EPILOG ㅡ the existential importance of slowtown for kim taehyung

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Eunjin drückte ihre Hand und Sora wurde bewusst, dass sie dasselbe dachte.

Die Tränen kamen nicht einmal, als Taehyungs Sarg wenige Minuten später in die Erde gesenkt wurde; Sora neben ihrer Schwester an der Spitze der Formation stand und zusah, wie ihr Bruder für immer vom Erdboden dieser Welt verschwand. Als sie es nicht mehr aushielt, wandte sie den Blick ab und vergrub ihre Stirn in Areums Halsbeuge, und ihre Schwester zog sie an sich, wie sie es noch nie zuvor getan hatte.

Auch Seokjins Gesicht war tränennass und Sora schlang ihre Arme um ihn, sobald sich die Trauergesellschaft in ihrem Rücken etwas gelichtet hatte. Die meisten Gäste kannte sie schon von der Beerdigung ihres Vaters und Sora glaubte nicht, dass sie um irgendeinen von ihnen eine Träne geweint hatten, Vater und Sohn, die nun nebeneinander unter der Erde lagen, bis zum Tag des jüngsten Gerichts.

Eunjin, Areum, Seokjin und sie waren die letzten, die vor Taehyungs offenen Grab standen; eng umschlungen, sodass sie eins wurden in ihrem Unglauben über das, was ihnen als Realität verkauft werden sollte.

Eunjin war die erste, die sprach: „Niemals."

„Was?", fragte Areum und löste ihren Kopf von Seokjins Brust.

„Niemals hat Taehyung den Clan verraten. Ich glaube es einfach nicht." Die ruhige, gütige, friedliche Eunjin schüttelte vehement den Kopf und Wutflecken waren auf ihren beiden Wangen erschienen.

„Es ist unmöglich, dass die Polizei sie gefunden haben kann", stimmte Seokjin zu und Sora erkannte überrascht, wie fest seine Stimme klang. In den vergangenen Tagen hatte er kaum gesprochen, sodass sie schon ernstlich begonnen hatte, sich Sorgen zu machen. „Der Zufall ist zu groß."

„Sie haben Escobar in den Achtzigern gefunden", erwiderte Areum wenig überzeugt. „Du weißt nicht, was für Mittel und Wege die haben. Vermutlich überwachen sie uns ohnehin alle schon aus dem Weltraum. Mit Satelliten oder Drohnen."

„Ha, ha, sehr lustig", zischte Seokjin zurück. „Du hast keine Ahnung, wie gut Vale und ich aufgepasst haben. Es ist unmöglich, dass etwas davon an die Polizei herangetragen wurde."

Eine Welle des Mitleids überschwappte Sora. „Wie geht es ihr?", fragte sie leise. „Wegen... ihrem Bruder?"

Seokjin zuckte mit den Schultern, die Zornesfalte auf seiner Stirn, die sich vor allem gegen Areums Gleichmäßigkeit wandte, über alle Maßen prominent. „Der eine ist immer noch untergetaucht und der andere sitzt stumm in Untersuchungshaft und spricht kein Wort."

Eine Weile blickten sie alle vier auf das Loch im Boden, stumm und wortlos, als könnten sie allein durch Todschweigen dasjenige ungeschehen machen, das zu diesem Augenblick hingeführt hatte. Es war überraschenderweise wieder Eunjin, die das Wort ergriff. „Wir müssen ihn da rausholen", murmelte sie. „Jeongguk, meine ich. Tae... Taehyung hätte es so gewollt."

Sora konnte nur schwach nicken, während Areum und Seokjin schwiegen. Es war nicht so, als ob sie es nicht versucht hätten. Jeder von ihnen war in der vergangenen Woche mindestens einmal im Hochsicherheitsgefängnis gewesen, hatte zugesehen, wie teilnahmslose Wachmänner den Schatten eines Menschen in den Raum gezogen hatten, der einmal Jeon Jeongguk gewesen war.

Der beste Freund ihres Bruders war nicht ansprechbar. Niemand konnte zu ihm durchdringen, weder Areum, noch Seokjin, noch die Polizeipsychologen oder Staatsanwälte, die jeden Tag in seine Zelle geschickt wurden, um ihm ein Geständnis zu entlocken.

Die einzige Person, die dazu in der Lage gewesen wäre, lag nun in einem glänzenden, schwarzen Sarg zu ihren Füßen.

„Er ist nicht mehr da drin", hatte Areum geflüstert, als sie nach ihrem ersten Besuch aus dem Gefängnis in Queens zurückgekehrt war. Sie hatte ihre Schuhe von ihren Füßen gekickt, ein Sofakissen gegen ihre Brust gepresst und zum ersten Mal in ihrem Leben zu weinen begonnen.

SLOWTOWNWhere stories live. Discover now