24. September 2060

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Als sich das Tor der Schleuse, nach all den Jahren der eisernen Verschlossenheit, über uns quietschend langsam öffnete, brach zeitgleich ein neues Kapitel der Menschheitsgeschichte an. Ein Kapitel, auf dass niemand stolz sein würde. Da es der lange steinige Weg durch die letzten Jahrhunderte der Entwicklung, bis hin zu dem Punkt wird, den wir vor dem Atomkrieg besaßen.
Als hätte man unseren Fortschritt zurückgesetzt.

Vielleicht war dieser Reset nötig gewesen. Schließlich hatte der ganze Planet unter dem Dasein des Menschen gelitten. Doch bin ich der festen Überzeugung, dass es einen friedlicheren, umweltfreundlicheren, Weg hätte geben müssen. Und nicht die absolute Zerstörung der Erdoberfläche.

Das waren die Gedanken die mir beim Näherkommen des verstrahlten Himmels in den Sinn kamen.

Erwartungen? Hatte ich keine. Wir würden versuchen zu überleben, nicht die Bestätigung unserer Vorstellungen diskutieren, welche am Ende eh gänzlich anders ausfallen würden.

Sarah war nervös. Zurecht. Ich hingegen hielt mir nur mein Ziel vor Augen, welches ich auf einer ausgehenden Basis erreichen wollte, die ich nicht beeinflussen konnte.

Wie bei einem Ladebildschirm wurde die Welt willkürlich, in ihrem Aussehen und den natürlichen Gegebenheiten, generiert. Eine Welt an die sich der Spieler anpassen musste, nicht anders rum.

Also ließ ich alles, was sich hinter dem Rand des Schachtes befand, gelassen auf mich zukommen.

Denn die Emotionen sollten mich später noch überwältigen.

Der Schatten wiech, und durch das glasige Visier des bleiverstärkten Helms schien die grelle Sonne in ihrer altbekannten Herrlichkeit.

Neben dem Mond und den Sternen, das einzige Medium, was von der Katastrophe verschont und in ihrer gänglichen Form geblieben war.
Sie strahlte immer noch die selbe Geborgenheit, Hoffnung, Euphorie und Wärme aus, wie damals.

So selbstverständlich sie den meisten auch erschien, so schätzte ich ihre unveränderte Anwesenheit über meinem Haupt. Die Quelle allen ehemaligen Lebens, wird auch die Quelle allen folgenden Lebens sein. Ob wir dazugehören wird die Zeit zeigen.

Jene oft beobachtete Ebene aus meinem ehemaligen Versteck wirkte nun freier, weiter, grenzenloser, und nicht wie die Projezierung hinter einer Wand aus Panzerglas. Sie war begehbar, fühlbar, realer. Und somit auch gefährlicher.

Der Geigerzähler in der Jackentasche meines Anzuges schlug im Takt eines Schlagzeugorchesters zum Rythmus einer Rockband aus. Wie die Luftblasen beim Tauchen, sollte das anfänglich störende Geräusch in den ersten Minuten schnell zur vertrauten Alltäglichkeit werden.

Die gemeine Landschaft lässt sich in einem Satz beschreiben:
,,Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter."

Jeder Klimaaktivist oder Naturschützer wäre entsetzt gewesen. Wo einst vegetationsreiche Wälder in ihrer Vielfalt grünten, zog sich eine kontinuierliche Staubwüste aus Schmutz und Asche bis hin zum Horizont.

(Immerhin fahren jetzt keine Autos mehr xD)

Vereinzelte, karg geformte, tote Bäume und Sträucher sorgten nur gering für optische Abwechslung in der flachen Ebene. Im Gegensatz zu den Trümmern meiner ehemaligen Heimatstadt.

Verlassen und grau lag sie, lange Schatten werfend, im Leuchtbereich des brennenden Gasballs am Himmel. Überall stachen die Stahlträger einstiger Wahrzeichen aus den Rümpfen einer glorreichen Architekturepoche in die Höhe. Ineinander verzweigt, aufgefüllt mit bröckligen Betonresten, drohten sie jeden Moment in sich zusammen zu brechen und die letzten der letzten Überreste meiner Kultur im Schmutz zu begraben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 15, 2020 ⏰

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The End after the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt