» Prolog

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»Entfernungen haben keine Bedeutung, 
sich nahe zu sein ist Sache des Herzens.«

»An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit.«, jaulte ich den Text der Toten Hosen mit und nahm langsam aber sicher meine Sonnenbrille von der Nase, um die mir bekannte Umgebung klar wahrzunehmen und die Farben und die Lebendigkeit des kleinen Dorfes auf mich wirken zu lassen. Der letzte Besuch in dem kleinen Dörfchen, welches anderthalb Stunden von dem meinen entfernt lag, war zwar schon mehrere Wochen her, jedoch merkte ich wieder einmal, dass sich nichts verändert hatte. Wahrscheinlich hatte das Dorfleben das so an sich: Immer die gleichen einheimischen Leute, die ihre Vorgärten jedes Jahr gleich bepflanzten und ihre Autos immer an der gleichen Stelle vor ihrem Haus parkten.
Mit einem dicken Lächeln bog ich in die Straße, in der sich das Haus meiner besten Freundin befand. Die 30er-Zone absichtlich übersehend, fuhr ich das Kopfsteinpflaster entlang und entdeckte schon aus der Ferne die bunten Luftballons, die an der weißen Tür und dem Garagentor befestigt waren. Lächelnd musste ich an ihre Mutter denken, die mit Sicherheit für die liebe Geste verantwortlich war. Sofort überkam mich der nächste Schauer voller Freude, der durch meinen Körper raste und mich schon fast von allein mit voller Kraft auf mein Lenkrad drücken ließ, um die Hupe ertönen zu lassen. Leicht bremste ich ab, um mich mitten auf den geräumigen Hof zu stellen und Sekunden später den Gurt von meinem Körper zu lösen.
»Juhuuuuuuu!«, ertönte auch schon die laute Stimme von Emmi, die mich auflachen und aus meinem Auto springen ließ.
»Meister!«, erwiderte ich und ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Happy birthday to you, happy birthdy to you, happy birthday, liebe Emmi, happy birthday to you!«
»Nicht so laut, die Nachbarn!«, lachte sie und ließ sich von mir in die Arme nehmen.
»Halt die Gusche.«, zwickte ich ihr in die Seite und drückte sie an mich. »Alles Liebe und Gute zum 18.!«
»Daaaaanke.«, zog sie das Wort lachend lang, als hinter uns tosender Beifall ertönte und unser Lachen urplötzlich verstummte.
»Der Jodelmeister ist wieder da.«, klatschte Frank, Emmis Vater, in die Hände und sah mich grinsend an. 
»Frank!«, ermahnte die Mutter des Hauses, Tanja, ihren Mann sofort. »War doch süß von ihr. Dir würde so was ja nicht einfallen.«
»Wollt ihr sie nicht erst mal begrüßen, bevor ihr weiter diskutiert?«, lachte Emmi und wandte sich mit den Worten »Du kennst sie ja« an mich. 
»Hey ihr beiden.«, ging ich lächelnd auf die Eltern des Hauses zu und nahm sie beide zur Begrüßung in den Arm. 
»Gute Fahrt gehabt?«, erkundete sich Frank bei mir und schob mich sachte vor ins Innere des Hauses.
»Ja, hier und da ein paar Vollidioten auf der Autobahn unterwegs, aber die gibt's ja immer.«, seufzte ich und ließ mich in der Küche auf einen der Stühle nieder. Nickend stellte Tanja mir ein Glas Limo vor die Nase.
»Was gibt es denn noch an Vorbereitungen zu tun, damit die Party übermorgen starten kann?«, erkundigte ich mich bei Emmi.
»Wir müssen noch die Suppe machen, den Raum ein bisschen schmücken und die Tische richtig hinstellen. Und dann halt noch ein bisschen was an Getränken einkaufen und so. Aber ich denke, das bekommen wir noch geregelt.«, beruhigte sie mich.
»Na, das hoffe ich ja mal. Aber Tanja und ich helfen auch. Nicht, dass du denkst, dass ihr alles alleine machen müsst.«, schaltete Frank sich ein und stand von seinem Stuhl auf. »Ich geh mal eben den Wassersprenger umstellen.« 
Schweigend sahen wir drei Damen dem einzigen Mann im Nest hinterher, als mir etwas einfiel.
»Kommt Phil heute auch noch vorbei?«
»Er hat gefragt, ob er vorbeikommen kann, ja.«, gestand meine Freundin mir, was mich leicht lächeln ließ.
»Ich hoffe, du hast ihm zugesagt. Schließlich habe ich ihn bei der Kirmes nur betrunken kennengelernt.«, kicherte ich. 
»Ich schreibe ihm gleich.«, sagte sie und ich hatte das Gefühl, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen.

In dein HerzWhere stories live. Discover now