Kapitel 1

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"Was ist dein Lieblingsfach, Wayne?" Freundlich lächelte Lis mir zu und versuchte schon zum zweiten Mal heute, eine normale Konversation anzufangen, auch wenn es immer in peinlicher Stille endete.
"Hmmmm, lass ich überlegen... Schwänzen?", scherzte ich grinsend und fuhr mit meiner Hand durch meine dunklen Haare, während sie leise kicherte. Na klar, wir führten nur Gespräche über die Schule, schließlich bestand unser halbes Leben aus dieser langweiligen und sich immer wiederholenden Phase. Aber dennoch war sie unterhaltsamer als alle anderen. Naja, alle anderen Blondinen.
"Entschuldige mich, mein Bus kommt", verabschiedete ich mich, als der Hock Bus an meiner Bushaltestelle anhielt und auffällig oft hupte. Und schon wusste ich, was für ein Busfahrer das war, den es gab nur einen, der eine halbe Minute lang die Hupe schlug.
Schmunzelnd stieg ich ein, hielt ihm meine Fahrkarte vor das Gesicht und betrachtete seinen großen Bierbauch, der am Wochende wohl gut gefüttert worden ist.
Die Personen hinter mir drängten mich bereits nach vorne, sie wollten schließlich auch einen Platz. Er nickte und ich begab mich auf die Suche nach eine Sitzgelegenheit, die ich auch schnell fand, da ich einer der Ersten war. Die Luft war stickig, weswegen ich aus dem Fenster schaute und mir Lis zuwinkte. Höflich hob ich die Hand und drehte mich dann schnell weg, um mir meine Kopfhörer in die Ohren zu stecken.
Immer mehr Menschen füllten den Bus und ich scrollte auf meiner Musikplaylist, um irgendwie der Hitze im Bus zu entkommen. Der Sommer hier in Deutschland ist viel zu heiß, ehrlich.
Ah. Mit einem Lächeln tippte ich auf das Lied X gon' give it to ya, schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an den Sitz, nachdem ich den Mund leicht öffnete.
Luft, ich kriege kaum Luft hier drinnen.
Meine Finger wippten im Takt mit und der Bus fuhr los, so schnell und plötzlich, dass es mich in den Sitz drückte und die Menschen, die standen, taten mir leid. Obwohl... Nein, eigentlich nicht.
Entspannt wippte nun auch mein Bein mit und ich öffnete auch wieder die Augen, schaute aus dem Fenster und beobachtete die Menschen, die bei der Hitze nach Hause liefen. Naja, ich war von Grund auf ein fauler Mensch.
Der Bus hielt an meiner Haltestelle und ich drückte mich vom Sitz, wobei ich mich innerlich auf die Hitze einstellte. Mit Schwung sprang ich aus dem Bus in die pralle Sonne, die auf den Asphalt einbrannte und schaute noch zu, wie der Bus sich in Bewegung setzte, bevor ich zu laufen anfing. Eigentlich hasste ich es, hier zu laufen, aber heute war es anders. Irgendwie entspannter.
Ich entschied mich, eine Abkürzung zu nehmen. Dunkel und schattig, genau das, was ich brauchte.
Also bog ich zwischen den zwei Hochhäusern ab, trottete sorglos durch die enge und von Müll belagerte Gasse und summte den Song mit. Etwas huschte hinter mir vorbei. So kam es mir vor, weswegen ich mich schnell umdrehte und einen Kopfhörer aus dem Ohr riss.
Was zur Hölle war das jetzt?
Für ein paar Sekunden blieb ich still stehen, sah mich vorsichtig um, checkte die Lage ab und weil sich nichts mehr tat, nahm ich an, es war eine Katze.
Mit schnellen Schritten setzte ich meinen Weg fort, mit dem Gefühl, irgendwas würde mir folgen, weswegen ich immer schneller wurde. Bald rannte ich sogar und das Teil hinter mir, was ich mir einbildete, folgte mir.
Aber ich erreichte mit Gravur die Haustür. "Halleluja", schoss es mir durch den Kopf und ich fragte mich, seit wann ich paranoid war. Oder war da wirklich etwas? Ach, keine Ahnung. Ist nicht meine Sache, was für Streuner sich da rumtreiben.
Erleichtert schloss ich die Tür auf und zwengte mich durch sie, da ich sie nicht ganz aufmachen wollte.
"Wayne?" Die Stimme meiner Mutter hallte durch den leeren weißen Flur, über dessen Leere sie sich immer beschwerte, aber mein Vater wollte ihn nicht streichen. Seitdem ist er weiß.
"Wayne, bist du das?"
Seufzend machte ich die Tür zu und zog meine Schuhe aus, während ich rief: "Jup, ich bin hier!" "Okay, ich arbeite in meinem Zimmer, in der Küche steht Essen!", antwortete sie und ich hörte sie die Tür zu ihrem Büro schließen, was sie immer besonders laut tat, da Mum oft unter Stress stand. Und ich wusste nicht einmal, als was meine Mutter arbeitete.
Müde vom Schultag schlurfte ich durch den Flur Richtung mein Zimmer, da ich nicht sonderlich Hunger hatte und eigentlich nur wie jeder normale Teenager Hausaufgaben machte, bevor ich irgendwas tat.
Mein Handy summte in meiner Tasche, als ich mein Zimmer betrat und ich warf zuerst den schweren Rucksack ab, bevor ich mich auf meinen Rollstuhl schmiss und mein Handy zückte.

well played, mateWhere stories live. Discover now