2.: Die a little

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Wie vom Donner gerührt, bin ich noch etliche Minuten im Stiegenhaus stehen geblieben. Selbst im Taxi, am Weg zum Casino, raste mein Herz immer noch und die Haut, die Mark berührt hat, glüht. Die Herfahrt habe ich wie durch einen Schleier erlebt und selbst seit ich aus dem Wagen ausgestiegen bin, nehme ich meine Umwelt kaum wahr. Alle meine Gedanken kreisen um Mark.

„Bist du Betty?" Erschrocken zucke ich zusammen, als ich aus meinen Gedanken gerissen werde. Vor mir steht ein zirka fünfundvierzigjähriger, rundlicher Mann, der mir mit meinen hohen Schuhen gerade einmal bis zur Schulter reicht.

„Ja, die bin ich, Richter Williams." Prüfend lässt er seinen Blick an mir hinabgleiten.

„Da hätte ich mir mehr erwartet." Verblüfft ziehe ich eine Augenbraue nach oben. „Wie bitte?"

„Naja, zumindest mehr Titten. Da hätte ich auch gleich meine Frau mitnehmen können", genervt legt er seinen Kopf in den Nacken und atmet einmal tief durch. „Ist jetzt auch egal. Komm mit." Gröber als notwendig packt er mich an meinem Arm und zieht mich hinter sich her. Rabiat winde ich mich aus seinem Griff: „Fassen Sie mich nicht an!"

Zynisch grinsend sieht er zu mir hinauf: „Ich verstehe schon, das kostet extra. Aber wenigstens hast du Feuer unterm Hintern." Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten und folge ihm mit einem kleinen Abstand in das Gebäude. Am Liebsten würde ich ihn einfach stehen lassen, aber das wirft ein schlechtes Licht auf mich, denn genau solche Veranstaltungen, wie Casinobesuche, sind die perfekte Möglichkeit Kunden anzuwerben. Aber eines ist sicher, dass ich nach heute Abend, Richter Williams aus meiner Kundenkartei streichen werde.

Schon als ich das kleine Separee betrete, das nur durch ein paar hohe Pflanzen von dem Hauptraum abgegrenzt ist, wird mir klar, dass dieser Abend anstrengend werden wird. Vor mir sitzen vier Männer, die im selben Alter wie Williams sind, mit jeweils einem jungen Mädchen im Arm, die ziemlich sicher genauso wie ich Stundenlohn dafür bekommen. Typische Midlife-Crisis. Zwei der Herren haben sich nicht mal die Mühe gemacht, ihren Ehering abzunehmen.

Es vergehen beinahe zwei Stunden mit Champagner, Glücksspielen und immer wieder schwitzige Hände auf mir, die ich wegschiebe, bis sich Wiliams zu Wort meldet: „Ist noch wer dafür, dass wir die Party aufs Zimmer verlegen?"

Zustimmend nicken zwei der Männer, während die beiden anderen schon mit ihren Begleitungen beschäftigt sind, was andere Casinobesucher immer wieder mit kritischen Blicken begutachten.

„Ich denke, ich werde jetzt nach Hause fahren."

„Komm schon. Ich verspreche dir, es wird sich nicht wie Arbeit anfühlen." Angewidert sehe ich Williams an, der mich mit einem sexy Blick, welcher mich eher an einen Schlaganfall erinnert, ansieht. Trotz der klimatisierten Luft im Casino stehen ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn und bei jedem Atemzug spannt sich sein Hemd so sehr um seinen Bauch, was mich beunruhigt zu den Knöpfen schielen lässt.

Kaum merkbar schüttle ich meinen Kopf: „Nein, ich werde jetzt gehen."

Schnell beuge ich mich zu der Kellnerin vor, die gerade unseren Tisch abräumt: „Können Sie mir bitte ein Taxi rufen." Mit einem Nicken wendet sich die Kellnerin ab.

„Wenn du jetzt gehst, werde ich dich sicher nicht noch einmal engagieren oder weiterempfehlen. Außerdem auch sicher nicht für die ganze Nacht zahlen." Seine Gesichtsfarbe hat mittlerweile einen ungesund roten Ton angenommen.

„Richter Williams, ich hoffe doch sehr, dass Sie nicht die Frechheit besitzen mich tatsächlich ein zweites Mal zu engagieren. Und doch Sie werden bezahlen, denn ich bin mir sicher, dass Sie keinen Ärger mit meinem Boss und schon gar keinen öffentlichen Prozessen haben wollen. Denken Sie an Ihre Frau und ihren Job." Für genau solche Fälle habe ich mir angewöhnt, so zu tun, als würde ich für eine Agentur arbeiten, die sich ungern ausnehmen lässt. Ohne auf eine Antwort zu warten, drehe ich mich um und verlasse das Casino.

Brown-eyed, rich Problem (Colorful Eyes 2)Where stories live. Discover now