Woodhood

23 6 19
                                    

Am nächsten Tag verlasse ich gegen vier Uhr nachmittags mit frisch gebackenen Muffins das Haus.

Als ich nach Quinn Ausschau halte, fasst mich auf einmal jemand an der Schulter an. Ich zucke zusammen und drehe mich mit flauem Magen zu der Person um. Zu meinem Glück ist es nur Linus. Habe ich wirklich gedacht, es wären wieder fremde Angreifer? Ich fantasiere wohl schon. Linus wohnt im Haus neben mir, also hätte ich mir denken können, dass er es ist.

,,Hey.", begrüße ich ihn. Linus sieht mich prüfend an.

,,Wohin gehst du schon wieder? Ich habe dich erst vorgestern ziemlich spät nach Hause kommen sehen. Das kenne ich gar nicht von dir.", antwortet er und mustert mich weiter. Ich rolle mit den Augen. Natürlich muss er den großen Bruder raushängen lassen, wenn ich ein Mal spät nach Hause komme.

,,Ich war Abendessen, Mama.", entgegne ich sarkastisch. Im Augenwinkel sehe ich Quinns Auto anfahren. Da die Wege hier inmitten von Wäldern und Fjorden ziemlich schlecht sind, sollte man darauf bevorzugt vorsichtig fahren. Quinn scheint dies nicht gerade zu beachten und rast in enormer Geschwindigkeit auf uns zu. Linus sieht verwirrt zu dem Auto, das nun mit quitschenden Reifen vor uns stehen bleibt.

,,Mein Taxi ist wohl da. Wir sehen uns später!", rufe ich Linus zu und steige ein. Dabei spüre ich seinen Blick auf mir.

,,Du hast Muffins dabei?", fragt Quinn und seine Augen weiten sich wie die eines kleinen Kindes. Ich muss lächeln.

,,Sieht ganz so aus. Der Kuchen letztens ist auf dem Weg zu dir ja leicht verunglückt..."
Daraufhin sieht Quinn mich ernst an, sagt aber nichts.
Eine Weile fahren wir schweigend Auto, doch mir brennen um die 1000 Fragen auf der Zunge.

,,Was können Energetics jetzt genau? Ihr habt gesagt, "Energien kontrollieren", aber was heißt das? Was sind alles Energien, außer vielleicht Feuer? Und könnt ihr noch irgendwas Krasses?", sprudelt es aus mir heraus. Quinn grinst.

,,Wir, Lia. Und keine Sorge, du wirst heute ziemlich viel erfahren. Wir gehen zu der Schule, wo ich gerade zum Lehrer und Pro-Energetic ausgebildet werde. Da können wir ungestört trainieren."

Ich nicke, so als wüsste ich, was ein Pro-Energetic ist.

,,Ein Pro-Energetic ist jemand, der sich für die Zukunft der Energetics einsetzt und ein wichtiger Entscheidungsträger in diese betreffende politischen Fragen ist. Ich durfte zum Beispiel entscheiden, dass wir die Schule, von der ich dir erzählt habe, "Energency" nennen.", erzählt Quinn und sieht mich stolz an.

Ich sehe ihn fragend an. Was genau ist daran so toll?
,,Naja, eine Mischung aus "emergency" und "Energetics". Nicht gut?", antwortet Quinn und klingt bei Weitem nicht mehr so überzeugt wie noch vor ein paar Sekunden.

Ich brauche ein, zwei Sekunden, bis ich beginne, lauthals loszulachen.

,,Ganz toll, Quinn.", bringe ich hervor, als er mich frustriert ansieht und muss bei seinem Anblick abermals lachen. Dann werde ich wieder etwas ernster.

,,Ich hoffe für dich, dass du keine Gedanken lesen kannst oder so etwas.", murmele ich und sehe weg.

,,Genauso wenig, wie ich fliegen kann, falls du dich das auch fragen solltest.", entgegnet Quinn amüsiert. Ich drehe meinen Kopf wieder zu ihm und als sich unsere Blicke treffen, muss ich erneut losprusten.
Für einen Moment vergesse ich all die Sorgen um das, was alles noch kommen wird. Auch die Sorge, dass Quinn mir nur einen riesigen Streich spielt, ist plötzlich weg. Dieser Moment ist einfach nur unglaublich lustig, mit ihm.

Als wir immer weiter in die Tiefen des Waldes fahren und ich nicht mehr weiß, wo genau wir sind, hält Quinn schließlich an.

,,Da wären wir.", sagt er und lächelt mich an. Verwundert blicke ich mich um. Wir befinden uns mitten in einem dicht bewachsenen Waldteil, in dem sich wohl niemand einfach so aufhalten würde. Ich sehe mich um.

Energetics - your energy belongs to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt