5. Wentworth

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"Because when I look at you, I can feel it. And I look at you and I'm home." — Dory

Ich hatte den Rest der kurzen Pause mit Harry verbracht, ehe ich weiter zur nächsten Stunde ohne ihn ging. Wir hatten zwar glücklicherweise Kurse zusammen, aber heute leider nicht. Es war jedoch nicht so schlimm. Hayden und Daisy waren da und schienen bisher noch nicht zu sehr von mir genervt zu sein, so dass ich die nächsten Stunden bis zur Mittagspause mit ihnen verbrachte. Es war einfach mit ihnen zusammen abzuhängen. Ich fühlte mich wohl bei ihnen und kam mir nicht vor, als ob ich sie gerade erst kennen gelernt hatte. Es war eher, als ob ich schon immer dazugehört hätte.

Ich erfuhr ein wenig mehr über die beiden in den paaren Stunden zusammen. Sie waren so alt wie ich, Haydens Humor war etwas böser als viele es verkraften könnten und Daisy war wie die gute Seele, die ihn immer davon abhielt, zu viele Dummheiten zu tun, da er offenbar recht gut darin war, sich mit seinem losen Mundwerk in Schwierigkeiten zu bringen. Ich sah Reed Gott sei Dank nicht mehr in der Zwischenzeit. War auch nicht im Mittelpunkt von irgendwelchen Dramen.

Leider musste ich vor unserer letzten Stunde Physik mein Schließfach ausfindig machen, nachdem ich das in der Pause zuvor nicht geschafft hatte. Ich wollte zum einen wissen, wo es sich befindet, und zum anderen wollte ich aber auch meine ganzen Bücher dort ablegen, wenn ich schon die Möglichkeit hatte meine Schultasche etwas zu erleichtern.

Hayden war mit Daisy draußen geblieben, da ich ihnen versichert hatte, das schon hinzukriegen, es war ja nur ein Schließfach, das ich suchen müsste, dennoch wünschte ich mir nun, wo ich durch die Gänge lief, die beiden zurück. Die meisten waren in der großen Pause in der Cafeteria oder draußen bei dem guten Wetter, doch es gab noch genug, die durch die Gänge liefen. Ich sah, wie ein paar besonders vornehme Tussen mich abwertend musterten, vermutlich einfach weil es in ihrer Natur lag so zu schauen oder ich bildete es mir nur ein, so grässlich wie manche ihre Augenbrauen gemalt hatten. Vielleicht sahen sie dadurch immer so genervt aus? Jedenfalls fühlte ich mich unwohl von ihren abwertenden Blicken und glaubte, ohne meine neuen Freunde gleich so viel mehr hervorzustechen.

„Hey Alice." Überrascht drehte ich mich um, als jemand nach mir rief, sah das braunhaarige Mädchen von heute Morgen auf mich zukommen, Harper. Lächelnd sah sie mich an, hielt vor ihrer Brust das fette Physikbuch umklammert, war wohl bereit zum Kurs zu gehen.

„Hi Harper", begrüßte ich sie, war überrascht, dass sie mich ansprach, ehe mir einfiel, dass sie laut Hayden ja mit jedem befreundet sein wollte, so überraschend war es also dann doch nicht.

„Ich hoffe, ich habe dir heute Früh keine Angst gemacht, als ich dich vor den Jungs gewarnt habe, aber man sollte Ärger mit den Drei vermeiden."

„Sind sie so etwas wie die Schläger der Schule, die den Jüngeren ihr Essensgeld abziehen?", fragte ich sie und sie lachte erheitert auf von meiner Frage. „Nein, aber sie sind immer unter sich, reden wirklich selten mit wem anderes und wenn man sie falsch anschaut oder sonst was tut, um sie zu verstimmen, kann das echt mies enden", erklärte sie mir. „Letztes Jahr wäre Reed beinahe von der Schule geflogen, weil er einen Jungen ins Krankenhaus geprügelt hat und das angeblich nur, weil er ihn nicht zuerst durch die Türe gelassen hat."

„Was hat er?", fragte ich, fand das ja ein wenig übertrieben, aber wer wusste schon, wie wahr solche Gerüchte waren? Sofort kam mir das Bild von vorhin hoch, wie er Harry auch beinahe den Kiefer gebrochen hätte, weil er ihn angerempelt hatte. Schätze dieses Gerücht war ausnahmsweise vielleicht doch wahr.

„Sie sind echt... wow, ja nichts für schwache Nerven, halte dich einfach fern von ihnen, auch wenn die drei heißer aussehen, als es fair ist."

„Ja, ich habe nicht vor mich mit so bekannten Leuten anzufreunden", meinte ich, wollte lieber meine Ruhe haben, was sie amüsierte. „Nicht bekannten Leuten? Du bist mit fucking Hayden Wentworth befreundet, dem beliebtesten Typen der ganzen Schule, dem Bruder von Reed, es wäre kein Wunder, wenn spätestens morgen die ganze Schule weiß, wer du bist." Dass Hayden so beliebt und bekannt war, hätte ich, um ehrlich zu sein, nicht gedacht. Ja, er sah gut aus, war witzig und hatte einen gewissen Charme, aber er hing nicht bei den Sportlern ab oder war umgeben von heißen Mädchen. Er war immer nur bei Daisy und das obwohl beide nicht einmal ein Paar zu sein schienen. Irgendwie war er untypisch für den Ruf.

Avenoir| Band 1 [16+] ✓Where stories live. Discover now