Heather.

„Oder sie sind in einem Funkloch“, fügt Avery hinzu. „Dass so etwas gleich am ersten Tag passiert!“, stöhnt sie genervt.

„Vielleicht sollten wir es dem Betreuer-Team mitteilen?“, schlage ich zögernd vor, denn ich weiß, dass wir es nur im Notfall tun sollten.

„Ist das wirklich ein Notfall?“, fragt Heather. „Ich finde, wir sollten einfach hier bleiben. Ich habe ihnen eine SMS geschrieben. Wenn sie aus dem Funkloch raus sind, antworten sie bestimmt.“ Frustriert setzt sie sich auf den Boden.

Ich setzte mich neben sie und Avery kommt auch dazu. Nur Kim bleibt stehen. Und als ich sie so ansehe, bemerke ich es erst.

WoodkissWhere stories live. Discover now