41. Herzenssache

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Zander sah von seiner grausamen Arbeit auf, als Iris zu ihnen zurückkehrte

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Zander sah von seiner grausamen Arbeit auf, als Iris zu ihnen zurückkehrte. Allein und verloren, wie etwas, das der Herbstwind hereingeweht hatte, stand sie in der Tür. Er sah ihr an, wie sehr sie ihn dafür hasste, dass er ihr das antat. Es fühlte sich nicht gut an.

»Du kommst gerade rechtzeitig«, stellte Tuna fest. »Unser Freund redet jede Menge unverständliches Zeug.«

Ihrem Freund waren die Handgelenke hinter dem Rücken gefesselt und mithilfe eines Seils, das über ein Kurbelgewinde und einen Haken an der Decke verlief, nach oben gezogen worden, sodass er an seinen Armen hing. Dieses so genannte Pfahlhängen war äußerst schmerzhaft, führte nach etwa einer halben Stunde zu Bewusstlosigkeit und nach ein paar Stunden zum Tod. Dementsprechend war ihr namenloser Freund äußerst willig, sich alles von der Seele zu reden.

»Ich mache nur, was ich tun muss, um Herrn Forelli zu helfen«, sagte Iris, ohne sich vom Fleck zu rühren. »Und das auch nur, weil ich Mitschuld an seinem Zustand habe.«

»Du bist unsere Übersetzerin«, erwiderte Zander. »Das ist alles, was wir von dir wollen.«

Iris schien noch einmal tief ein- und wieder auszuatmen, dann betrat sie die Kammer und schloss die demolierte Tür hinter sich. Der Gefangene hob den Kopf und begann sofort, mit winselnder Stimme auf Iris einzureden. Sie kam näher und lauschte seinen Worten. Obwohl sie sich sichtlich bemühte, sich keine Gefühle anmerken zu lassen, sprach ihre Miene eine unmissverständliche Sprache. »Er sagt, sein Name sei Tauro Baboi.«

»Baboi?«, wiederholte Zander fragend.

»Sarko Babois Bruder«, ergänzte Iris.

Zander hob die Augenbrauen. »Wirklich?« Er sah zu Tuna, die seinen Blick ebenso überrascht erwiderte. »Frag ihn, was er in Myr Ryba macht.«

Nach kurzem Überlegen befolgte Iris die Anweisung, wobei sie das schmerzerfüllte Ächzen und Stöhnen ihres Gesprächspartners mit der Stimme zu übertönen versuchte. 

Kaum dass sie geendet hatte, blubberte Tauro Baboi los. Er redete und redete wie der sprichwörtliche Wasserfall. Iris verhielt sich jedoch äußerst professionell und ließ ihn seine Geschichte zu Ende erzählen, bevor sie sich ans Übersetzen machte. 

»Er sagt, er und sein Halbbruder würden aus den Wodlanden stammen und seien weit oben im Norden, in der Nähe von Neromonte, aufgewachsen. Aus diesem Grund sprächen beide sowohl Blomlore als auch Swartlore. Später sei sein jüngerer Bruder dann nach Erdhav zu ihrem Onkel gezogen, wo er eine Ausbildung zum Unterhändler gemacht, sowie Fisklore und Roilore gelernt habe. Vor einigen Monaten wäre Tauro von seinem Bruder kontaktiert worden. Er habe ihm von den Karpis aus Myr Ryba berichtet, die auf der Suche nach einem Unterhändler mit besonderen Sprachkenntnissen seien. Da Sarko nur wenig altes Blut in sich trägt, ist er wohl trotz guter Ausbildung nur sehr begrenzt fähig, Blomlore zu übersetzen. Daher wollte er, dass Tauro in die Stadt kommt und ihn unterstützt.«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWhere stories live. Discover now