002 ― Ein einziges, riesiges Rätsel

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Das Essen schmeckte besser, als es aussah

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Das Essen schmeckte besser, als es aussah.
Dennoch fühlte sich Kaya ein bisschen verloren, während sie zwischen den Jungen saß, die über Themen redeten, bei denen sie nicht mitreden konnte und nur die Hälfte verstand. Newt vor ihr war aber mindestens ebenso schweigsam wie Kaya, was sie verwunderte, da es den Eindruck gemacht hatte, als würde er einiges an Ansehen bei den anderen Jungen haben.

Nach einer Weile, das Essen war schon längst verputzt, erhob sich Newt. "Komm, ich zeige dir deinen Schlafplatz."
Kaya stand ebenfalls auf, verabschiedete sich von den übrigen, erntete dafür ein Lächeln von Nick und folgte Newt.
"Nick mag dich, was?", war des Blonden erste Frage, als die beiden einige Meter Abstand vom Picknicktisch hatten.
Kaya stellte ihren Teller ab, und zuckte mit den Schultern: "Ich weiß nicht. Ich kenne euch alle ja kaum."
Newt schob auch seinen Teller in die dafür vorgesehene Box.
"Ich kann sie dir ja ein bisschen vorstellen, jetzt, wo der Haufen hier so sitzt", schlug Newt vor. Kaya nickte.

"Gut, also: Da vorne", er deutete auf einen Tisch ganz rechts, "das sind die Gärtner. Sie kümmern sich um alles, was wächst und gedeiht. Zart, der Blonde ganz außen, war der erste, der diesen Job übernommen hat."
Zart saß lachend an dem Tisch, um ihn noch fünf weitere Jungen. "Sind das alle Gärtner?", wollte Kaya jetzt wissen. Vielleicht entwickelte man ja mit dem Job eine Art Rudel. Dann wollte Kaya unbedingt zu Nick und Newt's Rudel gehören.
"Nein. Clint und Jeff, die beiden ganz links, sind unsere Sanitäter."
Kaya war zugleich beruhigt und verunsichert, was die Sanis anging.
Einerseits war es gut, zu wissen, wer hilft, wenn etwas passiert, andererseits hoffte sie, dass sich irgendwann noch ein Mädchen dazugesellen würde. Behandlungen von zwei Kerlen an einem weiblichen Körper passten Kaya aktuell absolut gar nicht in den Kram. Vor allem nicht, wenn sie die beiden überhaupt nicht kannte. "An dem Tisch da hinten", Newt deutete mit zwei Fingern auf den Tisch rechts von dem, an dem Gärtner und Sanis saßen, "dass sind zum Großteil die Baumeister. Das da", seine Finger deuteten auf einen Jungen, dessen Haar orange-rot leuchtete. "Das ist Gally. Mürrischer Zeitgenosse, wenn du mich fragst. Aber er hat das Herz am rechten Fleck."
Kaya nickte. Gally's Gesicht wirkte verschmitzt, ganz so, als würde er einen Streich nach dem anderen aushecken. Dennoch, Kaya wollte sich ihr eigenes Bild von Gally machen und sich nicht von Newt's Einstellung ihm gegenüber beeinflussen lassen.
"Die Baumeister kümmern sich um alles, was wir an Gebäuden und Werkzeugen brauchen. Bist du Handwerklich begabt?"
Kaya sah zu Newt auf. Er war ein ganzes Stück größer als sie, was ihr jetzt, wo sie so neben ihm stand, erst richtig bewusst wurde. "Eher weniger, fürchte ich. Aber ich kann's ja versuchen."
"Richtige Einstellung. Wir leben von Teamwork, da muss jeder mit anpacken." Das war Kaya irgendwie klar gewesen. Aber sie war bisher auch nicht davon ausgegangen, dass sie jemals das Prinzesschen gewesen war, auch wenn sie sich an ihr früheres Leben nicht erinnern konnte.

"Da hinten, zwischen Gally und Winston", fuhr Newt fort, "das ist Henry. Riesen Kerl, sieht aber eher aus wie'n Spargel-Tarzan. Er ist Läufer."
"So wie Nick, Minho und du, ja?"
Kaya's Blick wanderte von Henry hinauf zu Newt. Sein Blick musste schon eine Weile auf Kaya geruht haben.
"Stimmt", bestätigte er, "Eigentlich ist er mein Laufpartner. Wir laufen immer zu zweit. Normalerweise. Aber jetzt, mit Nick's Bänderdehnung, haben wir uns neu organisiert."
"Was macht ihr denn da draußen überhaupt? In...in dem Labyrinth?"
Newt löste seinen Blick von ihr, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu einem der vier Tore etwas weiter vom Gehöft und den Picknicktischen entfernt.
"Einen Ausgang suchen", antwortet er dann.
"Seit knapp sieben Monaten sitzen wir hier fest. Jeden Monat ist ein Neuling dazugekommen, dieses mal hattest du die Ehre. Wir....wir rennen stundenlang durch das Labyrinth und suchen nach allem, was auf einen Ausgang hinweisen könnte."

