Irgendwann würde ich ihm seine Überheblichkeit noch aus dem Gesicht boxen. Dabei wusste ich genau, dass ich von ihm niemals so etwas wie Respekt erwarten konnte und verdammt, eigentlich mochte ich ihn dafür. Dass er nicht war wie diese Wichser, die vor mir kuschten.

Ich nickte ihm zu und verschwand dann entschlossenen Schrittes, ohne ihm noch einen Blick zuzuwerfen, in Richtung des Durchgangs. Langsam beruhigte mich mein Herzschlag wieder, doch die Wut grummelte weiterhin tief in meinem Magen. Wieso ließ ich es zu, dass er so mit mir umsprang?

»Nicht so schnell, zeigen Sie mir bitte Ihre Karte«, hielt mich eine ältere Frau mit hässlichem Kurzhaarschnitt und großen Plastikohrringen auf.

Ich war drauf und dran, ihr aufs Maul zu hauen, an ihr einfach meine Wut über Fede rauszulassen, doch das würde mir nichts bringen. Ich durfte nicht riskieren, dass die noch die Bullen holte und deswegen alles ins Wasser fiel. »Ich hab' was mit deinem Chef zu klären, verstanden?«, sagte ich und machte einen drohenden Schritt auf sie zu.

Sie wich instinktiv zurück und hob abwehrend die Hände, ehe sie tadelnd den Kopf schüttelte. Die orangenen Plastikdinger flogen dabei hin und her. »Dieses Benehmen ...«, seufzte sie und deutete dann den Gang entlang. »Da rüber. Und sonst nirgendwohin, ich behalt' dich im Blick.«

Ich ließ sie stehen und ging weiter, bereit, diese Scheiße endlich hinter mich zu bringen. Scheinbar hatten heute alle Leute einstimmig beschlossen, mir auf den Sack zu gehen, wunderbar.

Zwei weitere Schritte, dann riss ich die schwarz lackierte Tür mit dem schlichten Schild auf. Schnell flog mein Blick durch den Raum. Die Wände mit Schränken vollgestellt, nur ein kleiner Lichtschacht, durch den eine Flucht schwerwerden würde. Ein großer Schreibtisch und Pappkartons mit zusammengerollten Postern darin. Schmutzige Raufasertapeten, ausgetretener Teppichboden.

Der Kinobetreiber war ein richtiger Fettsack, der hinter seinem flackernden PC auf einem Schreibtischsessel saß und irgendeinen Scheiß auf seine Tastatur eingab. So ein frustrierter Typ, der wahrscheinlich gar nicht auf sein Leben klarkam. Vielleicht wollte er die Olle, die meine Karte kontrolliert hatte, ja auch ficken und sie hatte ihn nie an sich rangelassen. Okay, die Vorstellung war echt ekelhaft.

»Was willst du?«, fragte er genervt und zog die Augenbrauen zusammen. Wahrscheinlich waren es Spielschulden, die er bei Kiral hatte, das passte zu Versagern wie ihm.

»Gibt da jemanden, dem du drei Tausender schuldest. Rück raus«, forderte ich und baute mich so vor der Tür auf, dass ich ihm jegliche Fluchtmöglichkeit verhinderte.

»Ach, wie süß, dass Kiral mir einen seiner Köter schickt«, lachte er und ließ sich tiefer in seinen Sessel sinken.

Ich ging nicht darauf ein. »Ich warte«, sagte ich, meine Muskeln waren kampfbereit angespannt.

»Dann viel Spaß dabei.« Der Kinobetreiber lachte auf und lehnte sich tiefer in seinem Sessel zurück. »Sag deinem Schätzchen, dass er sein Geld leider Gottes nicht bekommt.«

Mit ein paar schnellen Schritten durchquerte ich den Raum und packte den Typen mit der einen Hand am Haaransatz an seinem Hinterkopf, mit der anderen am Oberarm. Mit ganzer Kraft schlug ich ihn mit dem Gesicht voran auf die Tischplatte. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, an meinen Fingern fühlte ich das Fett seiner Haare. Widerlich.

In der nächsten Sekunde zog ich in einer fließenden Bewegung mein Springmesser. Die Klinge klappte auf, dann drückte ich sie ihm schon mit Druck gegen seinen Hals.

»So, du Hurensohn, ich sag's dir einmal: Entweder du rückst die Kohle raus oder das war's mit dir«, zischte ich an seinem Ohr und drückte noch fester, sodass seine Nase gegen die Platte gepresst wurde und so flach aussah.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWhere stories live. Discover now