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Außerhalb Hamptons gab es keinen anderen Diskussionsfaden als die verschwundene Frau aus Hampton.

In Hampton schwiegen die Menschen und raunten sich Verschwörungen zu und selbst die zurückgebliebenste alte Schachtel wandte sich dem Gedanken zu, dass es der Puppenmacher war, der die Frau entführt oder sogar ermordet hatte. Nur ohne Leiche gab es kein Verbrechen.

Doch wer sonst konnte eine Puppe so präzise und genau anfertigen? Laut Zeitungsberichten und Zeugen sei jene Puppe so detailliert angefertigt worden, dass Kleidung, Gesichtszüge und andere physische Auffälligkeiten, die nur die Familie selbst kannte, entsetzt eingeordnet und identifiziert worden waren. Erst Tage später durchsuchte die Polizei Apate's Geschäft und zogen ohne Hinweise und Verhaftung wieder ab. Manche sagten, sie haben bewusst zu lange gewartet, um den Zorn des alten Hexers nicht auf sich zu ziehen, andere sagten, dass es eben auch keine wirklichen Indizien gegen ihn gab, da an der Puppe selbst nichts war, was den Puppenmacher mit ihr in Verbindung brachte.

Die meisten Menschen fürchteten sich umso mehr vor ihm, die Männer hatten Angst, dass auch ihre Frauen verschwinden könnten oder sogar ihre Kinder!

Doch war es wirklich der mysteriöse Puppenmacher gewesen?

Ich hegte meine Zweifel, jedoch hatte sich ein Motiv auf jene Frage „Warum?" in meinen Gedanken zusammen gesponnen: Um sie die Türen öffnen zu lassen in seine verschobene fremde Welt – um ihnen jenen Schlüssel zu überreichen ...

Ich hatte überlegt, Apate nochmals aufzusuchen und ihn zur Rede zustellen, doch jedes Augenpaar war an die Türe jenes Gemäuers geheftet, sodass ich fürchtete, aufzufallen oder noch mit irgendwelchen Machenschaften verbunden zu werden.

Glaubte ich an seine Unschuld? Nein. Aber das Gegenteil überzeugte mich auch nicht.

Ich überlegte verzweifelt, wie ich Kontakt mit dem Alten aufnehmen konnte ohne selbst an Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ich schrieb ihm daher einen Brief, in dem ich mich als seinen Freund ausgab und ihm versicherte, dass ich von seiner Unschuld überzeugt sei. Ich erhoffte mir somit eine Antwort, denn ich vermutete stark, dass, falls er denn unschuldig sei, er nicht mit einem zweifelnden Menschen sprechen möchte, sondern mit einem neutralen oder sogar gut gesinnten Menschen. Und ich war ihm, wenn ich es so formulieren darf, von allen Bewohnern Hamptons am nächsten.

Ich wusste nicht, wie lange ich dem Puppenmacher Zeit geben sollte, so waren die Ereignisse eigentlich dringend. Doch als ich nach mehreren Tagen immer noch keine Antwort erhielt, befürchtete ich bereits, dass ich auch keine bekommen würde. Erneut sendete ich ihm daher – dieses mal per Express – einen Brief, um meine Dringlichkeit zu untermauern.

Als nach einigen Wochen erneut ein Mädchen, dieses mal wesentlich jünger,15 Jahre alt, verschwand und man erneut eine Nachbildung ihrer Person fand, stiegen mein Bedenken sowie die Angst der Bewohner.

Als ich nach einigen Tagen dann plötzlich einen Brief in meinem Postfach entdeckte, stieg mein Puls rapide an und Schweiß perlte mir in dicken Tropfen den Nacken hinab. Jene kindliche Aufregung wandelte sich jedoch schleunigst in Verwirrtheit um, denn der Brief war keineswegs von dem verhassten Spielzeughändler – er war von meiner Schwester, welche ebenfalls in Hampton lebte. Erst als ich völlig verlassen von jeglichen Mitmenschen zuhause war, wagte ich, mir den Brief genauer anzuschauen. Denn es gefiel mir gar nicht, dass meine Schwester, die mich zwar liebte, aber für keinen Rubel der Welt genug Auftrieb aufbringen würde, die Schreibfeder auch nur in die Hand zu nehmen, genau zu jenem Zeitpunkt einen Eilbrief an mich sendete, in der ich den Kontakt mit dem seltsamen Puppenmacher suchte.

Bevor ich ihn öffnete, schindete ich Zeit, indem ich Gegenstände unnötigerweise umstellte und Papiere prüfte, die längst das Siegel enthielten, um versendet zu werden.

Der PuppenmacherWhere stories live. Discover now