Geheimnisse

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Julia saß alleine in ihrer Wohnung. Am liebsten hätte sie jetzt Niklas bei sich, aber der war im Klinikum. In ihr machte sich eine innere Anspannung breit. In einer Stunde musste sie ins Klinikum und wiedermal einen langen Tag lang arbeiten. Im Kinderwunschzentrum warteten Patienten über Patienten und ihre Doktorarbeit, die sie eigentlich schon vor Jahren hätte fertig haben wollen, lag immer noch fast unangetastet vor ihr. Sie wand sich davor Niklas anzurufen. Sie durfte nicht schwach werden. Sie war jahrelang weg geblieben von der Droge, die ihr damals fast den Job gekostet hatte, aber jetzt gerade war sie ihr so nah.


Scheiß drauf dachte sie sich bevor sie in die Küche ging und die Packung zur Hand nahm. Niklas hatte sie mitnehmen wollen, aber dann waren sie beide voneinander abgelenkt gewesen. Sie nahm das Blister heraus und drückte sich eine der kleinen Pillen in die Handfläche. Sie schloss die Augen und wollte gerade die kleine weiße Pille in ihren Mund befördern, als es draußen auf der Straße einen lauten Knall gab. Sie zuckte zusammen und ging ans Fenster um hinauszuschauen. Einige Jugendliche warfen Böller auf die Straße und hatten einen Heidenspaß daran zu versuchen sich gegenseitig in Brand zu setzen. Julia drehte sich weg vom Fenster und schaute die kleine Pille nachdenklich an. Sie würde ihren job verlieren, Niklas verlieren, wenn sie das MPH jetzt nahm. Sie schmiss die Pille in den Müll und nahm ihr Handy zur Hand.


"Niklas, ruf mich bitte an. Es geht nicht mehr! xo Julia" tippte sie und drückte so schnell es ging auf Senden, bevor sie es sich anders überlegte. Sie wollte gerade das handy beiseite packen, als es auch schon klingelte und der Name Niklas Ahrend auf ihrem Display erschien. "Julia, wo bist du?" fragte Niklas sie sogleich besorgt, als sie sich meldete. "Zuhause!" antwortete Julia und lauschte auf die Geräusche aus dem Handy.  Sie konnte hören, wie Niklas durchs Klinikum zu laufen schien. "Bleib stark, okay! Ich bin gleich da! Ich bin stolz auf dich, dass du mich angerufen hast. Zehn Minuten und ich bin da, okay?!" Julia nickte bevor sie merkte, dass Niklas das natürlich gar nicht sehen konnte. "Okay, bitte beeil dich!" bat die Blondine noch bevor sie auflegte. Sie tigerte in ihrer Wohnung herum und hatte die Packung bereits zum dritten Mal in der Hand, als es endlich an der Tür klingelte.


Niklas

Als ich aus dem Op kam hatte ich eine Nachricht auf meinem Handy, dass ich sofort anrufen soll und das sie schwach würde. Keine drei Minuten später sitze ich auf meinem Fahrrad und fahre so schnell durch die Erfurter Innenstadt wie ich nur kann. Julia darf diese Pillen nicht schlucken. Auf gar keinen Fall durfte sie das tun. Zehn Minuten nach unserem Telefonat klingelte ich bei Julia an der Tür und erschrak, als ich eine völlige verweinte, zitternde Julia vor mir stehen sah. "Niklas" sagte Julia nur bevor sie mir in die Arme fiel und bitterlich anfing zu weinen. "Ich schwöre dir ich hätte es getan, wenn mich nicht ein Geräusch von der Straße abgelenkt hätte!"


"Hast du aber nicht, oder?" frage ich, als ich die immer noch weinende Julia auf ihre Couch gesetzt habe. Zu meiner großen Erleichterung schüttelt Julia den Kopf. "Nein, aber beinahe!"

Traurig guckt Julia mich an. "Es tut mir leid!" flüstert sie und klammert sich nur noch weiter an mich heran. "Das muss es doch nicht. Du weißt, dass das falsch ist und deswegen hast du es nicht getan, sondern stattdessen mich angerufen. Das war verdammt mutig und ich bin stolz auf dich!" ich halte sie in meinen Armen und küsse sie zärtlich.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 25, 2020 ⏰

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NikliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt