4| Good Girls

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Corin hatte die Situation lang genug ignoriert. Sich in Jennas Zimmer zu verstecken war keine Lösung und sie wusste, sie würde früher oder später in ihr eigenes Zimmer zurückkehren müssen.

„Du kannst heute in meinem Zimmer schlafen", bot Jenna an. „Wir teilen uns einfach das Bett."

Beide lachten. „Das würde April umbringen."

Das Mädchen liebte Regeln und sie genoß Ordnung mehr als alles andere.

Corin war froh, dass der Unterricht noch nicht wieder begonnen hatte. Sie hatte eine weitere Woche bevor sie ihn wieder ertragen musste und in der gegenwärtigen Situation brauchte sie alle Zeit, die sie bekommen konnte.

„Wie wäre es, wenn wir irgendwo hin gehen?", schlug Corin vor.

„Jetzt?", flüsterte Jenna ängstlich. „Das können wir nicht machen."

„Wer soll es denn herausfinden?"

Vor ihren Eltern war Corin das perfekte Mädchen, aber seit sie auf dem College war, nutzte sie jeden Moment, um Spaß zu haben. Sie genoß alles. Das Feiern, die Freiheit, alles tun zu können und sich selbst an ihre Grenzen zu bringen.

Sie erinnerte sich daran, wie Fia sie langweilig genannt hatte und gesagt hatte, sie wäre ein gutes kleines Mädchen, das alles tat, was ihre Eltern und Lehrer von ihr verlangten. Sie hasste sie dafür. Sie hatte das vor allen anderen an ihrer alten Schule gesagt und nur wegen Fia dachte jeder, dass sie genau so wäre.

„Wahrscheinlich April", sprach Jenna es aus. „Wenn sie das herausfindet, haben wir richtig Stress."

„Ich weiß, dass wir nicht weggehen können, weil April es hasst, besonders so kurz bevor die Erstis ankommen", gab Corin zu. „Aber wenn wir uns herausschleichen, nachdem sie ihren Kontrollrundgang gemacht hat, wird sie keine Ahnung haben. Du weißt, dass sie danach direkt schlafen geht."

„Ich weiß, dass du nur versuchst zu vermeiden in dein Zimmer zu gehen, damit du dich nicht mit Fia herumschlagen musst." Jenna lächelte. „Und ich kann nicht glauben, dass du Angst vor ihr hast."

„Ich habe keine Angst vor ihr", bestritt Corin. „Sie hat Angst vor mir." Sie verschränkte ihre Arme.

Jenna schwieg kurz.

„Ist etwas zwischen euch vorgefallen?"

Corin würde ihr nie von dem Vorfall in der 8. Klasse erzählen, aber sie konnte ihr von dem Mobbing, das sie durch Fia ertragen musste erzählen.

„Sie war ein Teil dieser Goth-artigen Clique, schätze ich", sagte sie. „Obwohl sie nicht wirklich Goths waren. Ich denke, sie mochten es einfach, sich schwarz anzuziehen und Dinge zu tun, die ihnen Probleme brachten."

„Und das war nicht deine Szene?", lachte Jenna. „Warst du ein gutes Mädchen, das getan hat, was man ihr sagte?"

„Halt die Klappe." Corin lachte. „Es war, als ob es ihr Spaß machte, mich zu quälen oder so. Sie ist so krank."

„Vielleicht mochte sie dich und wusste einfach nicht, wie sie es dir sagen soll?" Jenna zuckte mit den Schultern.

Aber Corin wusste, dass Fia sie nicht mochte. Fia hatte ihr viele Male gesagt, dass sie sie hasste.

„Ich hatte keine Ahnung, dass du so ein gutes Mädchen warst", warf Jenna ein. „Du bist immer bereit für alles, sodass ich dachte, dass du schon immer so warst."

Corin hatte ihre Gründe, sich wie ein gutes Mädchen zu verhalten. Sie wollte auf ein gutes College gehen und hatte die perfekten Noten dazu; aber selbst Fia, die es nie gestört hatte, kein gutes Mädchen zu sein und immer das tat, was sie wollte, hatte es geschafft, auf eine gute Schule zu gehen und auf unsere Schule zu wechseln, auf der man sehr schwer angenommen wurde.

Sie fühlte sich, als hätte sie ihre Zeit damit verschwendet, die perfekte, wohlerzogene Tochter und Schülerin zu sein, wenn sogar die bösen Kids ihr Leben so leben konnten und an den besten Schulen angenommen wurden. Es machte sie wütend, nur darüber nachzudenken.

„Ich denke, ich gehe einfach in mein Zimmer und schlafe." Als Jennas Mitbewohnerin hereinkam, gab sie endlich nach.

Corin fühlte sich wie ein ungeladener Gast und wollte ihrer besten Freundin nicht noch länger eine Last sein.

„Bist du sicher?", Jenna griff ihren Arm. „Du kannst hier schlafen, auch wenn es nur für heute ist."

Corin schüttelte den Kopf und dankte ihrer Freundin. In jeder anderen Nacht hätte sie es gemacht, aber nicht heute, wo sie Fia beweisen musste, dass sie nicht länger das gute Mädchen war, dass sich als geschlagen gibt, weil sie ihren Ruf bewahren muss.

April lief auf dem Gang und machte ihren täglichen Kontrollgang.

„Bitte geh' in dein Zimmer, Corin." Sie lächelte sie an. „Nur ein paar weitere Tage, dann könnt ihr Mädchen machen, was immer ihr möchtet."

„Bin auf dem Weg." Corin lächelte zurück, aber ihr Lächeln war offensichtlich nicht echt und erzwungen.

Sie ging in ihr Zimmer ohne anzuklopfen. April folgte ihr.

„Ich schaue nur kurz nach Fia und ob sie gut angekommen ist."

Corin ging zu ihrem Bett ohne auf das andere Mädchen zu schauen. Sie würde ihre ungewollte Gegenwart ganz sicher nicht würdigen. Sie nahm ihr Handy und konzentrierte sich darauf.

„Ich bin nur hier um zu sagen, dass du heute Abend nicht ausgehen kannst", sagte April zu Fia.

„Wieso nicht?" Sie hatte sich darauf gefreut, Spaß zu haben und neue Freunde kennenzulernen.

„Nun, der Unterricht hat noch nicht wieder angefangen und die meisten Studenten sind noch nicht in ihren Zimmern, also wirst du sowieso nur wenige Leute finden", sagte April. „Außerdem, da bald die Neuen ankommen, brauche ich alle Mädchen hier und die Chefin mag es wirklich nicht, wenn die Mädchen nachts alleine ausgehen."

Fia seufzte, aber konnte nichts dagegen tun. Corin lachte, aber Fia entschied sich, sie zu ignorieren. Sie würde jetzt nichts mit ihr anfangen.

Enemies| Übersetzung Where stories live. Discover now