„Paola war da. Sie ist auch dabei."
„Ist das cool für dich oder macht das was mit dir?", fragte John aufrichtig interessiert.
Sie seufzte schwer.
„Sie zu sehen, war mir egal. Klar hätte es mich nicht gestört, hätte sie die Rolle nicht bekommen. Aber ich kann es nicht ändern, also muss ich das genauso professionell durchziehen wie die Audition heute", erwiderte sie.
„Das ist mein Mädchen", sagte John stolz. „Und wer weiß – die Schlampe weiß schließlich, dass Rachid, der Hurensohn, auf dich steht. Eigentlich super Voraussetzungen, sich an ihn ranzuwerfen."
Sie stieß mürrisch mit dem Knie gegen den Beifahrersitz.
„Nicht lustig?", hakte John nach und drehte ihr seinen Kopf zu.
„Nee. Auch nicht nach über zwei Jahren, Idiot."
„Tut mir leid, war ein blöder Spruch", räumte John reumütig ein, als sie kurz darauf aus Joes Auto stiegen. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, es hatte sich merklich abgekühlt. Joe folgte ihnen, um noch ein paar Reste des vergangenen Grillabends abzugreifen.
„Schon okay", murmelte Cassie gedankenverloren und suchte nach ihrem Schlüsselbund. Doch als sie die Türschwelle erreichten und er den Schlüssel lediglich einmal leicht drehen musste, um die Haustür zu öffnen, stockte sie. „Sag mal, hast du die Tür vorhin nicht abgeschlossen?"
John zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
„Vermutlich vergessen", antwortete er und betrat vor ihr den dunklen Hausflur. Dann blieb er plötzlich stehen. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, als John irritiert die Stirn runzelte. Sein Gesicht verdunkelte sich und sie realisierte, dass seine Muskulatur sich angespannt hatte. Joe straffte die Schultern und schob sich bedrohlich an Cassie vorbei, dann horchten sie in die Stille hinein. Ihr Herz schlug schneller, als sie verräterische Geräusche aus dem Inneren des Hauses hörte. Es war offensichtlich, dass sie nicht allein waren.
„Du gehst da einfach rein?", zischte sie besorgt, als John fest entschlossen einen Fuß vor den anderen setzte. Joe folgte ihm schweigend. Cassie starrte die beiden fassungslos an. „Sollten wir nicht lieber die Polizei rufen?", flüsterte sie, doch keiner der beiden schenkte ihr Beachtung. Mit zitternden Fingern suchte sie nach dem Smartphone in ihrer Tasche, realisierte dann jedoch, dass der Akku mittlerweile den Geist aufgegeben hatte. Ihr wurde unerträglich heiß, als John und Joe den dumpfen Geräuschen langsam in Richtung Wohnzimmer folgten. Auf dem Weg dorthin schnappte John sich eine der schweren Palmen-Statuen, die er erst vor einigen Wochen von Raphael geschenkt bekommen hatte und die seitdem auf dem Treppenabsatz thronten. Joe griff nach der anderen. Cassie hielt den Atem an. Sie war komplett überfordert mit der Situation, wusste nicht, was sie tun sollte. Was, wenn die Einbrecher sich im Haus verteilt hatten? Was, wenn sie bewaffnet waren?
Ein weiteres dumpfes Geräusch aus dem Wohnzimmer riss sie aus ihren Gedanken. Ein flackerndes Leuchten schien durch die zugezogene Glasschiebetür und warf etwas Licht in den sonst so dunklen Flur.
„Ich kann euch hören, ihr Arschlöcher!"
Cassie gefror angesichts der tiefen Bassstimme auf der anderen Seite der Tür das Blut in den Adern. Sie waren bemerkt worden. Ihre Finger zitterten, das Blut rauschte durch ihre Ohren und das Herz hämmerte wild gegen ihre Brust.
„Rome?!", platzte es überrascht aus John heraus, bevor er die Schiebetür zum Wohnzimmer aufzog und plötzlich das Licht anging. Cassie erschrak, als sie den muskulösen Schwarzen sah, der hinter der Couch stand und mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam. Er war genauso groß wie John, jedoch um einiges breiter gebaut, hatte kurz geschorenes Haar, dunkle Augen und ein markant-kantiges Gesicht. Er verängstigte und faszinierte sie gleichermaßen.
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ChickLit„Verdammt, bleib stehen!", forderte er energisch, umfasste ihren Oberarm und wirbelte sie zu sich herum. Sie musterte ihn angriffslustig. „Ach, du hast deine Eifersucht nicht im Griff, aber mir steht das nicht?", fragte sie und machte sich los. Joh...
2 | 08 | Überraschungseffekt
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