39 - Wendepunkt

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Wir liefen noch ein Stück schweigend, dann legte er seine Hand auf meinen Arm und sah mich an Ich nickte und wir apparierten zurück.

Als wir dann in unseren Sesseln mehr lagen als sassen, die Beine auf dem kleinen Beistelltisch, den wir zwischen unsere Sessel gestellt hatten und lasen, kam mir seine Frage von vorhin wieder in den Sinn. „Was wäre...". Ich sah uns so dasitzen und musste lachen.

Er legte sein Buch auf seine Beine und sah mich fragend an. Es war leicht zwischen uns. Es fiel mir leicht, meine Gedanken einfach so zu sagen. Es hatte sich beinahe schon zu einer Gewohnheit ihm gegenüber entwickelt.
„Du hast vorhin gefragt, was wäre wenn... und als ich uns so angeschaut habe, ist mir durch den Kopf... es ist ja schon beinahe so." Er schaute auf uns, unsere Füsse, die abwechselnd nebeneinander von den gegenüberliegenden Seiten sich ineinander verschränkten. Er musste auch lachen. Als er antwortete, überraschte er mich wieder einmal. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit so was.
„Ich habe auch noch mal darüber nachgedacht, hat mich einfach nicht losgelassen... ich wollte dir nur sagen: Mach, wie du es für sinnvoll findest. Du kannst mich also als Vater, Freund, Mann... was auch immer ausgeben." Ich musste ein seltsames Gesicht gezogen haben, jedenfalls wich er schnell meinem Blick aus und nahm sein Buch wieder auf.
„Danke." Daran, dass ich nicht wieder nasse Augen bekam, merkte ich, dass es mir wirklich besser ging. „Ich finde es nett von dir und ich schätze es, aber ich verstehe nicht wirklich, warum du das für mich machst."
Er sah mich kurz über sein Buch hinweg an und ich hätte beinahe losgelacht... was ihm meine Frage peinlich? Es sah ganz so aus...
„Wir haben uns vor Wochen mal unterhalten und du hast mich gefragt, ob ich dich mag. Und was ich dir gesagt habe, stimmt immer noch." sagte er beinahe verschämt. Es gab tatsächlich etwas, das ihm peinlich war... uh... was war das? Hatte er gerade gesagt, dass er mich mochte...? Ich starrte ihn schockiert an. Das... nein unmöglich... und gleichzeitig... war das das gewesen, was ich die ganze Zeit versucht hatte zu vermeiden. Das ich anfangen könnte ihn zu mögen. Das es sein könnte, dass er mich mögen könnte... erschien mir völlig ausgeschlossen. Und jetzt? Eine leise Panik beschlich mich. Ich musste hier weg! Themawechsel! Ablenkung! Vielleicht liess sich das noch retten, vielleicht... ich verspürte den Drang ihn zu necken „Dann würdest du mich immer noch heiraten." knüpfte ich an unser letztes Gespräch an.
„Hmmm, ja." grinste er mich herausfordernd an. Er hatte dabei gelächelt... war auf mein Spiel eingestiegen.
„Uh, war das jetzt ein Heiratsantrag?" fragte ich ihn gespielt schockiert, versuchte ich ihn noch weiter weg zu lotsen.
Er grinste wieder „Wenn du es so nennen willst, durchaus, Hermine."
Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, ohne das es für jemand andere vorgespielt war, war... eigenartig, verwirrend...
„Treib den Witz nicht zu weit. Ich könnte ja sagen." warnte ich ihn ernst, lachte aber dabei.
„Du genauso... ich könnte dich heiraten." Er grinste weiterhin, aber seine Augen waren ernst. Er gab wirklich nicht nach. Meine vage Panik stieg.
„Du... letzte Warnung!" lachte ich, aber es kam nicht mehr so frei heraus, sondern hatte eine Menge Fragezeichen zu überwinden. Zudem fingen meine Augen an zu ziehen. Nur ganz leicht.
„Möchtest du Miss Malfoy sein?" fragte er herausfordernd. Du Trottel... sag so etwas nicht... nicht einmal um mich zu ärgern.
„Wenn, müsstest du Mister Granger werden." Ich hatte gerade noch den Ausweg entdeckt. In Zaubererkreisen war es üblich, vor allem bei den 28 alten Familien, dass immer der Name des Mannes beibehalten wurde. Er würde nie...
„Mister Granger. Klingt doch gut." meinte er ernst. Plötzlich hatte ich einen Kloss im Hals, und meine Panik machte sie genüsslich breit. Mir fiel nichts mehr ein. Mein Verstand hatte sich so ziemlich abgeschaltet.
„Du weisst wirklich nicht, wenn es genug ist, oder?" ich fischte meinen Zauberstab heraus. „Locomotor" Ich liess eines der Kissen in sein Gesicht fliegen. Sein Kurgel flüchtete sich schrill quietschend beschwerend von seiner Schulter hinter den Sessel. Meines folgte seinem.
„So, Miss Malfoy, ist das ihre Antwort auf meinen Heiratsantrag?" knurrte er und blitzartig hatte er auch seinen Zauberstab in der Hand. Er muss ihn im Ärmel gehabt haben, so schnell wie er ihn auf einmal in der Hand hielt.
„Locomotor!" schoss ich ihm ein zweites Kissen an, anstatt ihm eine Antwort zu geben.
„Mister Granger... sie müssen sich die Antwort schon selbst zusammenreimen." Damit sollte er es kapiert haben. Nur begriff das meine Panik noch nicht richtig. Mein Herz raste dabei.
„Locomotor!" kam es von ihm zurück und das erste Kissen flog mir ins Gesicht. „Hier haben sie meine Antwort, Miss Malfoy."
Innert Sekunden entbrannte eine eigenartige Kissenschlacht. Wir flüchteten aus den Sesseln, in denen man nicht wirklich wehren konnte und wichen aus, schossen Kissen zurück. Wir lachten beide laut dabei und ich genoss es wie schon lange nichts mehr. Ich vergass meine Panik, genoss die Kissenschlacht, die beinahe eine Fortsetzung unseres Herumalberns nach dem Übungskurs war. Nach einigem Hin und Her hatten wir beide das gleiche Kissen anvisiert und jeder versuchte, es zum anderen hin zu drücken. Ein Patt. Wir versuchten beide, den anderen zu überwältigen, aber das Kissen bewegte ich kaum etwas. Gleichstark.
„Locomotor!" sagte Draco und ich sah, wie er in seiner linken Hand plötzlich noch einen Zauberstab hatte und eines der anderen Kissen auf mich losliess. Gnomenkacke... ich warf mich aufs Bett, um dem ersten Kissen auszuweichen und versuchte das zweite mit einem eigenen Locomotor abzulenken. Letztlich trafen mich beide.
Ein zweiter Zauberstab! Es gab nur wenige Geschichten über Zauberer, die mit zwei Stäben gleichzeitig zaubern konnten und wenn es jemand konnte, behielt man es am Besten für sich. Es war eine Lebensversicherung für Zauberer... wer würde denn an die Möglichkeit denken, dass jemand mit zwei Zauberstäben gleichzeitig zaubern könnte. Ich war beeindruckt. Von seinem Können und dass er mir so vertraute, dass er diese Tatsache ohne wirklichen Grund mir offenbarte. Ich war gerührt und gleichzeitig fand ich, er hatte geschummelt.
Mister Malfoy... triff deine Meisterin... dachte ich mir und krümmte ich mich auf dem Bett zusammen, hielt meinen Bauch und stöhnte schmerzhaft.
„Hermine?!" rief er erschrocken und einen Augenblick später war er neben mir. „Es tut mir leid, ich wollte doch nicht..."
„Locomotor!" drehte ich mich zu ihm um und schoss ich ihm das Kissen direkt ins Gesicht. „Ich kann auch schummeln, nicht nur du!". Für einen Moment schien er zu erstarren... dann...
„Aaagh." schrie er, als er rückwärts vom Bett fiel. Er bewegte sich nicht mehr.
„Draco?" Nichts.
„Draco??" Es hatte ziemlich laut gekracht, als er fiel. Erschrocken drehte ich mich zum Rand und als ich zu ihm schaute, flog mir ein Kissen ins Gesicht.
„Du hinterlister..." fing ich an, musste aber lachen, als die Erleichterung mich einholte.
„Du glaubst doch nicht, dass nur du tricksen kannst." grinste er und schlug mit dem Kissen, dass er nun in der Hand hatte zu.
„Locomotor." Ich schoss ihm das andere Kissen an.
„Accio Kissen." und holte mir das andere und dann knieten wir auf dem Bett und schlugen mit den Kissen aufeinander ein. Nach einer Weile kam ich ausser Atem und so warf ich mich nach vorn und riss ihn mit mir um, hielt seine Arme fest, zumindest versuchte ich es.
Vielleicht war ich sein Match, wenn wir Zauberstäbe in der Hand hatten, aber ohne war ich ihm hoffnungslos unterlegen und - zack - lag ich unten und er hielt mich an den Handgelenken auf dem Bett. Ich schnappte nach Luft vor Anstrengung und Lachen.
„Miss Malfoy, sie sind eine durchtriebene und verschlagene Person." warf er mir gespielt Ernst vor.
„Die Strafe dafür ist... Rictusempra" Ich zuckte zusammen,als ich das Wort hörte, aber er hatte nicht wirklich gezaubert.
„Nein, bitte nicht... ich kann nicht mehr... Luft..." japste ich und er hielt inne, sah mich aus nächster Nähe an. Der Moment, als sich unsere Blicke trafen, knisterte es förmlich. Er erstarrte und dann liess er mich los, als hätte er etwas Heisses berührt und sagte schnell: „Dann lassen wir Gnade vor Recht ergehen, dann eben ohne Zauberei." Bevor ich wirklich reagieren konnte, fing er an, mich zu kitzeln.
„Iaaaahhh." quietschte ich, versuchte mich zu wehren. Aber er nutzte seine Überlegenheit gnadenlos aus, bis ich vor lauter Lachen wirklich nicht mehr konnte und kaum noch Luft bekam. Als er gnädigerweise eine kurze Pause machte, um mich zu Atem kommen zu lassen, richtete ich meinen Zauberstab, auf dem ich die ganze Zeit gelegen war, auf ihn:
„Rictusempra" sagte ich . Nur ich zauberte dabei. Nun war er es, der sich sich hilflos lachend auf dem Bett herum warf. Ich versuchte ihn so gut wie möglich festzuhalten, was aber nur eingeschränkt erfolgreich war.
Als der Rictusempra nachliess, lagen wir beide da, wie Fische auf dem Trockenen nach Luft schnappend und lachten. Er lag unten und ich halb auf ihm, da ich versucht hatte ihn unten zu halten. Es hatte etwas Befreiendes gehabt, ohne das ich sagen könnte, was mich davor eingeengt hatte. Langsam beruhigte sich mein Atem wieder und das Lachen liess auch nach. Als ich meinen Kopf von seiner Schulter hob, sah er mich an und mit einem Mal lag die gleiche immense Spannung in der Luft wie gerade eben, als sich unsere Gesichter so nahe waren.
Unsere Gesichter waren diesmal keine Handspanne mehr auseinander. Unsere Blicke waren ineinander verfangen. Er legte seine eine Hand auf meinen Kopf und zog mich sanft zu sich heran. Ich kann immer noch nicht sagen, warum ich mich nicht gewehrt habe. Ich hätte nur ein bisschen Kraft geben müssen, etwas Widerstand zeigen... Aber ich machte es nicht. Ich liess es zu, dass er den Abstand zwischen unseren Lippen verringerte und dann berührten sie sich. Er küsste mich, sehr sanft, so sanft, dass man es kaum spürte. Aber nur kaum, nicht nicht. Es schoss wie ein Stromschlag durch mich und die Stimme in meinem Kopf, die fand, dass das die dümmste Sache war, die ich machen könnte, wanderte in das dunkelste und tiefste Verlies, noch bevor sie mit ihrem Satz fertig war und dann vergass ich mich in den sanften Berührungen unserer Lippen. Es war reine Folter. Ich wollte seine Lippen spüren, intensiv und nie aufhörend, aber es passte nicht, wenn der Druck zu gross wurde. Dann war diese Elektrizität weg und so spielten unsere Lippen miteinander. Berühren, streifen, und wieder einen kurzen, qualvollen Abstand. Nach - wie lang auch immer - merkte ich, dass so, wie ich lag, seine Hüfte in meinen Bauch drückte. Ich drehte mich aufs Bett und zog in nach oben, ohne das Spiel zu unterbrechen.

Ich und DracoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt