Endlose Nächte (überarbeitet)

Începe de la început
                                    

"Du kennst mich." Ich zuckte nur mit den Schultern und beschleunigte. Nicht mal die nächste rote Ampel vor uns, stoppte mich. 

"Dass du deinen Führerschein noch besitzt, grenzt echt an ein Wunder..." Sie zog die Augenbrauen kurz in Stirn und ich wusste, dass sie meinen Fahrstil missbilligte. Aber das gehörte nun mal zu mir. Nicht sehr feminin. Dessen war ich mir bewusst. 

"Das wundert mich manchmal tatsächlich auch.", erwiderte ich und seufzte leise. 

"Bist du es nicht irgendwann mal leid?" Cassys Blick lag auf mir und ich wusste, dass sie mich genauestens beobachtete. 

"Hör auf mich zu analysieren.", bat ich sie. 

"Ich bin angehende Psychologin, irgendwer muss doch mein Versuchskaninchen sein." Sie lachte und blickte wieder nach vorne. 

Cassy war demnach nicht nur wunderschön, sondern auch noch unfassbar intelligent. 

Daneben wirkte ich mit meinen Gelegenheitsjobs und meiner spontanen Ader, als hätte ich die Kontrolle über mein Leben komplett verloren. Was nicht einmal so fern ab der Realität lag...

"Und wie lautet dein Urteil über mich?", fragte ich und löste somit die Stille, die sich in meinem Wagen breit gemacht hatte. 

"Willst du das wirklich wissen?"

Ich nickte. "Na klar, schieß los."

Sie verengte ihre Augen und auf ihrer Stirn erschien ihre typische Konzentrationsfalte. 

"Also du hast ein ganz großes Problem mit Emotionen. Du weißt nicht wie du damit umgehen sollst. Positive, gestehst du dir nicht zu. Negative, überfordern dich. Du hast nie gelernt damit umzugehen, auf Grund der Situation mit deiner Mutter, welche du nicht noch zusätzlich belasten wolltest, nachdem dein Vater abgehauen ist. Du hast gerne die Kontrolle, scannst jeden Raum ab, um im Notfall immer einen Plan B oder C zu haben. Du hast ein unglaubliches Verantwortungsgefühl für deine Schwester und würdest morden, um ihr eine schönere Kindheit zu ermöglichen, als du sie hattest. Du brauchst das Risiko und den Kick, damit du das Gefühl hast lebendig zu sein. Deswegen fährst du Autorennen. Egal ob auf der Strecke oder so wie heute Abend. Du kannst nicht loslassen, dich nicht entspannen, weil du Angst hast, wieder verlassen und verletzt zu werden, wie damals nach Mikey..."

Ich schluckte. "Du wirst großartig in deinem Job." Bei ihrer Analyse zog mein Magen sich mit jedem Wort weiter zusammen. Sie hatte mich perfekt erwischt. 

"Lia, ich wollte nicht..." Sie sah wohl den Schmerz kurz in meinen Augen aufblitzen, aber ich ließ sie gar nicht erst weiter zu Wort kommen. 

"Alles in Ordnung. Ich wollte es ja wissen. Und du weißt es auch alles. Du wirst eine klasse Psychologin.", beruhigte ich sie und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln.  

Wenige Zeit später, bogen wir mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz unseres Lieblingsclubs. 

Mit einem Auge hatte ich beobachtet, wie schräg hinter mir ein Schwarzer Geländewagen aus einem der wenigen und daher begehrten Parkplätze gefahren war. Allerdings war ich nicht die einzige, die scharf auf den Parkplatz war. Ein BMW Coupé hatte ihn ebenfalls gesehen und fuhr schnell auf die Parklücke zu. Aber nicht schnell genug. Ich fuhr rückwärts an, schleuderte meinen Wagen herum, nur wenige Zentimeter an der Front des BMWs vorbei und stand praktisch schon. Der Fahrer des BMW hupte laut und ließ das Fenster runter, während er irgendwelche Beschimpfungen schrie. Allerdings tat er das auch nur, bis wir ausstiegen. 

Bei so einem Wagen und so einem Parkmanöver, rechnete niemand damit, dass eine Frau, die Fahrerin war. Das hatte mir schon häufig den Hintern gerettet oder den ein oder anderen kleinen Vorteil verschafft. 

Schwingen der NachtUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum