Kapitel 5

4 1 1
                                    


Der Beginn der Fahrt verlief überraschend ruhig, weder sagte Alan ein Wort, noch hakte ich sofort weiter nach. Wir verließen den Hotelparkplatz und bogen schon bald auf die Hauptstraße ab. Es war wunderschönes Wetter. Der Himmel schien in einem strahlenden Blau und hätte ich mich nicht in einer solch unangenehmen Situation wiedergefunden, wären sicherlich Sommergefühle aufgekommen. Auch die Einwohner von Tarahi schienen das warme Wetter zu schätzen. An jeder Straßenecke spielten Kinder, oder tummelten Menschen umher. Wo man auch hinsah, man war in Bewegung. Wir bewegten uns ebenfalls und bereits nach wenigen Minuten war klar, dass Alans Ziel nicht innerhalb des Dorfes lag. Das verrostete Dorfschild ließen wir hinter uns und nahmen die Straße Richtung Dschungel, jene Straße, die wir schon bei unserer Ankunft passierten. „Willst du mir nicht endlich sagen wo wir hinfahren?", fragte ich und versuchte dabei meine Unsicherheit mit einer möglichst energischen Stimme zu überspielen, scheinbar ohne Erfolg. Alan gab keinen Mucks von sich und behielt stur die marode Straße im Blick. Die Fauna wurde üppiger. Die riesigen, mit Lianen bedeckten Bäume schienen uns verschlingen zu wollen. Sie schlossen sich über der Straße zu einem Blätterdach zusammen, sodass größtenteils lediglich grünlich schimmerndes Licht zum Boden durchdrang. Gerade als ich begann mich leicht in Sicherheit zu wiegen, durch meine Kenntnis der Straße, bog Alan auf einen kaum sichtbaren, beinahe unzugänglichen Pfad ab. Es fühlte sich an, als seien wir auf dem Weg direkt in das Herz des Urwaldes. Der Wagen hatte Probleme, von überall schlingen sich Pflanzen um die Karosserie, doch entglitten wir stets im letzten Augenblick. Holz, Steine und enorme Unebenheiten sorgten dafür, dass man sich selbst innerhalb des Autos festhalten musste, um nicht sekündlich gegen eine andere Ecke des Fahrzeugs zu stoßen. „Was ist dir hier auf Puerta Serra aufgefallen John?" Er würdigte mich keines Blickes, doch schien er mich dennoch im Auge zu haben. Jetzt fragte er das? Inmitten all dieser Turbolenzen? Ich ließ die Frage einige Sekunden in der Luft schweben, nicht weil ich nicht antworten wollte, ich musste überlegen. Natürlich waren da meine Sichtungen, aber meinte er das? Wäre das nicht zu offensichtlich? Und außerdem weiß er doch davon. Ich versuchte es trotzdem. „Meine Sichtungen natürlich. Das war alles andere als normal. Haben sie etwas mit der Insel zu tun?", antwortete ich und schaute erwartungsvoll zu ihm hinüber. Seine Mundwinkel senkten sich. Mit einem abstrafenden Blick bohrte er weiter: „Denk nach! Du hast doch einen aufmerksamen Blick. Im Flieger hast du meine Zeitung bemerkt und hier kam dir nichts ungewöhnlich vor?" Ich ging meine Erinnerungen durch. Da waren die seltsamen Leute im Bus. Das Wetter verhielt sich auch nicht gerade gewöhnlich und... „Die Häuser", schoss es aus mir heraus. „Jetzt wo du es sagst, kamen mir die Häuser komisch vor."

„Warum das?", bohrte er weiter. Seine Überraschung klang echt, doch sah ich an seinen Augen, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte.

Ich: „Sie sind anders gebaut. Aus anderem Material. Eine andere Architektur, sie passen hier einfach nicht hinein."

Alan: „Weil sie nicht hier her gehören. Im zweiten Weltkrieg galt Puerta Serra als Forschungsstützpunkt der Nationalsozialisten. Mit ihnen kam ihre Architektur, ihr Lebensstil und vor allem ihre Ideologie."

„Nazis? Hier auf Puerta Serra? Warum gerade hier?" Mir schossen noch weitere Fragen durch den Kopf, doch bevor ich die Möglichkeit ergreifen konnte sie zu stellen, löste sich die bedrückende Enge des Urwaldes auf und wir kamen auf einer kleinen Lichtung an. In ihrer Mitte ragte ein altmodischer Bunker aus der Erde, der von weitem lediglich wie ein bröckeliger, grauer Betonglotz aussah.

„Warum erzählst du mir das? Was wollen wir hier?" Ich war das Fragen leid. Meine Hand griff energisch seinen Arm. „Alan, du sagst mir jetzt was hier vor sich geht." Einige Meter vor dem Bunker trat er auf die Bremse.

Alan: „Wir sind hier weil sie zu dir sprechen John."

Ich: „Wer...spricht zu mir?"

Alan schaute mich nun an. Sein Blick war klar. Man merkte ihm an, dass er es ernst meinte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Puerta SerraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt