Nie alleine

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Niklas POV

"Julia, kannst du es mir versprechen?" frage ich sie nochmals.

"Nein, Niklas. Ich kann es dir nicht versprechen." sagt sie leise. Sie schaut auf den Boden, sie zittert. "Ich kann es dir nicht versprechen, weil ich weiß, dass ich nichts sagen werde, wenn es mir zuviel wird, weil es mir peinlich sein wird. Weil ich selber viel mehr von mir erwarte."

"Julia. Hey, sieh mich an. Es muss dir nichts peinlich sein. Dein Leben und deine Leistungen stehen nicht immer auf dem Prüfstand. Du musst nicht immer perfekt sein. Du musst deine Patienten gut versorgen, richtig operieren und diagnostizieren. Ja - und das kannst du. Du bist eine großartige Ärztin. Du hast so große Fortschritte gemacht. Alles andere - das Kinderwunschzentrum und deine Doktorarbeit sind nachrangig. Die Arbeit ist nicht alles, Julia! Klar soweit?!" Ich schaue sie an. Sie schaut mich nicht an. Ich nehme ihr Kinn in meine Hand und schaue ihr in die Augen. Ich sehe Tränen darin glitzern. Sie nickt langsam. "Niklas lass mich bitte nicht alleine." flüstert sie leise. "Niemals, Julchen. Nicht nach all dem hier. Nicht nach gestern Abend." ich lächle sie an. 

Julia POV

Er will da sein für mich. Aber ich weiß, dass ich das nicht kann. Ich werde es ihm nicht sagen können. Dafür schäme ich mich zusehr dafür nicht perfekt zu sein. Das ist so eine Sache mit dem Perfektionismus. Er ist immer da, lässt einen niemals los. Er begleitet einen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Trotzdem wünsche ich mir so sehr, dass Niklas bleibt. Das gestern Abend habe ich mir so lange gewünscht. Ihn zu spüren. Ihn nah bei mir zu haben. Ihn in mir zu haben. Es war das beste Gefühl seit langem. Als er mit mir geschlafen hat. Seine Zärtlichkeit, seine platzierten Küsse auf meiner Haut - einfach alles. Ich wollte ihn - mehr als alles andere. Wollte ihn seit dem Tag an dem wir uns getrennt haben damals vor vier Jahren. Und er wollte mich offensichtlich auch. Gestern Abend zumindest. Was ist denn wenn er das jetzt bereut? Wenn er das nur gemacht hat um mich zu beruhigen?

"Niklas, was war das gestern? Zwischen uns? War das... echt?!" platze ich plötzlich heraus. Ich beiße mir auf die Zunge. In dem Moment in dem ich es gesagt habe bereue ich es schon wieder.

"Was meinst du mit echt?" Niklas schaut mich fragend an, die Augenbrauen hochgehoben.

"Naja ich meine ... Ach keine Ahnung. Vergiss es. Ich wollte nicht..." ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich will nicht, dass er das falsch versteht.

Niklas POV

Ich schaue Julia ergründend an. Sie scheint mit einer Antwort zu ringen. So richtig weiß ich nicht was sie meint. Sie scheinbar auch nicht. So verwirrt habe ich sie selten gesehen. Ich fasse mir ein Herz und sage ihr einfach was ich fühle: "Julia. Ich wollte dich, ok? Gestern Abend, jetzt gerade und die letzten vier Jahre. Immer. Ich habe dich nie vergessen. Ich habe immer nur an dich gedacht. Caro und Eva waren beide nicht die Richtige. Ich war glücklich mit beiden jedenfalls kurzfristig. Aber ich wollte immer nur dich und als ich das festgestellt habe, war es einfach zu spät. Du hattest dich damals für Eric entschieden und das habe ich akzeptiert.

Julia schaut mich an. Diesmal richtig. In die Augen und ich schwöre, verdammt sind ihre Augen schön. Ich kann spüren was sie denkt. Sie ist überrascht und glücklich, weil ich sie will. Dann beugt sie sich zu mir rüber und küsst mich und wieder, wie am Abend zuvor, überkommt mich ein wohlig warmes Gefühl und sofort fühle ich mich einfach nur frei und gelöst. Ich gebe mich dem Kuss hin und ziehe Julia näher an mich.

NikliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt