Wie mich die Welt verarschte

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Also, dann gehen wir mal zum Anfang hin. Und ich meine nicht meine Geburt, sondern wie sich meine Eltern... bääääh... kennengelernt haben. Naja, ONS kann ich es jetzt nicht nennen, dafür hatten sie zu lange was am laufen. Aber kein Schwein kann mir erzählen, das die beiden sich geliebt haben.

Ratet mal wie lange die 'zusammen' waren...





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Richtig. 5 Wochen. Haha echt laaaange (man höre den Sarkasmus). Wie gesagt, wirklich geliebt haben die sich nicht. Zumindest bezweifle ich das. Die beiden haben sich anscheinend schon länger gekannt. Nachdem meine Mutter dann mit ihrem Ex Schluss gemacht hat, trotz der zwei Mädels, die sie zusammen hatten, kam sie mit meinem alten zusammen. Der Vater meiner zwei älteren Schwestern stand irgendwie auf Kinder, jedoch weiß ich nichts genaues. Das habe ich mir nur wegen den Aussagen meiner Familie zusammen puzzeln können. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich meiner Mutter je geglaubt hatte.

Und da gehts schon weiter mit meiner Familie. Denn außer meinen zwei älteren Schwestern, gab es auch noch meinen Bruder. Der älteste von uns, der einzige der aufm Gymnasium war, hat es aber wegen seinem Ego verkackt. Glaubte der auch echt, dass er ohne zu lernen, das Abi besteht, pfff. Hab ihn irgendwie trotz allem von meinen älteren Geschwistern am liebsten gemocht, zwar war er ein Lappen, but I don't care haha. Und schließlich kam ich. Bis zu meinem siebten Lebensjahr war ich die jüngste der Familie. 

Meine Geburt schien sehr anstrengend gewesen zu sein, hehe. Bin ein bisschen sadistisch veranlagt, behauptet zumindest mein Alter. Der meint, dass ich das von ihm hab, aber meine Muddi ist nicht wirklich besser als er. Irgendwie legt jeder in meiner Familie ne große Schadenfreude an den Tag.

Naja, also habe ich meine Mutter die ganze Nacht verarscht und Wehen ausgelöst, ohne die warme Hülle auch nur ansatzweise zu verlassen. Irgendwann hatte ich mich dann doch erbarmt und bin nach locker 32 Stunden zur Welt gekommen. Aber um einen guten Eindruck zu machen, habe ich meiner Mutter einfach mal die Magensäure durch die Nase laufen lassen.

Aber das beste kommt ja noch. Denn als meine Mutter mich das erste mal sah, glaubte sie nicht, das ich ihr Baby war. Meine Haare waren fast vollständig schwar, meine Haut dunkler als ihre. Also nicht so dunkel, sondern so Cappuccino dunkel, you know? Mittlerweile bin ich weiß wie die Wand aber egaaal. 

Klar, kann mich an vieles nicht erinnern, ich meine, ich war so n kleiner Pisser, der gerne mal mitten im Winter nur mit Pampers, verstecken im Dorf gespielt habe. Fand meine Mutter nicht so lustig, da mein Bruder  eigentlich auf mich aufpassen musste. Dann bin ich einmal fast gestorben, weil meine Schwestern nicht gut genug aufgepasst haben, als ich Baden war. Wie so ziemlich jedes Kind wollte ich cool sein und es schaffen, alleine aufzustehen. Nun ja, ich bin ausgerutscht und volle Kante mit meinem kleinen weichen Babykopf auf das harte Marmor der Badewanne geknallt. Laut den Aussagen meiner Mutter, hatte ich anscheinend unkontrolliert aus meinem Mund gesabbert und meine Augen waren so verdreht, dass man nur noch das weiße sehen konnte. Im nachhinein hört sich das an, als wäre ich besessen gewesen. Lustig, würde meine geistige Störung und Gefühlsallergie erklären. Ich hasse Menschen.

Naja, wie das Leben so läuft, hat sich mein Vater kurz nach meiner Geburt nicht mehr gemeldet und mich mit der psychisch angeschlagenen Frau namens Mama alleine gelassen. Bis schließlich ein neuer Mann im Leben meiner Mutter auftauchte und mich dann die folgenden Jahre durchgängig quälte. Manchmal habe ich mir gewünscht wie Hidan zu sein, dann hätte ich diesen Typen geopfert und wäre noch Unsterblich geworden, MUHAHAHA.

Irgendwie bin ich auch froh drüber, sonst wäre meine andere kleine Schwester nie zur Welt gekommen. Und wie es mein Schicksal irgendwie toll findet, wurde es mit den Jahren nur noch schlimmer. 

Etwa ein halbes Jahr vor meiner Einschulung in die Grundschule, kam meine kleine Schwester zur Welt. Das beste daran: mit eineinhalb Jahren wurde bei ihr Krebs diagnostiziert, das war in meinem zweiten Schuljahr. Haha, dass es mir damals schlecht ging, weil ich nach zwei Monaten in der ersten Klasse von meiner Schule geschmissen wurde, aufgrund zu 'auffälligem Verhalten', hatte keinen mehr interessiert. Dabei habe ich mich nur von meiner Klasse gemobbt gefühlt. Nur wegen meinen Haare, die wegen hässlichen Läusen komplett ab mussten. Ich sah damals aus wie ein Junge mit dieser Frisur, was sie mit dem Spitznamen Mino klar machten. Ich hasse Kinder...

So war ich etwa viereinhalb Jahre auf einer Erziehungshilfe, die Zeit dort war die reinste Hölle. Und es wurde leider auch nicht wirklich besser, da ich ab der dritten Klasse das einzigste Mädchen der Schule war. Der einzige Lichtblick war die Unterstützung von den älteren Schülern. 

Schließlich kam dann meine andere kleine Schwester auf die Welt, eine Woche vor meiner Einschulung in eine normale Schule, meine Schwester hatte derweil den dritten Rückfall und es war allen außer mir klar, dass sie sterben würde. Die ganzen Jahre hatte ich mich mit ihr gestritten, ihr nie gesagt, wie sehr ich sie geliebt habe, auch wenn ich immer neidisch auf sie war. Denn ihr Vater, dieses Arschloch, hatte meine Mutter überzeugt, dass ich es nicht wert war, zu leben. Denke ich zumindest, denn hinterher hat sich alles nur verschlimmert. Meine Mutter begann mich zu ignorieren und da ich niemanden mehr außer sie hatte, war ich ganz alleine.

Rückblende:

Es war ein sonniger Morgen, ich wurde von einem Poltern wach, weswegen ich mich einmal umdrehte. Nur, um aus dem Bett zu steigen. Ein kurzer Blick verriet mir, dass es 9:20 Uhr war, recht früh, immerhin waren es Ferien. Mit meiner kurzen Boxershorts, die ich von meiner ältesten Schwester geklaut hatte und einem pinken Top stolperte ich aus dem Bett, versuchte mir die Haare zu kämmen, was mir nur halbwegs gelang. Langsam öffnete ich die Tür, gähnte einmal und lief zum Treppenhaus, um was zu frühstücken. Überrascht blieb ich stehen, meine ältere Schwester lag zusammen gekauert auf dem Boden und weinte heftig. Dabei hielt sie ihr Smartphone fest umklammert, ihre schulterlangen dunkelbraunen Haare lagen verstreut über ihrem Gesicht, durch die Tränen komplett durchnässt. Wahrscheinlich hatte ihr Freund Schluss gemacht, deswegen trappelte ich die Treppen hinunter und kniete mich neben sie und zog sie ins Sitzen, um sie zu umarmen. Immer wieder flüsterte sie was, war jedoch zu leise und stotternd, als dass ich sie verstehen konnte. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter, die andere strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht. Irgendetwas stimmte nicht, normalerweise war sie nie so drauf, wenn ihr Freund die Beziehung beendet hatte. Ich rüttelte an ihrer Schulter, mittlerweile waren alle aus der WG zu uns gekommen, da sie den Krach auch gehört hatte. Meine Lieblingsbetreuerin hatte die Nacht über Dienst und würde erst mittags abgelöst werden. Diese stand neben uns und blickte mich mitleidig an. Jetzt verstand ich gar nichts mehr und drehte mich wieder meiner Schwester zu. Diese blickte mich schockiert an, erst jetzt fiel ihr wohl auf, dass ich da war. "Minata, es... es ist was-... g-ganz schlimmes passiert..." keuchte sie, wieder liefen ihr Tränen übers Gesicht, ich umarmte meine Schwester bis...

"Chiara... ist g-gestorben... SIE IST TOT!!"

Warum hasst mich mein Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt