Kapitel 61: Die erste Aufgabe

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S.
Ich habe vor zwei Wochen deinen Brief bekommen und ja, ich hätte früher antworten sollen.
Ich habe nur wenig Ahnung von deinen Hexenkram, aber dieses Trimagische Turnier klingt interessant.
Jenninfer hat vor kurzem eine neue Assistentin eingestellt, die zusammen mit der Pastorin von nebenan auf das Waisenhaus aufpassen wird.
Sie wird mit mir nämlich morgen bei euch anreisen.
Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn ich dich vorwarne. Jennifer ist immer noch ganz aufgewühlt von der Nachricht, dass du da mitmachst. Naja. Das was du geschrieben hast, klingt ziemlich scheiße.
Lass dich von den Arschlöchern nicht unterkriegen und überleb morgen am besten.
M.

Ich legte Matthews Brief beiseite.

Ich hatte ganz vergessen, dass ich ihm in einem Brief mein Herz ausgeschüttet hatte und bei dem Gedanken daran wollte ich einfach nur noch von dieser Welt verschwinden.

Stöhnend versank ich wieder in meinen Kissen.
Wie hatte ich ihm nur so einen persönlichen Brief schreiben können?

Matthew war offensichtlich damit überfordert gewesen, denn seine Antwort kam deutlich später.
Eigentlich später als spät, denn es war die Nacht vor der ersten Aufgabe.

Durch das Pieksen der Posteule an der Fensterscheibe wären beinahe meine Zimmergenossinnen aufgeweckt worden und auf weitere Streitereien hatte ich jetzt und sonst auch keine Lust.
Ich war ohnehin schon wach gewesen.

Meine Gedanken hingen bei dem morgigen Tag.
Jetzt hatte ich nicht nur das Turnier im Kopf, sondern auch meine Tante und meinen Bruder, die ich morgen sehen würde. Wie es wohl Dylan ging?

Ich schloss die Vorhänge um mich herum und drückte Matthews Brief an mich.
In der Dunkelheit, die mich umgab, wirkte er wie ein Anker. Etwas, an das ich mich klammern konnte.

Obwohl Matthew nicht einmal so etwas für mich darstellte. Er war mein Bruder, aber bis vor kurzem hatten wir uns noch gehasst und jetzt war unsere Beziehung nur noch verwirrend und holprig. Keiner von uns beiden wusste, wie er mit dem anderen umgehen sollte.
Würde sich das ändern, wenn er morgen sehen würde, wie ich mein Leben riskierte?

Am nächsten Morgen fühlte ich mich auf eine merkwürdige Art und Weise selbstsicher.

In den letzten Wochen hatte ich immer geglaubt, die erste Aufgabe als einziges Nervenbündel zu betreten, doch nun schien es, als hätte ich über Nacht beschlossen, der Herausforderung erhobenen Hauptes entgegenzutreten. Vielleicht würde sich das ja noch ändern.

An diesem Morgen putzte ich mir die Zähne, flocht meine Haare und frühstückte wie immer, nur dass über der ganzen Schule eine gespannte und aufgeregte Atmosphäre hing.

Allmählich färbte diese Aufregung auch auf mich ab. Nur noch wenige Stunden und ich würde mich zum ersten Mal im Trimagischen Turnier behaupten müssen.

Bei dem Gedanken daran breitete sich nun doch ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch aus.

Zack und das Quidditch-Team unseres Hauses wichen den ganzen Tag lang nicht von meiner Seite und selbst Marge ließ ihre Barrieren fallen und wünschte mir Glück.
"Mach sie platt, Ravenclaw", sagte sie, während sie meine Hand drückte.

Auf den Gängen wünschten mir die Schüler entweder viel Glück oder besahen mich mit bösen Blicken, doch der Anblick der Ravenclaws, die mich umgaben, hielt sie davon ab, mir irgendeine Verwünschung an den Kopf zu werfen.

Selbst Malfoy, dem ich nur von Crabbe und Goyle flankiert begegnete, verkniff sich einen bösen Kommentar. Mit einem Ring aus Beschützern hatte er genau so wenig gerechnet wie ich.

Arrogant hob ich meinen Kopf, als wir ihn passierten.

Nach den Tagen, in denen ich ständig angefeindet worden war, fühlte es sich merkwürdig an, plötzlich von so vielen Leuten auf einmal umringt zu werden und ich ärgerte mich ein wenig darüber, dass ich nicht schon eher mit zum Quidditch-Training gekommen war.

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