4. Fast wie Zwillinge

Beginne am Anfang
                                    

„Das duftet wie immer herrlich", schwärmte mein Großvater, der wie die anderen auch nichts von der Diskussion hier mitbekommen hatte und lief zu seiner Frau, half ihr beim restlichen Vorbereiten, wo Cameron auch mithalf, während ich mich am Tisch niederließ, mir versuchte vorzustellen, was diese Wächter wohl waren, was meine Familie für Leichen im Keller hatte, falls es doch keine Sekte sein sollte. Meine wirren Gedanken wurden unterbrochen, als das Essen auf den Tisch gestellt wurde und meine Fragen von dem Essen abgelenkt wurden, mein Magen gleich voller Freude das Knurren anfing.

„Es gibt keine bessere Köchin als dich", sagte Cameron, der sich seinen Teller vollmachte, während ich mich auch an dem ganzen Essen bediente, das alles so köstlich roch und sicher genauso gut schmeckte.

„Ich kann ihm nur zustimmen", sagte mein Vater und meine Großmutter lächelte verlegen. „Das ist doch nichts Besonderes."

„Sie ist immer so bescheiden", lachte mein Großvater und vielleicht hätte der Abend wirklich noch friedlich verlaufen können, jeder hätte gelacht, das gute Essen genossen dabei, nur leider wurde das idyllische Beisammensein gestört, als die Türe klingelte.

„Erwartet ihr Besuch?", fragte Lilien, die tadelnd auf die Uhr schaute, es sicherlich unerhört fand, wenn umso eine Uhrzeit noch jemand kam, obwohl es erst kurz nach 18 Uhr war.

„Ja, ich habe Norbert gesagt, er soll vorbeikommen wegen ein paar Unterlagen", erwiderte mein Großvater und stand schon auf.

„Norbert? Etwa Mr. Norbert?", fragte mein Vater nun und klang beunruhigt, wo mir gleich auffiel, wie er einen Blick auf mich warf. War dieser Mr. Norbert etwa auch Teil von diesen Geheimnissen? Ich richtete mich gleich etwas mehr auf meinem Stuhl auf, sah neugierig in Richtung Eingangshalle, erhoffte einen Blick auf diesen Mr. Norbert werfen zu können.

„Jetzt beruhige dich doch, Henry, er ist nur kurz da und geht dann schon wieder", sagte Großmutter kopfschüttelnd, als ich schon von der Eingangshalle Stimmen hörte und Großvater in Begleitung eines Mannes das Esszimmer wieder betrat.

„James, das ist Henry, mein zweitältester Sohn, falls du dich noch an ihn erinnerst nach all der Zeit", stellte er dem Mann, der nur wenige Jahre jünger als mein Großvater war und einen freundlichen Eindruck auf mich erweckte, uns vor.

„Natürlich erkenne ich Henry, immer ein sehr aufmerksamer Schüler gewesen, ganz im Gegensatz zu Charles", lachte dieser Mr. Norbert und mein Vater erhob sich von seinem Stuhl, um ihn richtig zu begrüßen.

„Charles hat sich nie viel aus Geschichte gemacht", erwiderte mein Vater genauso fröhlich, nach wie vor stark angespannt jedoch.

Ich tauschte einen fragenden Blick mit meinem Bruder neben mir, der genauso wenig verstand, was hier vor sich ging, wie ich auch.

„Nein, das hat er wahrlich nicht. Wie ich sehe ist das deine Familie? Ich habe letztens erst mit Acyn gesprochen, der Junge meinte zu Besuch kommen zu wollen, aber er und Riley sind immer so in Bewegung mit ihren Fällen und der Jagd. Ah, das ist doch Cecilia", begrüßte er nun meine Mutter, die sich ebenfalls erhoben hatte, um ihn zu begrüßen, ehe der Blick des Mannes an Dari und mir hängen blieb, wo er kurz so wirkte, als ob er einem Herzinfarkt nahe wäre. „Grund gütiger", rief er schockiert aus, fasste sich ans Herz, sah mich mit geweiteten Augen an und ich dachte an Cameron, wie er gestern genauso entsetzt gewirkt hatte. War ich etwas so hässlich, dass Leute entsetzt aufschrien? Was war denn bitte los mit allen?

„James, das ist meine Tochter Alice und mein jüngster Sohn Dari", sagte mein Vater nun und legte beruhigend eine Hand auf die Schulter des Mannes. „Kinder, das ist James Norbert, er war früher eine Art Lehrer von uns gewesen, als wir jünger gewesen waren."

Avenoir| Band 1 [16+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt