„Das würden wir doch nie tun, Saint", sagte Cassie strahlend und küsste zur Begrüßung Marcs Wange. Ich hatte es immer schon komisch gefunden, dass all seine Collegefreunde ihn beim Nachnamen nannten.

„Hab' grad deinen Mann getroffen", ließ er sie wissen. „Er scheint dich wirklich zu verehren. Ist das jetzt Nummer vier oder schon fünf? Hey, war ich überhaupt zur Hochzeit eingeladen?"

„Ja, du warst bei der Hochzeit. Die Torte fandest du bombastisch." Sie lachte auf. „Und es ist erst Nummer drei. Tu nicht so, als wäre ich die größte Schlampe aller Zeiten", sagte sie und ich folgte ihrem Blick, der auf einem mindestens Siebzigjährigen lag.

„Hey, ich weiß echt nicht, wer dir den Titel streitig macht", sagte er und sah ebenfalls in die Richtung, in der Cassies Mann sich befand. „Wartest du einfach darauf, dass er dir wegstirbt?", fragte Marc nun. Ich hatte genau dasselbe gedacht, hätte es jedoch niemals gewagt, es auszusprechen.

„Nein, ich liebe ihn! Und er ist ein toller Stiefvater. Abbie und Calum lieben ihn", empörte sie sich und kippte den Rest ihres Champagners runter. Ihr blondes Haar glänzte im Licht des viel zu edlen Kronleuchter und sie spielte mit einer Strähne. Ich war mir sicher, im Wörterbuch würde man ein Buch von ihr finden, würde man nach Perfektion suchen.

Marc brach in lautes Lachen aus und fuhr sich durchs Haar. „Du bist lustig", sagte er und zog mich näher zu sich. Er roch nach Alkohol und Rauch und ich wollte weg, wollte nicht, dass er mich berührte. „Hab' ich ganz vergessen. Wir sehen uns ja auch nicht oft." Er schluckte einen Lachshappen herunter. „Sollten uns mal wieder was ausmachen. Du brauchst Kontakt zu Leuten in deinem Alter."

Cassie antwortete irgendwas, aber ich hörte sie kaum. Blendete ihre Worte aus. Wahrscheinlich ging es sowieso um nichts Wichtiges, das tut es fast nie.

„Marc?", murmelte ich und schauderte, als er meinen Rücken streichelte. Mir gefiel seine Hand auf meiner Schulter nicht und sein Atem an meinem Ohr noch weniger. Er gefiel mir nicht.

„Ja, Liebste?", säuselte er und küsste die Seite meines Kopfes. Ich versuchte, meine Gedanken zu verdrängen. Meine Angst runterzuschlucken. Er würde mir nichts zu. Er würde mir nichts tun. Er würde mir nich-

„Jetzt red' doch endlich", sagte er und verdrehte die Augen.

„Können wir nach Hause gehen?", fragte ich und trocknete mir die leicht schwitzigen Hände an meinem weinroten Kleid ab.

„Wieso? Der Spaß hat doch noch nicht mal angefangen. Wir haben noch so viel vor uns!", sagte er und hob sein Glas nach oben. „Hey! Können wir mal bitte auf meine superheiße Frau Elizabeth anstoßen?", rief er über den Jazz. Er stieß auf ein vereinzeltes Grölen und hauptsächlich auf Stille. Verwirrte Blick. „Ist sie wunderschön oder ist sie wunderschön? Ihr könnt alle heim gehen, denn ich hab' den besten Fang gemacht." Niemand sagte irgendwas und das machte alles noch so viel schlimmer.

„Marc, ich- bitte hör auf", drängte ich ihn, doch er brachte mich mit einem stürmischen Kuss zum Verstummen.

Cassie reckte ihr mittlerweile wieder volles Glas in die Luft und stieß mit Marc an. „Auf Elizabeth Saint, mit der ich sowas von schlafen würde, wenn wir nicht beide verheiratet wären!"

„Ey, hör auf, sie anzugraben", knurrte er und verengte die Augen. Cassie lachte, genauso hoch wie vorhin schon. Ich glaubte, sie verstand nicht, dass er mittlerweile keine Witze mehr machte.

„Echt, Marc. Können wir gehen?", fragte ich erneut und wandte dem Blick nicht von ihm ab. „Mir geht's nicht gut", fügte ich an, hoffte, dass ihm zumindest an meinem körperlichen Wohlergehen irgendetwas lag. Oder wenigstens an dem seines zukünftigen Kindes.

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