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>>Carpe Diem! Man weiß nie, wann einem die Fäden durchgeschnitten werden ... <<


Wird man in Hampton Village geboren, stirbt man in Hampton Village und ein niemand würde es wagen, diesen ewig währenden Kreislauf zu durchbrechen.

Den Menschen dieser apathischen Kleinstadt sind die Wurzeln, welche die Botanik unserer Träume, Wünsche und unsere Persönlichkeit verankern, von höchster Bedeutung und so würden sie über den kühnen Kleingeist nur spotten, der es wagt, seine Wurzeln mithilfe seiner Willenskraft und der Neugierde gegenüber neuen Ufern herauszureißen. Rituale bauen auf der Moral auf, welche man vertritt oder in die man, wie in diesem Fall, hineingeboren wird. Jene sind respektierend zu beachten und auszuführen, wobei dies wie ein Gefängnis des Lebens ist, indem die Stabilität nicht durchbrochen werden kann, da Stahl und Mauerwerk den Mutigen von der Freiheit trennt.

So wird es als Therapie gesehen, die Neugeborenen lang genug von der Außenwelt abzuscheiden, sodass die Sonderbarkeit dieser Festung zu einem Ort der Normalität und zu dem wird, was man in ihm sehen sollte, es aber nicht ist: Nicht ist es die eigene Zelle für den Geist des Denkenden, sondern die Sicherheit, welche ungebetene und neue Gedanken von dem Ängstlichen trennt, sodass das Gefängnis letztendlich alles Neue einsperrt und man vor dem Schatten der Vernunft gerettet zu glauben scheint.

Ist diese Moral, dieser Keim, einmal in den Köpfen der Menschen, wächst er unaufhaltsam, schlägt seine Wurzeln und verbreitet seine Giftstoffe bis man an seiner Infektion zu sterben droht.

Dieser Kreislauf wiederholt sich bei der Nachkommenschaft der Nächsten, wobei die Alten schelmisch grinsend die Perversität betrachten, wohlwissend, dass ihre Hybride nicht in den nächsten Jahren sterben werden und jene ungesunde Züchtung bis über ihren eigenen Tode hinausreichen wird. Denn die Menschen, die in jenem unheilvollen Provinznest hervorkommen, scheinen keiner Gattung der menschlichen Rasse anzugehören, da ihr Verstand und ihre Moral über Grenzen eines rational Denkenden hinausreichen.

Ein niemand würde es vorziehen, in Hampton Village ein klägliches Leben voller Stabilität und gemeinschaftlichen Hass zu führen, obwohl es für einen selbst keine reelle Gefahr birgt, sondern einen lediglich einengt. Wobei, liebe Leserschaft, die Begrifflichkeit „lediglich" nicht in meinem Interesse derartig definiert wurde ...

Ein vergleichbar düsteres Portrait, erzeugt durch flüsternde Dämonen in Gedanken eines Künstlers wie Kubin, hätte niemals diesen Zugang zur Hölle beschreiben können, welcher sich hinter der Stadtgrenze zu Hampton Village auftat.

Denken Sie nicht verkehrt von mir, wenn ich Ihnen nun mitteile, dass auch meine Wenigkeit aus diesem verschrobenen Schoß entsprungen ist, denn von Stolz kann hier keinesfalls die Rede sein ... Jedoch habe ich die Axt bereits vor langer Zeit in die Hände genommen und habe mich dieser verseuchten Ideologie abgewandt und auch wenn jede Bewohnerschaft munkelt, die scheußliche Verbindung zu jener Anhängerschaft läge mir für immer im Blut, kann ich sie jedoch beruhigen, indem ich ihnen sage, die Wurzeln seien schon vor geraumer Zeit abgestorben.

Auch, wenn ich an dieses Getratsche über Seelenverbindung und solcherlei Humbug keine Gehirnzelle verschwende, zitiere ich den üblichen Schwachsinn, den ich seit Gezeiten auswendig beherrsche, damit mich die Menschen in Ruhe lassen.

Doch der Nebel Hampton Village's ist von dem Vorort Danville immer noch erkennbar und die Menschen haben ihn zu fürchten gelernt, obwohl sie die Gestalten der Stadt nur aus zusammengewürfelten Erzählungen Einzelner kennen.

Ich habe bis zu jenem Augenblick geschwiegen, jedoch habe ich eine Brandmarke jener schadhaften Stadt davongetragen, welche nun wie ein Abdruck auf meiner Seele liegt und wie ein Schönheitsfleck meine Sinne betrübt.

Der PuppenmacherWhere stories live. Discover now