Kapitel 16

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Der Drache landete auf einer schön, mit steinen ausgelegter Straße, unmittelbar vor dem Schlosseingang. Die Menschen, oder besser gesagt Atlanter, drehten sich nach uns um und winkten Daren zu. Alle waren sehr verschieden gekleidet, als würde Mode nicht existieren. Manch eine Frau hatte ein wundervolles Barockkleid an und die Andere wiederum, eine stilvolle Jeans mit einer weißen Bluse. Männer  sahen in der Hinsicht auch nicht anders aus. Ich hatte das Gefühl, sich in mehreren Zeitzonen gleichzeitig zu befinden. Entlang der Straße standen Laternen zu beiden Seiten, ich sah jedoch nirgends ein Auto oder etwas anderes, was mit einem Motor betrieben wurde. Auf den Dächern der kunstvollen Geschäftshäuser waren merkwürdige Platten angebracht. Sie sahen fast wie Sonnenkollektoren aus. Da wollte ich mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Ich verstand Garnichts! Ob wir nun im Mittealter, in den Fünfzigern oder bereits in der Zukunft waren, wurde mir nicht ersichtlich. Und nur nebenbei: Außerirdische habe ich mir, weiß Gott , anders vorgestellt.

Mit nur einer leichten, kaum merkbaren Bewegung, war Daren wieder auf den Beinen und stand auf dem Rücken des Drachen. Er reichte mir die Hand, die ich nur zu gern annahm, um das Gleichgewicht beim Aufstehen nicht zu verlieren. Ayren war wirklich ein guter Junge, er breitete einen seiner Flügel aus und legte ihn auf den Boden, so dass wir ohne große Anstrengung hinunter spazieren konnten.

"Das ist ja alles schön und gut, aber wo ist Lana?", fragte ich. "Ist sie hier, in dem Schloss?"

Daren sah mich an, doch bevor er antworten konnte, unterbrach ihn ein Mann, in der gleichen Robe, wie die Darens.

"Sir, ich solle euch ausrichten: die Sklavenhändler wurden gefasst und das Mädchen ist in Sicherheit."

"Vielen Dank, Tao. Somit wäre Die Frage dieser jungen Schönheit beantwortet." Daren deutete mit der offenen Handfläche auf mich. Der dunkle Mann, namens Tao, den ich persönlich eher als junge Schönheit bezeichnet hätte, verbeugte sich vor mir und salutierte. Nachdem Daren auch salutierte, machte Tao auf dem Absatz Kehrt und marschierte zurück zum Schloss.  Am liebsten wäre ich sofort losgerannt um Lana zu treffen, doch Daren hielt mich auf. Er legte meine Hand in seinen angewinkelten Arm und führte mich mit langsamen Schritten auf das Tor des Schlosses zu. Ich hoffte so sehr, dass es stimmte, was Tao behauptete. Nämlich, dass Lana in Sicherheit war.

Das, geschätzt 10 Meter hohe, Gittertor öffnete sich mit einem lauten Klirren. Zwei Männer kurbelten auf der anderen Seite die monströsen Ketten, mit nur einer Hand auf. Sicherlich waren die beiden auch Vampire, denn auch sie waren von makelloser Schönheit und scheinbar auch genauso stark wie daren. Weitere Zwei ritten uns auf Pferden entgegen. Diese sahen wieder völlig normal aus, abgesehen von der Rüstung, die sie trugen. Sie sah wie jede Rüstung aus, die man von mittelalterlichen Kriegsfilmen kannte, mit nur einem Unterschied. Sie war schwarz. So schwarz wie die Klinge meines Messers.

"Willkommen zurück, Sir Darenar!", sagte der Mann mit dem Schnäuzer und stieg von seinem weißen Ross. Langsam kam er auf uns zu, blieb dann aber einige Meter vor uns stehen blickte Daren erschrocken an.

"Das sieht nicht gut aus." Der andere Mann, welcher das braune Pferd ritt, deutete mit dem Zeigefinger auf Darens Beine. "Wie konnte das passieren? Ist der Planet Erde etwa im Besitz des schwarzen Stahls?"

Erst jetzt fiel mir auf, dass Blut noch immer aus den Wunden trat, die ich Daren, beim Rettungsversuch meiner Oma, zugefügt hatte. Vorher ist es mir bei der ganzen Aufregung nicht bewusst gewesen und seine schwarze Kleidung tat auch ihr bestes, um jeden Makel zu verbergen.

"Oh Gott, es tut..", ich wurde sofort unterbrochen:

"Liebe Emilia, das ist Moen, er gehört auch zu der Leibgarde der Königlichen Familie. Und das ist Sato, er ist Moens Partner und auch ein Wächter.  Die beiden haben erst kürzlich geheiratet."

"Versuch nicht vom Thema abzulenken Dar!", schrie Moen empört auf. "Ich dachte euch Blutsaugern kann man nichts anhaben, also wie erklärst du uns das?!"

"Der schwarze Stahl ist wirklich an allem Schuld mein Lieber. Ich musste einige Hunde bekämpfen und ihr wisst doch, die haben schon längst den schwarzen Stahl ausfindig gemacht und zu Waffen verarbeitet."

"Das wäre mir aber neu, dass die Köter im besitz solch seltenen Metalls sind.", erwiderte Moen. "Das wäre ein großer Nachteil für uns im Krieg. Nun, wie auch immer. Wir müssen erst deine Wunden versorgen, die werden so schnell nicht heilen."

Wieso hatte Daren die beiden angelogen? Was wäre denn so schlimm, wenn ich zugäbe, dass es ein Unfall war und ich nur versehentlich ihm die Wunden zugefügt hatte. Obwohl es ja schon volle Absicht von meiner Seite war. Ich grübelte einige Sekunden darüber, beschloss aber, dass es mir doch relativ egal war. Ich wollte nur Lana sehen und so schnell wie möglich von hier verschwinden.



Retzia - Der Blutige PfadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt