Diese beiden Engel waren einfach zu perfekt um war zu sein und ich hatte sie eigentlich nicht verdient, aber wenn Gott sie mir schon geschenkt hatte konnte ich sie ja wohl auch behalten.

Jetzt grade schauten sich die beiden mal wieder verliebt im Spiegel an und ich merkte, wie sehr sie doch eigentlich recht hatten.

Ich wollte einen Freund.
Einen der mich morgens wach küsste, mir sagte, dass ich perfekt war, auch wenn ich selbst wusste, dass ich es nicht war und einen der immer für mich da war wenn es mir schlecht ging und jederzeit vorbei kommen würde. Einen der mir deine Pullis gab und sich Gedanken darüber machte auf was für ein Date ich gehen wollte.

Einen perfekten Jungen also.

Aber so einer existierte natürlich nicht. Zumindest nicht für mich. Ich war eine hoffnungslose Romantikerin und hatte mich innerlich darauf vorbereitet so lange auf meinen perfekten man zu warten wie es nun mal brauchte.

Ich wollte vorher keine Beziehungen, die sich eh nach 4 Monaten wieder auflösten und ich wollte auch keine Beziehung in der ich mich schlecht fühlte.

Wenn mich jemand fragen würde warum ich noch nie einen Freund gehabt hatte und ich würde ehrlich antworten, dann wäre meine Antwort wohl, dass ich Angst hatte.

Ich hatte Angst jemanden in mein Herz zu lassen,
Ich hatte Angst jemanden zu verlieren,
Ich hatte Angst jemanden zu verletzen,
Ich hatte Angst selber verletzt zu werden,
Und ich hatte Angst, dass ich ausgenutzt und betrogen wurde.

Und all diese Angst hinderte mich daran mich auch nur zu öffnen und jemandem die Chance zu geben mir zu beweisen, dass er der richtige war.

Im Gegensatz zu Lisa und Sophie war ich so ziemlich unperfekt, ich traute mich nichts und das machte mich selbst am meisten sauer.

Die beiden hatten es geschafft sich vor einer ganzen Schule zu outen, was nebenbei gesagt eines der schwersten Sachen ist die es auf dieser Welt gibt, sie waren freundlich zu jedem und offen neuen Freundschaft gegenüber.

Ich war stolz solche Freundinnen wie sie zu haben, aber es machte mich manchmal auch ein bisschen traurig zu sehen, dass sie ihr leben so gut unter Kontrolle hatten und ich nicht.

Grade als ich mich nach hinten fallen lassen wollte um ein wenig am handy zu spielen wurden die beiden fertig.

"So!", sagte Sophie,"und jetzt bist du dran."

Sie hob irgendeinen von den vielen Pinsel, die vor den beiden auf dem Tisch lagen und wedelte damit lächelnd vor meiner Nase rum.

"Ähhh... ne lass mal.." sagte ich verwirrt.

Die beiden hatten noch nie darauf bestanden mich zu schminken. Egal ob wir irgendwo hin gingen oder einfach so aus Spaß.

"Doch! Du sollst auch toll aussehen." sagte jetzt auch Lisa.

"Das hat dich doch noch nie interessiert." sagte ich lachend und sprang vom Bett auf.

"Aber jetzt halt schon." sagte Lisa und nahm sich die Mascara, das einzige stück auf dem ganzen Tisch von dem ich den Namen wusste und kam auf mich zu gelaufen.

Ich, überdramatisch wie ich natürlich war, rannte aus der Tür raus und runter in die Küche, wo meine Eltern mich verstört anschauten. Als sie dann aber Lisa und Sophie mit schminke bewaffnet die Treppe runterrennen sahen mussten sie nur schmunzeln und schauten, natürlich an einander gekuschelt und unter einer Decke, dann weiter den film den sie sich grade angemacht hatten.

Mein ,Vater' war nicht mein biologischer Vater, aber da mein Erzeuger meine Mutter sehr schlecht behandelt hat und sie teilweise auch geschlagen hatte, hatte ich mich dazu entschieden, dass er der Vaterrolle nicht würdig genug war.

Joe hingegen hatte meine Mutter solange sie sich kannten nur gut behandelt. Laut ihm war meine Mom seine Königin und er würde alles für sie machen. Genau so wie meine Mom seine Königin war war ich seine Prinzessin geworden.

Es mag kindisch für euch klingen, dass wir uns alle immer noch mit Kosenamen ansprachen, aber ich finde meine Familie so wie sie war perfekt. Wir respektierten uns und gingen manchmal sogar zum essen gemeinsam aus. Wir waren jetzt nicht unbedingt diese standard perfekte Familie, wo die Eltern wirkliche Elternrollen übernahmen, aber ich fand unser perfekt, das wir uns über die Jahre angeeignet hatten vielleicht sogar besser.

Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob ich ehr mit Freunden zusammen leben würde. Wir hatten alles gleichmäßig aufgeteilt. Ein Woche kümmerte ich mich ums kochen, die nächste meine Mutter und danach mein Vater und dann fing es wieder von vorne an.

Genau so teilten wir auch die Wäsche, Saubermachen und die restlichen Hausarbeiten ein. So trugen wir alle gleich viel zum Haushalt und dem friedlichen zusammenleben bei.

Was meine Familie aber sehr von der meiner Freunde unterschied war, dass sie mir immer erlaubten raus zu gehen und zu machen was ich wollte, aber wenn ich Hilfe brauchte musste ich nur anrufen und schon waren sie da. Ich musste ihnen zwar meistens erst noch einmal erklären wo ich war, da sie es sich nicht gemerkt hatten oder ich ihnen nicht ein mal bescheid gesagt hatte, aber sie kamen wenn ich sie brauchte. Und das war genug.

Mehr konnte ich nicht erwarten.

Sie interessierte mein leben teilweise sehr wenig, was zu manchen Zeitpunkten echt verletzend seine konnte, aber so lernte ich, dass ich selbstständig und unabhängig seien musste um später im richtigen Leben klar zu kommen.

Ich liebte sie über alles und sie liebten mich über alles, aber ich fühlte mich manchmal wie das fünfte rad am wagen, was komisch war, da sie ja eigentlich meine Familie waren. Wie gesagt, wir hatten eine andere Beziehung zu einander als andere Familien, die aber genau so vor und Nachteile mit sich trug.

Nachdem ich und Lisa drei mal um die Kücheninsel gerannt waren kam Sophie mit einer gefüllten Schminktasche die Treppe runter und die beiden umzingelten mich lachend. Als sie sich auf mich stürzten fielen wir alle zu Boden.

Die beiden hatten echt Glück gehabt vorher ihre schminke abgestellt zu haben.

Ich liebte meine Familie und Freunde und egal wie kindisch und verrückt wir uns anstellten änderte das nichts daran wie lieb wir uns alle hatten und daran, dass wir immer Spaß hatten und für einander da waren.

Als sie mich ins Badezimmer zarten und mich auf einen Stuhl drückten ergab ich mich endlich.

"Ok.. aber nur dezent.." waren meine letzten Worte bevor ich zu einem völlig neuen Mensch umgestaltet wurde.


°TADAAA nächstes Kapitel°

Weil ich so lange nichts mehr veröffentlicht habe hab ich mal etwas mehr geschrieben.

• WRONG NUMBER •Where stories live. Discover now