1. Bitte geh nicht

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"Es tut mir leid."

"Das interessiert mich nicht."

"Es tut mir leid!"

"Spar dir deine Worte."

Es ist Nacht. Lily, die in einen Morgenrock anhat, steht mit verschränkten Armen vor dem Portrait der fetten Dame am Eingang des Gryffindor-Turms.

"Ich bin nur rausgekommen, weil Mary gesagt hat, du hättest gedroht, hier zu schlafen."

"Das stimmt. Das hätte ich getan. Ich möchte mich doch nur bei dir entschuldigen. Ich wollte dich nie Schlammblut nennen, es ist mir einfach - "

"Rausgerutscht ?" Ihre Stimme ist brüchig und sie zittert am ganzen Körper. Nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Wut. Doch vor allem ist sie tot traurig. Ihr - ehemaliger - bester Freund, wie konnte er nur?

"Es ist zu spät." , fuhr sie fort. "Seit Jahren entschuldige ich mich für dich. Keiner von meinen Freunden kann verstehen, warum ich überhaupt mit dir rede. Du und deine netten kleinen Todesserfreunde - siehst du, du streitest es nicht mal ab! Du streitest nicht mal ab, dass ihr das alle gerne sein würdet! Ihr könnt es kaum erwarten, bei Du-weißt-schon-wem mitzumachen, oder?"

Severus öffnet den Mund. Und schließt ihn wieder. Eigentlich hatt sie Recht. All seine Freunde wollen Todesser werden, doch er nicht. Er kann nicht, seine Lily würde ihn noch mehr hassen.

"Nein." Flüstert der Slytherin. Er schämt sich so, wie konnte er Lily nur so nennen? Gerade sie?

"Nein - hör zu, ich wollte dich wirklich niemals so nennen!"

"Ach, wirklich? Aber du hast es! Wieso sollte es auch anders sein? Jeden anderen meiner Herkunft nennst du so! Wieso sollte es bei mir anders sein?"

"D-du verstehst n-"

"Oh doch, Severus, ich verstehe sehr gut. Du hast deinen Weg gewählt und auf diesem kann ich dir, so sehr ich es auch wollte denn wir sind - nein wir waren - beste Freunde, dir nicht folgen."

Lily wendet sich von ihm ab und geht zügig in Richtung Porträt fort. Ihr stehen Tränen in den Augen und sie unterdrückt zwanghaft ein Schluchzen. Sie will nicht, dass Severus sie weinen sieht, er würde sich nur noch mehr - auch wenn zu Recht - Vorwürfe machen und das möchte die Gryffindor trotz ihres Streits vermeiden. Sie kennt den Schwarzhaarigen einfach zu gut, er würde sich hinterher noch etwas tun.

Lily ist fast am Porträt der fetten Dame angekommen, da hört sie hinter sich ein leises, ersticktes Aufkeuchen. Sie dreht sich in die Richtung aus welcher das Geräusch kommt und sieht Severus, dem eine Träne über die Wange läuft, zusammengekauert auf dem Streinfußboden vor der Treppe hocken.

Als Lily sich von ihm abwendet, ist der letzte Rest seiner Selbstkontrolle hin. Niemals hättet er sich träumen lassen, vor dem Turm der Gryffindors zusammen zu brechen. Eine Tränie stielt sich aus seinen Augen und läuft ihm quälend langsam das Gesicht hinunter. Nun kann er auch das Aufkeuchen nicht mehr unterdrücken. Doch Severus kann nicht mehr, der Schmerz den Lilys Abwendung verursacht ist einfach unerträglich. Und das geschieht gerade ihm. Dem jüngsten Okklumentiker und Legilimentiker dieser Zeit, mit -normaler Weise - der Fähigkeit seine Gefühle perfekt zu vertsecken. Durch seine tränenverschleierten Augen sieht er gerade noch verschwommen, wie seine geliebte Lily sich zu ihm umwendet.

Ihrem Gesicht nach zu schließen, ist sie die erschrocken den Schwarzhaarigen so auf den Boden gekauert zu sehen.

"Lily." Haucht Severus.

Sie kommt ihm ein paar Schritte näher. So kann er die Tränenspuren auf ihren Wangen erkennen. Innerlich verflucht er sich und macht sich gleichzeitig Vorwürfe, seine Lily zum weinen zu bringen. Sie soll glücklich sein, lachen und strahlen, nicht weinen und traurig oder wütend sein. Es tut ihm weh, sie so gelöst zu sehen.

Entschuldigungen (Harry Potter Fanfiction - Snily)Where stories live. Discover now