Mit heißen Wange schaue ich auf den Boden. «Danke.. Matteo.» sage ich, als er die Kette bezahlt. Wir verabschieden uns etwas länger bei der alten Dame, bevor wir den kleinen Laden verlassen. Ich nehme mir in Gedanken nochmal vor sie irgendwann mal zu besuchen. Sie ist echt ein Engel.

«Das war doch überhaupt nicht nötig gewesen.» meine ich nach einer kurzen Stille in der wir einfach nur durch die Straßen spaziert sind. Wir bleiben an einem kleinen Park stehen und setzen uns auf eine Bank unter einem Kirschbaum. Hier steht wirklich einfach mitten in einem Park ein Kirschbaum! Das würde man in London niemals sehen. Die Blüten leuchten in einem wundervollem Rosa.

«Doch, Emery. Ich hab gesehen wie sehr du diese Kette haben wolltest. Es war also nötig.» Er streicht mir (wieder einmal) einige Locken hinters Ohr. Unbewusst schmiege ich meine Wange in seine Hand, da ich dieses warme Gefühl die von ihm aus kommt total vergöttere. Mit seinem Daumen streicht er über meine Haut bis zu meinen Lippen. Verträumt fährt er über meine Lippen und nimmt seine hellblauen Augen auch nicht weg. Nervös schlucke ich.

Ich muss etwas tun, sonst endet das ganze genauso wie ich es nicht will.

«Matteo..» flüstere ich, als sein Gesicht sich ein paar Meter zu meinem nähert. Er verharrt in seiner Position. «Wir haben bis jetzt noch nichts falsches gemacht und.. willst du nicht auch das es so bleibt? Wir dürfen das nicht.» sage ich kraftlos, bevor er seine Stirn gegen meine lehnt. Es wird kein Kuss geben— das weiß ich.

Vermutlich wollen wir beide diese Zweisamkeit solange wie es nur geht genießen. Niemand bewegt sich, niemand sagt etwas. Denn Matteo weiß das ich recht habe. Meine Augen sind geschlossen (ich wette seine auch) und ich genieße seine Präsenz unter diesem Kirschbaum.

«Wieso?» fragt er mich mit zittriger Stimme. «Wieso muss es so schwer sein?» Meine Hand legt sich wie von alleine auf seine Wange.

«Weil nichts so sein kann, wie man es möchte.» flüstere ich, während ich über seine Wange streiche. Ich fahre seine Konturen am Kiefer nach.

«Weil das Universum nicht fair spielt.»

-

Wieder einmal sitze ich im langweiligen Englisch Unterricht und kann nicht anders als an den gestrigen Tag mit Matteo zu denken. Es ist nichts mehr passiert. Wir saßen nur noch eine Weile auf dieser Bank unter dem Kirschbaum. Danach hatten wir uns entschieden wieder zurück nach London zu fahren. In London haben wir uns dann verabschiedet, wobei er mich eigentlich nach Hause begleiten wollte (da es schon dunkel war), aber ich hatte freundlich abgewinkt. Ich wollte nicht das es jemand sah.

Meine nächste Stunde ist Biologie mit Matteo— eher gesagt Mr. Coleman. Ich weiß nicht so recht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Aber ich glaube nicht das es allzu schwer wird, da wir ja nicht wirklich einen Moment zwischen uns hatten.

Naja, wir waren echt nah beieinander dafür das er mein Lehrer ist, aber wir haben nichts illegales gemacht. Es sollte kein Problem sein.

«Hausaufgaben kriegt ihr keine. Ich möchte nur, dass ihr die Kurzgeschichte auf Seite fünfundzwanzig liest.» teilt unser Lehrer uns noch mit bevor wir den Klassenraum verlassen dürfen um in die Pause zu gehen. Ich packe eilig meine Sachen zusammen und warte draußen auf meine Freunde.

Travis drückt mir einen Kuss auf die Wange. «Wir haben uns Sorgen gemacht, Em.» sagt er leise in mein Ohr. Entschuldigend schaue ich meinen besten Freund an. Natürlich kriegt er auch noch einen Kuss auf die Wange, damit er nicht allzu sauer ist.

«Ich erzähl's dir später, okay?» Mein bester Kumpel nickt widerwillig. Zusammen machen wir uns auf den Weg zur Cafeteria, weil Samuel und Dakota schon lange über alle Berge sind.

«Na, du Streber.» begrüße ich Dakota und gehe ihr wild durch die Haare.

«Und freust du dich schon auf Bio?» zieht mich Samuel auf, da er weiß, dass ich Biologie hasse. Außerdem provoziert mich Matteo immer, sodass ich nach jeder Stunde fünf Minuten länger bleiben muss.

«Ja! Sehr!» rufe ich gespielt enthusiastisch und schnappe mir eine Gurke aus Dakota's Dose. «Im Ernst. Ihr müsst mir helfen. Sonst packe ich die Klausur nicht.»

Samuel und Dakota schauen Travis an. «Was?» fragt dieser unschuldig.

«Du bist Kursbester! Wir brauchen auch Hilfe.» meint Dakota lachend und boxt Travis spielerisch auf den Arm.

«Streber.» Samuel tut so, als würde er sich übergeben. «Überall Streber! Em, wir müssen raus hier.»

«Los! Mir nach.» rufe ich lachend, schnappe mir meine Tasche und stehe auf da es sowieso gleich zur nächsten Stunde klingelt. Samuel grinst die anderen beiden an und rennt mit mir zusammen aus der Cafeteria.

Lachend bleiben wir an den Spinden stehen. Genau in dem Moment kommen Dakota und Travis ebenfalls raus. Sie wollen sich neben uns stellen, aber Samuel macht schnell mit seinen Fingern ein Kreuz und signalisiert unseren Freunden so, dass wir keine Streber in unserer Gruppe wollen (natürlich ist das alles nur ein Spaß).

«Immerhin beweist es das wir ein Hirn haben!» kontert Travis und streckt uns die Zunge raus. «Peh, kindisch!»

«Das stimmt.» sagt Samuel lachend. «Mach das nie wieder Travis.»

Die Schulklingel unterbricht unseren kleinen Spaß. Zu viert machen wir uns auf den Weg zu den Bioräumen, derweil erhoffe ich mir das Matteo sich vielleicht krankgeschrieben hat. Das wir vielleicht kurzfristig Vertretung haben.

illegal love | ✓ #wattys2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt