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Etwas weckte mich aus meinem tiefen Schlaf. Nael lag immer noch schlafend neben mir und rührte sich kein Fleck. Mein Blick glitt durch das Zimmer. Es war kalt geworden in dieser Nacht, also zog ich die Decke etwas näher an mich heran. In der Mitte des Zimmers stand eine Frau in einem wunderschönen, langen Kleid. Zuerst zuckte ich zusammen, doch dann erkannte ich sie und ich wurde erneut ruhiger.

"So leicht kann man dich also erschrecken.", kicherte Afinja.

Nael schlief weiter und ich blickte mich verwirrt um. War das hier ein Traum?

"Keine Sorge, ich werde schon dafür sorgen, dass er nicht aufwachen wird."

Natürlich würde die Göttin das tun. Ich setzte mich etwas aufrechter im Bett auf. "Woher habe ich es verdient erneut von dir Besuch zu bekommen?," wollte ich wissen.

Afinja lief etwas durch das Zimmer und schaute durch das Fenster auf die zerstörte Stadt. Wahrlich kein schöner Anblick. Es würde Monate dauern, bis alles wieder in Ordnung war und die Mauer wieder stand. Aber ich war der Meinung, dass es wahrscheinlich durch Lergan noch länger dauern würde.

"Du hast meine Quelle benutzt, also wurde ich neugierig und habe eure Schlacht mitangesehen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihr gewinnen würdet. Doch ihr wisst, dass das hier nur ein kleiner Sieg war. Atyrias Macht schwindet mit jeder Minute. Sie wird nicht mehr lange gegen die Mächte der Xahrie und der anderen Königreiche ankommen können. Ihr müsst euch beeilen, Rhys. Findet dieses Siegel und kehrt in eure Heimat zurück. Am besten nehmt ihr auch gleich noch die Ojik mit euch, denn ihr werdet jede helfende Hand benötigen."

Mit diesen Worten verschwand die Göttin wieder und hinterließ ein leichtes Schimmern im sonst dunklen Raum. Nael drehte sich um und legte seine Hand um meine Taille.

"Alles in Ordnung, Rhys?"

Ich kuschelte mich zu ihm und hauchte ein leises Ja. Wenn Atyria nicht mehr lange durchhalten würde, dann müssten wir uns wirklich beeilen und das hieß, dass wir endlich unsere eigentliche Mission wieder aufnehmen mussten. Die Akademie. Warum hatte Lergan ein so großes Geheimnis daraus gemacht? Warum würde er dafür töten?

Wir zogen uns gerade um, als Neyra an der Tür klopfte und eintrat. Ihre schwarzen Haare hatte sie sich zu einem Zopf zusammengebunden und sie trug nun wieder ihre Ledermontur. Ihren Schild hatte sie auch nicht auf dem Rücken, nur ihr langes, silbernes Schwert zierte ihren Gürtel.

"Ich wollte euch nicht stören.", begann sie lachend zu sagen.

Ich versicherte ihr, dass sie niemals stören würde, wobei sie dann in ein noch lauteres Lachen wechselte.

"Unser nächstes Ziel ist dann die Akademie, oder? Dann sollten wir nämlich so schnell es geht aufbrechen."

Auf diese Aussage hatte ich gewartet, denn nun begann ich zu erzählen was vor Neyras Ankunft passiert war. Das Gespräch mit Kahlen in der Bibliothek, unsere Hinrichtung und das Gespräch mit Lergan. Neyras Miene wechselte zu Besorgnis. Die Narbe an meinem Hals war immer noch sichtbar und würde es wahrscheinlich auch mein ganzes Leben über sein.

"Lergan und Kahlen wissen also von der Akademie. Dann gehen wir sie mal fragen, oder wie seht ihr das?" Nael stümplte sich sein Hemd über den Kopf. "Also ich habe langsam genug von dieser Mission. Fragen wir einfach Kahlen, ich halte sie für eine gute Verbündete."

Wir stimmten meinem Gefährten zu und machten uns auf den Weg in den Saal. Neyras meinte, dass Astra und Keoma in der Stadt den Bürgern halfen alles wieder auf Vordermann zu bringen. Sie hatte ihre Stellari genommen und seien schon bei Tagesanbruch in die Stadtmitte geflogen. Nael ergriff meine Hand und so liefen wir Hand in Hand in den Saal. Lergan saß auf seinen Thron und Diener brachten ihm sein Frühstück. Die Feier der letzten Nacht war dem Saal noch anzumerken. Die Tische und Stühle waren zwar weggeräumt worden, allerdings lag der meiste Abfall der Nacht noch auf dem harten Boden des Saales.

Sternenschauer - AufstiegWhere stories live. Discover now