Kapitel 3

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"Du bist zu spät.", sage ich lachend, während ich Ginny die Wohnungstür öffne.
"Wie wär's mit 'Hallo'?", antwortet sie und umarmt mich zur Begrüßung.
"Hallo.", sage ich brav und bringe sie damit zum lachen.
"Können wir los?", fragt sie mich und fügt hinzu: "Wow, du siehst toll aus."
"Du auch.", entgegne ich wahrheitsgemäß.
Sie hat sich Locken in ihre roten Haare gemacht und diese offen über ihre Schulter gelegt. Das bildet einen schönen farblichen Kontrast zu dem dunkelblauen Kleid, das wir vor zwei Wochen gekauft haben. Auch die damals erstandene Kette und dazu passende Ohrringe hat sie angelegt.

Sie hakt sich bei mir unter, um mit mir zur Appariergrenze zu laufen und sieht sich dabei mein Outfit noch einmal genauer an. Sie sieht zufrieden aus, bis ihr Blick auf meine Haare fällt.
"Wie kriegst du das hin? Deine Frisur ist perfekt. Ich wollte das auch machen, aber ich habe es nicht hinbekommen. Du musst mir das unbedingt erklären!", sagt sie.
"Ich hab meine Haare auch mit dem Lockenstaab eingedreht", fange ich an. "Dann habe ich mir einen lockeren Pferdeschwanz gemacht, den ich mit Haargummis in neun verschiedene Strähnen aufgeteilt habe. Diese hab ich mit Haarnadeln einzeln irgendwie locker zu einem Dutt gesteckt und am Ende noch ein wenig daran gezupft. Fertig."
"Das krieg ich nie hin.", jammert meine beste Freundin und bleibt stehen, um zu apparieren.

Ich nehme meinen Zauberstab aus dem Umhang und konzentriere mich auf mein Ziel: Hogwarts. Dann apparieren wir zusammen. Als ich die Augen wieder öffne, stehen wir vor der Großen Halle. Die Tür ist offen und ich sehe mich neugierig um, während Ginny und ich langsam eintreten.
Ich habe zwei Bälle in Hogwarts miterlebt. Einen im vierten Jahr und einen in meinem wiederholten siebten Jahr. Und wie damals ist es auch heute überwältigend.

Es gibt kein besonderes Motto. Die Halle ist vorallem mit silberner Dekoration geschmückt, die Decke verliert sich in dem wunderschönen Sternenhimmen, der über diesem warmen Sommerabend schwebt. Es sind große Buffets aufgebaut und eine leichte Melodie schwebt durch den Raum. Es ist perfekt.

Es sind schon einige da, die meisten stehen in Grüppchen, lachen, unterhalten und begrüßen sich herzlich. Es herrscht eine gemütliche Atmosphäre und ich fühle mich sofort zuhause. Tief atme ich den heimischen Geruch ein.

Ich drehe mich zu Ginny und sehe, dass es ihr ähnlich geht.
"Es ist schön, wieder hier zu sein.", sagt sie lächelnd.
"Ja, man fühlt sich sofort wieder Zuhause."
"Hm.", sagt sie zustimmend und fängt an, zu grinsen, als sie in die Menge sieht.
"Guck mal, da ist Neville!", ruf sie und macht mich mit dem Zeigefinger auf eine kleine Gruppe aufmerksam.
"Komm", sage ich aufgeregt und ziehe sie mit in seine Richtung.

Als wir ankommen, werden wir von Luna, Neville und einer ehemaligen Griffindor- Schülerin, deren Namen ich peinlicherweise vergessen habe, mit Umarmungen empfangen. Dann sieht Luna sich um:
"Wo sind Ron und Harry?", fragt sie.
"Harry muss arbeiten, er konnte leider nicht mitkommen. Aber er richtet euch allen liebe Grüße aus und ich soll von ihm fragen, wie es euch geht.", antwortet Ginny schnell, um von Ron abzulenken. Es klappt, die anderen fangen an, zu erzählen. Doch Luna sieht mich nachdenklich an. Kurzerhand nehme ich ihr Handgelenk und ziehe die unnauffällig aus unserem Kreis.

"Ich habe es bisher nur Ginny und Harry erzählt, aber ich denke, du solltst es auch wissen. Ron und ich... wir haben... vor vier Monaten...", sage ich, als wir uns ein wenig abseits hingestellt haben. Ich habe die Trennung akzeptiert, aber es ist immer noch schwer für mich, es anderen zu erzählen.
Luna sieht mir das natürlich an und nickt verständnissvoll. Dann sagt sie etwas, das ich nicht erwartet hätte.
"Ich wusste, dass das früher oder später passieren würde", dabei nickt sie bedächtig.
"Was? Wieso hast du denn nichts gesagt?", frage ich entgeistert. Die meisten habe immer gesagt, dass wir gut zusammenpassen.

"Du warst glücklich und er auch. Aber es war nicht die große Liebe. Nicht die ganz große.", erklärt sie.

"Und woher wusstest du das?", frage ich neugierig. Ich vertraue auf Lunas Urteil. Aber ich will trotsdem wissen, wie sie das sehen konnte.

"Du brauchst jemand anderes. Jemand, der so ist wie du. Jemand mit Wunden und Narben, mir intensiven Gefühlen, jemand, der verletzlich und stark zugleich ist, tiefgründig, mit Sorgen und einer Vergangenheit. Ron ist anders. Er ist grob gestrickt, bekommt nicht alles mit, ist manchmal trampelig und verletzt andere unwissentlich. Er kann dich nicht immer verstehen und will dir seinen Willen unbewusst aufzwingen. Seine Liebe kann niemals so tief und bedingungslos sein, wie deine und wie du sie brauchst.", lautet ihre Erklärung.

Es dauert einige Sekunden, bis ich mich wieder gefangen habe. Denn jetzt, wo ich es höre erscheint es mir komplett logisch, dass mein Exmann und ich nicht zusammenpassen. Meine Freundin hat Recht.

"Wow. Luna, du überraschst mich immer wieder."

"Ich glaube, tief in deinem Herzen hast du das gewust.", meint sie ernst.

Habe ich das? Ich weiß es nicht.

"Denkst du, ich werde irgendwann diesen Jemand finden, der zu mir passt?", frage ich unsicher.

Dieses Mal lächelt sie nur ihr spezielles Luna-lächeln. Es ist unergründlich, doch ich weiß, was sie mir damit sagen will: "Das wirst du erst wissen, wenn es so weit ist. Oder, wenn es zu spät ist."

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⏰ Last updated: Oct 23, 2019 ⏰

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