Kaya schluckte. Bisher war sie davon ausgegangen, einen Ausgang zu finden wäre kein bisschen schwer.
Eigentlich mochte sie Rätsel, aber dieses riesige Rätsel, dass die Lichtung aufwarf, war nicht im Ansatz so lustig, wie ein Kreuzworträtsel.
Kreuzworträtsel. Woher auch immer die Idee plötzlich kam, irgendwie wusste Kaya, dass sie Freude mit diesen Dingern Verband. Aber an eine konkrete Erinnerung mit einem Kreuzworträtsel konnte sie sich nicht erinnern. "Hey, alles gut, Frischling?", Newt schnipste vor Kaya's Nase.
"Was? Ja...Du, Newt?", der Blonde hob interessiert eine Augenbraue. "Mh?", machte er. "Erinnerst du dich...auch an nichts?"
Es fiel ihr schwerer, als sie dachte, so ehrlich zu sein. Sie sah wieder zu ihm auf, doch er hatte den Blick immernoch starr auf den geschlossenen Ausgang in der Mauer gerichtet.
"Ich...Wir alle erinnern uns an nicht viel. Das Wichtigste - wie die Welt läuft - weiß ich noch. Aber alles andere...Meine Familie, ihre Gesichter...Alles weg. Manchmal fühlt sich selbst mein Name seltsam an..."
Newt sah nun traurig auf Kaya hinab. "Tut...tut mir leid, Newt, Ich wollte dich damit nicht verletzen."
"Schon in Ordnung. Nach einer Zeit gewöhnt man sich dran. Ich habe ja die ganzen Strünke um mich herum."
"Wie lange bist du eigentlich schon hier?", wollte sie nun wissen.
"Zu lange. Du bist der fünfte Frischling, dessen Ankunft ich miterlebt habe. Bin mir sicher, du warst nicht die letzte."
"Wie? Meinst du, es kommt noch ein Mädchen?"
Irgendwie war sich Kaya nicht mehr sicher, ob sie das wollte. Vielleicht war es Eifersucht. Vielleicht ihr Ego. Aber eigentlich schienen die Jungen - zumindest die, mit denen sie bisher geredet hatte - sehr nett. Vorallem Nick, Minho und Newt.
Zickenkrieg könnte sie da echt nicht gebrauchen.
"Weiß nicht. Vielleicht. Aber selbst wenn, jetzt wirst du dich erstmal einen Monat alleine mit uns rumschlagen müssen.", ein warmes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Schaffe ich schon.", gab Kaya so selbstsicher sie konnte von sich.
"Da bin ich mir sicher", er zwinkerte, dann fuhr er fort:"Da hinten, bei Winston - das sind die Schlitzer. Sie kümmern sich um die Tiere, und um ihre Schlachtung."
"Na toll. Die ziehen also Tiere groß, nur um ihnen dann beim sterben zuzusehen?"
"Spricht da eine Vegetarierin? Darf ich dich daran erinnern, dass der Eintopf von heute ganz und gar nicht vegetarisch war?"
"Nein, ich meine nur, dass ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte."
Newt nickte.
"Dann wirst du wohl Gärtnerin oder Schwapper. Oder kannst du gut kochen?"
"Weiß nicht, vielleicht schon. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals gekocht zu haben...Aber was in aller Welt macht ein Schwapper?"

"So nennen wir den Toilettendienst."
Und wieder strich Kaya einen Job von der Liste. Die Kommentare, die von den Jungs zu Kaya, die aktuell das einzige weibliche Wesen hier war, kommen würden, würde sie Köchin oder Schwapper werden, waren schon vorprogrammiert, da war sich die Blauäugige sicher.
Frauen gehören in die Küche oder Richtig so, Frauen sind für's putzen da.
Und genau deshalb beschloss die Feministin in Kaya still und heimlich für sich, einen anderen Beruf zu wählen. Gärtnerin vielleicht. Oder Läuferin. Rätsel lösen war schließlich das, was sie schon zu Beginn machen wollte. Und wie sie ja bereits festgestellt hatte, war das Labyrinth und die Lichtung ein einziges, riesiges Rätsel...

VARIABLE II Newt₂Where stories live. Discover now