Sternenschauer - Aufstieg

19

Die Welt wurde dunkel und ich blinzelte ein paar Mal. Meine Augen öffneten sich wieder und ich stand wieder neben Astra. Ich atmete tief ein. Der Plan hatte funktioniert, doch nun mussten wir jede Sekunde und jede Minute nutzen.

"Also haben wir nun einen Vorsprung?"

Ich nickte und schaute in die Ferne. Der Plan war fast perfekt gewesen. Wir mussten sie auf eine falsche Fährte locken, also nutzte ich endlich mein Wissen, das ich über Nael und mich besaß. Keoma und mir war klar geworden, dass Nael und ich mehr sind, als nur ein Paar. Wir sind nämlich noch Seelengefährten. Jeder in Ashwyn besitzt einen Gefährten, doch es ist sehr schwer diesen zu finden. Wenn jemand allerdings das Glück hat, wirklich seinen Seelengefährten zu finden, dann gibt es diesen Personen bestimmte Kräfte, die sonst niemand besitzt. Diese kleine List war da nur ein kleines Beispiel. Keoma und mir war es bewusst geworden, als Nael kurz vor dem Tod stand und mich fast mit in diese ewige Nacht riss. Er selber hatte es aber noch nicht gewusst, er meinte, er hätte es geahnt, doch er war sich nicht sicher.

Und jetzt waren wir getrennt, doch ich wusste, dass es ihm gut ging. Ich spürte es. Aber das Gesicht des Mannes beschäftigte mich. Warum hatte er ein Gesicht, aber die anderen Wesen nicht? Erneut stellte ich mir wieder viel zu viele Fragen. Astra pfiff und Nael und ihr Stellari kamen angeflogen. Ich wollte Artax eigentlich nicht mit Keoma und Nael zurücklassen, doch wir mussten es so passend wie möglich aussehen lassen. Ich fuhr mir mit meiner Hand durch die Haare und kreiste die Schultern. Der Weg würde zu Zweit nur noch schwieriger werden, doch wir musste uns zuerst dieses Siegel beschaffen und dann unsere Freunde. So grausam wie dieser Plan auch klang, eine bessere Möglichkeit hatten wir nicht.

"Bist du bereit, Rhys?", rief Astra mir von ihrem Stellari zu.

Ich nickte und bewegte mich zu Naels Stellari. Er schaute mich an und ein Lächeln tauchte auf meinem Gesicht auf. Immerhin etwas von Nael hatte ich bei mir.

Wir stiegen in den Himmel hinauf und ich klammerte mich an den Federn des Stellaris fest. Keine Fehler. Uns durften nun keine Fehler geschehen. Wir flogen los und die Welt unter mir wurde immer kleiner. Irgendwann flogen wir durch die Wolken, hoffend, dass wir so weniger auffällig sein würden. Astra und ich redeten nicht viel, doch sie brach irgendwann die Stille und wir versuchten ein relativ normales Gespräch zu führen, doch das schien schwieriger als gedacht, denn wir beide hatten nur unser Ziel und unsere Aufgabe vor Augen.

Ich streichelte den Stellari und er ließ einen kleinen Ruf aus seiner riesigen Kehle. Der Wind schnitt durch mein Gesicht und ich schloss für einen Moment meine Augen. Meine Sinne hatten sich in den letzten Wochen und Monaten verschärft und ich konnte keinen Auslöser dafür finden. Ich schob vieles immer wieder auf dieses Geschenk der Dryade, das ich bekommen hatte, doch in meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass die Dryade mir ein anderes und vielleicht viel mächtigeres Geschenk gegeben hatte. Sie hatte nichts genaues gesagt, doch es würde hoffentlich schon noch nützlich werden.

"Wenn wir in Fira sind, wen fragen wir dann nach dieser anderen Akademie?"

Astras Stimme bahnte sich leise, aber verständlich einen Weg durch das Rauschen des Windes und ich drehte etwas meinen Kopf zu ihr.

"Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht genau, aber wir sollten es irgendwie so schnell wie möglich herausfinden."

Wir flogen durch eine weitere Wolke und ich konnte Astra noch gerade so Nicken sehen. Bei Lyara, diese Akademie zu finden war das nächste große Problem. Manchmal frage ich mich, was sich Neyra und Atyria eigentlich bei dieser Aufgabe gedacht hatten. Klar, sie können nicht einfach ihr Königreich zurücklassen, doch junge Leute wie uns auf eine solch gefährliche und unbekannte Reise zu schicken war eine genauso dumme und unnütze Idee. Lebten sie überhaupt noch? Dieser Mann hatte etwas erwähnt, doch konnte und wollte ich es nicht glauben. Atyria und Bryan waren mächtig zusammen. Zwar konnten sie, wie jede Person, besiegt werden, doch würde das schon sehr große Anstrengungen kosten.