90. Eine Woche Urlaub Teil 2

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Harry stand im Stall und sah sich wieder mal die Pferde der Greengrass-Familie an.
„Hey Beast, Oskar, sind sie nicht total schön?", fragte er seine beiden Begleiter.
Seit ihm die drei Geschwister die Stallungen gezeigt hatten war der junge Mann nur noch mit der Brechstange oder dem Zauberstab von dort wegzubringen gewesen. Nicht mal die Spielkisten, die Sirius den Jugendlichen zu Weihnachten geschenkt hatte, konnten ihn lange ablenken. Dabei sahen die bei weitem nicht mehr so aus wie am Anfang. Und es wurden auch noch lange nicht alle Geheimnisse gelüftet.
Aber das alles interessierte Harry gerade wenig, er ging durch den Stall und blieb bei jeder Box stehen um dem darin stehenden Tier einige Streicheleinheiten zukommen zu lassen.
Draco und seine Schwestern waren vor einer halben Stunde in Richtung Sommerball aufgebrochen, so hatte Harry genug Zeit für seine behuften Freunde. Das Ehepaar Greengrass hatte da zum Glück nichts dagegen.

„Hier bist du also."
Der Grünäugige drehte sich um und blickte auf die wunderschöne Gestalt seines Kavaliers.
„Hallo Lucius, ich habe dich gar nicht gehört."
„Ich habe mich auch bemüht leise zu sein, ich wollte die Tiere nicht erschrecken. Hallo, Kleiner, wie geht es dir?"
Lucius war näher an seinen jungen Freund herangetreten, berührte ihn allerdings nicht, dafür stand Harry zu nahe an einem der Tiere. Auf einen Biss von Pferdeseite konnte der Aristokrat gut verzichten.
Der Löwe druckste nervös herum und tat sich wieder mal schwer seinem Angebeteten in die Augen zu sehen.
„Hey, was habe ich dir gesagt? Keine Scheu, schäme dich nicht", flüsterte Lucius und nahm nun doch die Hand des Jungen in die seine. Mit der anderen hob er das Kinn seines Gegenübers.
Harry nickte nervös und versuchte dem Mann in die Augen zu sehen.
„Ist gar nicht so leicht, vor allem nicht wenn wir allein sind", gestand er.
Lucius küsste sanft seinen Handrücken.
„Du machst das doch schon sehr gut."
„Ja? Ich war eifersüchtig auf jemanden der dich als seinen Enkel sieht", grummelte Harry vor sich hin.
Lucius hob überrascht die Augenbraue.
„Siehst du, du wirst schon mutiger, vor kurzem hättest du dich noch nicht getraut das zuzugeben."
„War ja leider nicht zu übersehen, sogar unsere griechische Bekanntschaft hat es sofort bemerkt. Merlin, was muss der Mann nur von mir denken?", jammerte Harry und verbarg sein Gesicht am Hals des nächstbesten Pferdes.
Lucius schmunzelte.
„Sebastian denkt bestimmt nicht schlecht von dir und die Griechen ebenfalls nicht. Ich hingegen dürfte einen weniger guten Eindruck hinterlassen haben."
Harry hob wieder den Kopf und blickte den Blonden verwirrt an.
„Warum denn das? Du warst doch der vollendete Gentlemen."
„Danke, das höre ich gerne, auch wenn es nicht ganz stimmt."
„In wie fern? Was hast du denn gemacht?"
„Es geht eher darum was ich nicht getan habe."
Harry blickte zu Beast und Oskar.
„Wisst ihr was er meint?"
Beide verneinten, zumindest sah es für Lucius ganz danach aus.
„Immer wieder erstaunlich wie klug die beiden sind. Ich kann es dir erklären, du hast gesagt jedem wäre deine Eifersucht aufgefallen?"
Harry nickte beschämt.
„So ist es."
„Nicht ganz, ich Trottel habe nämlich nichts bemerkt. Zumindest erst sehr spät. Und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen."

Zu sagen Harry hätten die Worte des Mannes sprachlos gemacht wäre eine Untertreibung gewesen. Der junge Mann brachte überhaupt keinen Laut mehr heraus und öffnete nur immer wieder den Mund.
Lucius ließ dem Kleinen die Zeit die er brauchte.
„Ähm, du musst dich doch nicht entschuldigen. Eher umgekehrt, ich habe dir nicht vertraut, eigentlich sollte ich mich bei dir für dieses Verhalten entschuldigen", plapperte der Jugendliche auch schon los.
Der Aristokrat griff nach Harrys Händen und schüttelte den Kopf.
„Nein, das musst du nicht. Harry ich bin derjenige der dich darum gebeten hat um dich werben zu dürfen. Es liegt an mir dich von mir zu überzeugen, wenn ich also den Eindruck erweckt haben sollte dass es mir nicht ernst ist dann tut mir das wirklich leid. Denn das stimmt nicht. Ich möchte dich kennenlernen, du bist mir mittlerweile sehr wichtig, darum sollte ich auch endlich begriffen haben wie unsicher du noch bist. Wenn dich etwas an meinem Verhalten stört dann sage es mir bitte."
Harry schluckte.
„Das kann ich nicht versprechen. Mir missfällt eigentlich nichts von dem was du tust. Eher ist es mir peinlich dass ich so überreagiert habe. Ich hasse meine Unsicherheit und würde am liebsten so selbstbewusst sein wie Severus."
„Aber du bist nicht Sev, zum Glück", schmunzelte Lucius.
Sanft küsste er die Stirn seines jungen Freundes, der natürlich wieder Farbe bekam.
„Ich freue mich dass du gekommen bist", gestand der junge Mann.
„Wie gesagt, ich bin gerne in deiner Nähe. Sag mal, kannst du reiten?", wechselte Lucius das Thema.
„Auf Greifen und Drachen", kam es prompt von Harry.
„Das war nicht ganz das was ich meinte. Kannst du auf Pferden reiten? Du scheinst sie sehr zu lieben, Ariel und Antonius haben mir erzählt das du fast immer hier bist."
„Es sind so schöne und liebe Tiere, aber ich habe nie gelernt auf ihnen zu reiten."
„Möchtest du es versuchen?"
Harry sah den Mann zweifelnd an.
„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist."
„Fürchtest du dich?"
„Nein, aber ich weiß nicht ob wir einfach so ein Pferd nehmen dürfen. Sie gehören schließlich jemandem."
Lucius schmunzelte.
„Ich habe bereits um Erlaubnis gefragt. Also, was sagst du?"
Kurz blickte Harry zu den Pferden und dann wieder zu Lucius.
„Gerne", nuschelte er.

Bevor sie auch nur daran dachten sich auf den Rücken der Pferde zu setzen zeigte Lucius Harry wie man sich richtig um die Tiere kümmerte. Dazu gehörte putzen, bürsten und striegeln. Alles Dinge die dem jungen Mann ebenso große Freude bereiteten wie den Pferden.
Der Aristokrat wusste mittlerweile dass materielle Dinge dem jungen Harry nicht so viel bedeuteten, ihm war es wichtiger Zeit mit denen zu verbringen die er mochte. Darum hatte Lucius auch beschlossen den Löwen nicht mit teuren Geschenken zu überhäufen sondern mit ihm Sachen zu unternehmen. Reiten war nur eine seiner vielen Ideen und sie schien sehr gut bei Harry anzukommen. Der junge Mann war mit Feuereifer bei der Sache und folgte jedem von Lucius Ratschlägen.
Allein wollte er den Grünäugigen dann aber doch noch nicht auf ein Pferd lassen, darum sattelte Lucius eines der stärksten Tiere und setzte Harry darauf, dann schwang er sich ebenfalls auf dessen Rücken.

„Was?", quiekte Harry überrascht.
„So geht es einfacher", meinte Lucius.
„Ähm, aber auf Seidenschnabel bin ich auch ohne Sattel geritten und die ist immerhin geflogen. Genauso wie Oskar, du musst also keine Angst haben das ich runterfallen würde."
Lucius lächelte und beugte sich zu Harrys Ohr.
„Habe ich auch nicht, ich möchte dich nur gerne im Arm halten und das hier ist die beste Ausrede", mit den Worten griff Lucius nach den Zügeln und auf einen kleinen Wink hin setzte sich das Pferd in Bewegung.
Harry schluckte und war sich sicher wieder mal knallrot zu sein. Allein das Gefühl von Lucius' Brustkorb an seinem Rücken machte ihn ganz zittrig.
„Alles klar?", wollte Lucius wissen.
„Ich, .... i, .... ich, ... falle gleich, ..... ich denke ich, ..... Verdammt!", fluchte Harry beherzt und erschreckte damit das Pferd.
Lucius beruhigte das Tier wieder und gab Harry einen Kuss auf den wilden Haarschopf.
„Ganz ruhig, nicht nervös werden, es ist alles in Ordnung. Lehn dich ruhig an mich, das fühlt sich schön an."
Vorsichtig kam Harry der Aufforderung nach und spürte wie Lucius seine Arme enger um ihn schlang.
„Mein Herz macht Überstunden. Wenn jetzt meine Magie mit mir durchgeht bist du schuld", kam es leise von dem jungen Mann.
„Ich nehme die Schuld gerne auf mich. Es schmeichelt mir ungemein das ich so eine Wirkung auf dich habe. Dennoch hoffe ich das du dich bald daran gewöhnt haben wirst."
„Ha, und zu Weihnachten kommt der Osterhase", kam es von Harry.
„Wir werden sehen, ich sehe allem mit Zuversicht entgegen."
„Deinen Optimismus möchte ich haben. Wenn ich mich jetzt zu dir umdrehen würde wäre es um meine Besinnung geschehen, darauf wette ich. Nur weil ich dir nicht in die Augen sehe kann ich überhaupt so frei reden."
Von Lucius kam ein tiefes Lachen das seinen Brustkorb vibrieren ließ und Harry Schauer über den Rücken jagte.
„Komm lass uns ein wenig schneller reiten, das Pferd schient laufen zu wollen. Halt dich aber gut bei mir fest."
Harry legte seine Hände zaghaft um Lucius Arme und lehnte sich unbewusst näher an den Mann. Und schon ging es ab.

Lucius nahm sich vor in nächster Zeit öfter solche kleinen Ausritte mit dem jungen Mann zu machen. Vielleicht auch mal ein Picknick, die Möglichkeiten waren groß. Und erst jetzt spürte auch Lucius wie schön es war solche Kleinigkeiten miteinander zu teilen. Narzissa war immer nur mit teuren Geschenken, Reisen, Essen in Nobelrestaurants und Ähnlichem zufrieden zu stellen gewesen. Einen einfachen Ausritt hätte sie nie geduldet, schon gar nicht wenn sie sich dabei mit ihrem Mann ein Pferd hätte teilen müssen. Das wäre unter ihrer Würde gewesen.
So gesehen war es auch für Lucius das erste Mal das er eine richtige Beziehung mit jemandem begann. Und dieses Mal würde er alles richtig machen, das nahm er sich vor. Noch mal wollte er nicht auf eine Luxustussi reinfallen.

Fledermaus, Grimm und der Kater darf es richtenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora