Katzenaugen und kleine Geschöpfe

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Nach einer knappen halben Stunden sind wir wieder in meiner Wohnung angekommen. Schweigen herrschte auf der Busfahrt und auch schweigend öffne ich die Tür. Obwohl mir diese eine Frage so auf der Zunge brennt, kann ich sie doch nicht stellen. Schnell sind die Taschen ausgeräumt, alle umgezogen und eine Waschmaschine eingeräumt. Immerhin stecken nicht nur in den Badesachen, sondern auch in den Handtüchern das Chlorwasser. Als ich die Maschine anschalte, fahre ich mit einer Hand durch mein Haar und schiebe es somit nach hinten fest. Dabei spüre ich das unangenehme Gefühl an meiner Haut.
>Am besten, ich gehe auch duschen.<, denke ich mir daraufhin. Ich bin ehrlich gesagt auch nicht gerade scharf darauf den ganzen Tag mit Chlor in den Haaren durch die Gegend zu rennen. Sicher geht es den anderen genauso.
„Ich gehe gleich schnell duschen. Muss einer von euch noch mal dringend ins Bad?", frage ich in Wohnzimmer hinein. Dort sitzen sie alle mal wieder. Etwas verwirrt bleibe ich in der Tür stehen. Sie sitzen alle am Kaffeetisch, fast so als würden sie gerade eine Versammlung abhalten. Als ich fragend in das Wohnzimmer gekommen bin, schauen sie mich einfach nur stumm an. Jeder von ihnen verneint auf seine Art und Weise. Da ich im Moment auch nicht die Lust dazu habe darauf einzugehen, da der heutige Tag schon belastend genug war, gehe ich einfach in mein Schlafzimmer und hole mir vor dort ein großes Handtuch und meinen Pyjama. Mit diesen beiden Dingen gehe ich dann wieder ins Badezimmer.
Entspannt schließe ich meine Augen und genieße einen Moment einfach das warme Wasser auf meiner Haut. Erleichterung macht sich in mir breit, so als würde das Wasser die Geschehnisse im Freibad einfach aus meinen Gedanken spülen. Ich atme einmal tief durch, ehe ich nach dem Shampoo greife und meine Haare wasche, danach wasche ich meinen Körper und schon bin ich die Rückstände vom Chlorwasser los. Das ist doch gleich ein viel angenehmeres Gefühl.
Schnell trockne ich mich mit einem Handtuch ab und ziehe meinen Pyjama an. Deutlich entspannter als vor der Dusche greife ich nach meiner Haarbürste und möchte mir gerade meine Haare kämmen, als meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen wird. Irritiert halte ich in meiner Bewegung inne, als ich ein leise und hohen Lachen hören kann. Obwohl es leise ist, bin ich mir sicher, dass es nicht weit weg sein kann. Und für Kinder ist es auch zu hoch. Außerdem ist es mehr als nur ein Lachen.
>Drehe ich jetzt komplett durch?<, frage ich mich, als ich mich im Badezimmer nach dem Ursprung dieses Geräusches umschaue. Auch wenn ich mir sicher bin, dass der Ursprung nicht hier liegen kann. Immerhin bin ich alleine im Badezimmer. Dachte ich zumindest bis ich auf das Waschbecken schaue. Wie schockgefroren halte ich in meiner Bewegung inne und starre unglaublich auf das Waschbecken.
>Ich bin durchgedreht.<, denke ich mir nur. Dort am Waschbecken tummeln sich fünf kleine hellblaue Geschöpfe, die alle samt hellblaue Musterungen haben. Sie scheinen dort mit dem tropfenden Wasserhahn zu spielen. Er tropft irgendwie immer nach dem Duschen. Noch haben diese kleinen Geschöpfe nicht bemerkt, dass ich sie bemerkt habe. Langsam und leise nähere ich mich ihnen. Munter spielen sie mit den Wassertropfen, wobei sie selbst nicht gerade groß sind. Sie sind vielleicht gerade mal so groß, wie mein Daumen. Aber dafür sind sie echt niedlich.
Als ich direkt vor dem Waschbecken stehe, scheinen sie mich nun auch endlich bemerkt zu haben. Erschrocken weichen sie zurück.
„Halt, wartet!", sage ich schnell. Sie alle fünf haben sich in der Seife versteckt. Vorsichtig schaut einer hervor, als er mich sieht, versteckt er sich aber schnell wieder.
„Ich tue euch nichts.", versuche ich sie zu beruhigen, allerdings scheinen sie mir nicht zu glauben.
„Ich will euch wirklich nichts tun. Ich war nur so verwundert davon euch zu sehen. Wer seid ihr? Und vor allem was seid ihr?", frage ich sie mit leiser Stimme. Kurz halten sie sich weiterhin versteckt, ehe eines der kleinen, niedlichen Geschöpfe vorsichtig hervorkommt. Kurz steht er stumm da und scheint mich zu mustern.
„Wir sind Wassergeister. Aber wieso kannst du uns sehen?", erklärt er mir und fragt auch gleich.
„Ihr seid Wassergeister?", frage ich erstaunt nach. Von ihm kommt ein zaghaftes Nicken.
„Seid ihr schon lange hier?", frage ich dann weiter. Erneut ein zaghaftes Nicken.
„Aber wieso sehe ich euch denn jetzt erst? Habt ihr euch sonst immer versteckt?", frage ich weiter nach, dieses Mal aber schüttelt er den Kopf. Verwundert schaue ich ihn an. Wieso habe ich sie dann bisher noch nicht gesehen.
„Ihre Augen!", kommt es plötzlich von einem der weiterhin verstecken Wassergeister.
>Meine Augen?<, frage ich mich irritiert.
„Was ist mit meinen Augen?", frage ich verwirrt nach.
„Es sind die Augen.", kommt es von einem anderen kleinen Wassergeist, allerdings ohne mir eine Antwort zu geben. Langsam wird mir doch mulmig.
>Von was reden die?<, frage ich mich im Stillen. Verwundert hebe ich schließlich meinen Blick, da sie mir ja nicht antworten. Schockiert blicke ich in mein Spiegelbild. Anstatt das normale blau mit der hellblauen Musterung und den grauen Ring außen herum zu sehen, blicke ich nun in Augen, die vom Nebel verschleiert zu sein scheinen. Ohne etwas dagegen tun zu können, entfährt mir ein erschrockener Schrei. Ich stolpere ein paar Schritte zurück und lande schließlich auf dem Boden.
Sofort springen alle fünf kleinen Geister auf und scheinen mich beruhigen zu wollen.
„Sie weiß es noch nicht.", kann ich einen von ihnen hören.
>Was weiß ich nicht?<, geht es mir durch den Kopf. Allerdings kann ich nicht nachfragen, da genau in diesem Moment auch schon die Tür aufgestoßen wird.

Reisen durch DimensionenWhere stories live. Discover now