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Kapitel 15

Eigentlich würde ich wieder umdrehen, aber Travis' Kopf dreht sich in meine Richtung und er winkt mich zu sich. Seufzend nehme ich mir einen Stuhl vom leeren Tisch, da sich Matteo auf meinen Platz gesetzt hat und wir nur einen Vierer Tisch haben. Ich stelle den Stuhl ans Tischende. So sitze ich quasi zwischen Matteo und Dakota.

«Ich geh mal 'ne neue Runde holen.» sagt Travis plötzlich. Er sieht unseren Lehrer an bevor er aufsteht. «Wollen Sie auch etwas?»

«Oh, gerne. Hol' mir doch einfach das, was ihr trinkt.» erwidert besagter Spanier. Zumindest glaube ich das er Spanier ist. Er könnte genauso gut Italiener sein.

Es dauert nicht lange bis Dakota und Samuel wieder in ein Gespräch verfallen, worum es wieder über Ben und Blaire geht. In einem unauffälligen Moment zieht Matteo meinen Stuhl etwas näher an sich heran. «Du solltest gar nicht hier sein.» wispert er in meine Richtung. Mein Bein berührt schon fast seins, so nahe sitzen wir einander.

«Warum?» frage ich wirklich neugierig.

«Du bist noch minderjährig.» antwortet Matteo, dabei streift er mit seiner Hand kurz über meine, die auf dem Tisch liegt. «Das hält dich doch auch nicht ab. Was soll dann schon in einer Bar passieren?»

«Das ist nicht dasselbe, Emery.» Ich schaue kurz zu meinen Freunden um mir wirklich sicher zu sein, dass sie nichts mitkriegen. Travis steht noch immer an der Bar und unterhält sich mit Hunter, während Samuel und Dakota über anderes Zeug reden. Ich beuge mich etwas in Matteo's Richtung.

«Doch, denn beides ist strafbar.» Aufgebracht gehe ich durch meine Locken. «Solltest du nicht bei deinen Freunden sein? Was sollen die denn bitte denken, wenn du mit deinen Schülern einen trinkst?»

«Die finden's cool. Meine Freunde wissen das ich ein lockerer Lehrer bin.» Ein bisschen zu locker gegenüber mir wenn man mich fragt.

Mir fällt ein das ich am Freitag, also gestern, noch mit Matteo sprechen wollte. Soll ich das jetzt ansprechen? Oder lieber nicht? Fuck, ich habe keine Ahnung!

Die Entscheidung wird mir glücklicherweise abgenommen. Denn Travis kommt mit einem Tablet voller Getränke wieder an den Tisch. Darunter sind auch diesmal zehn Tequila Shots dabei. Vermutlich zwei für jeden.

«Oh wow. Das trinkt ihr?» fragt Matteo belustigt. Travis verteilt schulterzuckend die alkoholischen Getränke. «Normalerweise trinken wir kaum Tequila, aber ein wenig Abwechslung tut doch auch gut.» antwortet mein bester Kumpel. Ohne weiter meine Kraft ans Denken zu verschwenden lecke ich meinen Handrücken ab (damit das Salz besser hält) und streue das Salz drauf.

«Na dann, Prost!» Ich lecke das Salz von meinem Handrücken ab, trinke den Tequila Shot (verziehe dabei natürlich mein Gesicht) und beiße dann in die Zitronenscheibe. Das wiederhole ich dann mit meinem zweiten Shot. Alle vier gucken mich verwundert an. «Was denn?»

«Normalerweise muss man dich zwingen um wenigstens einen Shot Tequila zu trinken. Und jetzt trinkst du zwei, von ganz alleine?» Dakota lacht und schaut mich verwundert an. «Wo ist unsere Em?»

«Wie Travis sagt: ein wenig Abwechslung tut gut.» Grinsend nehme ich mir meine Mische vor. Vermutlich ist es wieder eine Vodka-Energy Mischung oder Vodka-Cola. Wobei mir ersteres lieber ist.

Eine Stunde vergeht und Matteo sitzt noch immer bei uns. Mittlerweile merke ich das ich angetrunken bin, aber es stört mich nicht im geringsten. Denn so muss ich nicht über jedes Wort nachdenken was mir über die Lippen kommt. Übrigens habe ich noch zwei weitere Tequila Shots getrunken. Ich weiß auch nicht woher das kam, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis danach.

Gerade nippe ich an meiner dritten Mische und so langsam meldet sich meine Blase wieder. Kichernd stehe ich auf muss mich aber nochmal am Tisch festhalten. «Wohin geht's?» fragt Samuel verwirrt. «Ich muss mal.»

«Soll ich mitkommen?» fragt meine beste Freundin doch ich winke nur ab, weil ich mir sicher bin das ich es alleine schaffe. Mühsam finde ich den Weg zur Toilette. Schnell habe ich mein Geschäft erledigt, wobei ich fast vergessen habe meine Hände zu waschen. Aber auch das ist schnell erledigt.

Ich trete aus dem Damenklo heraus. Vor der Tür steht Matteo an der Wand angelehnt und hebt seinen Kopf, als ich rauskomme. «Hi.» sage ich lachend und stelle mich vor ihn. Er packt sich mein Handgelenk und zieht mich etwas weiter nach hinten, bis wir an einem Notausgang stehen, welcher etwas versteckt liegt. Niemand sieht uns hier also.

«Ich wollte eigentlich gestern mit dir reden, aber du warst nicht da.» spreche ich doch noch darauf an. Er streicht behutsam über meine Wange. Genießerisch schließe ich meine Augen. «Über was denn?»

«Weiß ich grad nicht mehr.» Seine Lippen streifen federleicht über meine Wange. Es macht mir nichts aus, weil ich angetrunken bin. Vermutlich würde ich es im nüchternen Zustand nicht erlauben. «Nutzt du etwa gerade meinen Zustand aus?» frage ich belustigt und öffne wieder meine Augen. Seine Pupillen haben sich geweitet und ich sehe in seinem Blick wie sehr er mich will.

«Vielleicht ein bisschen.» murmelt er gegen meine Lippen. «Ich bin auch nicht gerade der nüchternste.»

«Vielleicht nutzen wir gerade beide diesen Zustand aus.» Meine Hände wandern an seinen Nacken. Während einer meiner Hand dort ruht, geht die andere höher in seine Haare.

«Wäre das so schlimm?» fragt Matteo mich, wobei seine Lippen meine streifen und ich für einen Augenblick vergesse zu atmen. Seine Hände finden den Weg zu meiner Taille. Er zieht mich näher zu sich ran.

«Absolut nicht.» Ich weiß nicht mehr, wer als erstes die Lücke zwischen uns schließt. Vielleicht tun wir es beide. Ich seufze zufrieden auf, als Matteo's Lippen meine berühren und sofort gebe ich mich dem Kuss hin.

Und es ist mir in dem Moment egal, dass er eigentlich mein Lehrer ist. Es ist mir egal, dass wir uns gerade strafbar machen.