"Wie geht es dir eigentlich?". Ich hebe den Kopf. Die letzten 10 Minuten saßen wir mit Haymitch schweigsam an seinem kleinen, alten Holztisch und tranken schwarzen Tee- ein Luxus, den wir uns früher nie leisten konnten. Außerdem will ich Haymitch nicht schon wieder dem Alkohol aussetzen lassen.Wir haben insgesamt 2 Stunden gebraucht den Müll aufzuräumen- und eine Stunde davon hat mir Haymitch geholfen. Also habe ich kein Interesse dran, demnächst wieder das selbe zu machen. Obwohl ich weiss das dies sowieso der Fall sein wird, wenn seine Haustür hinter mir ins Schloss fällt.
Wir waren heute noch sehr schnell, liegt wahrscheinlich an meiner unbegrenzten Freude. Und jetzt sitzen wir über unserem inzwischen kalt gewordenen Tee gebeugt. Haymitch hat seinen Bart abrasiert und sieht um 7 Jahre jünger aus und seine Haare stehen im wirr und feucht vom Kopf ab. Er hat sich zu meinem Erstaunen ein saubereres, weißes, leichtes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln angezogen und eine seiner lockeren, nicht zerissenen Hosen. Er sieht wie eine andere Version seiner selbst aus, so normal. So wäre er wahrscheinlich, wenn ihn das Kapitol nicht zerstört hätte. Wir alle wären andere Personen.
"Ganz gut, ungeachtet der Umstände. Wieso fragst du?" Er mustert mich an und sein Lächeln verschwindet, was mich etwas beunruhigt. "Auf diese Antwort habe ich lange geantwortet." Okay, es beunruhigt mich sehr. "Was meinst du?"
Er holt ein zusammen gefaltenes Blatt hervor und legt es vor mich auf den Tisch. "Was ist das?" Ich mustere ihn aus zusammengekniffenen Augen an. So habe ich Haymitch zuletzt gesehen, als er mich nach den 2. Hungerspiele empfangen hat und es endete nicht gerade mit einem netten Auseinander. Er schließt seine Augen und legt seinen Kopf in die Hände. "Lies selbst."
Ich lege die Stirn in Falten und starre auf das Blatt. Was ist los mit ihm? Langsam strecke ich meine Hand nach dem Papier aus und umschließe es. Es ist rau und etwas hart und gelblich an den Rändern. Haymitch muss es schon länger bei sich tragen. Ich lasse meinen Blick nicht von Haymitch gleiten und falte das Papier langsam aber entschlossen auseinander. Als ich bereit bin senke ich meinen Blick und augenblicklich lasse ich den Brief fallen. Mein Herz rast und ich zitterere am ganzen Körper. Langsam stehe ich auf und komme hart auf dem Boden auf. Ich wiege mich vor und zurück, vor und zurück. Wie ein kleines Kind in Panaroia. Kleinere Wimmern kommen aus meinem Mund. Ich spüre eine warme Hand an meinem Rücken, doch ich nehme sie nur undeutlich durch einen Nebel wahr, genauso wie eine tiefe Stimme: "Katniss, beruhige dich, es ist nicht so wie es aussieht."
Auf den Papierbogen ist faustgroß das Kapitolsiegel abgebildet und darunter ein Text. Doch ich sehe nur das Siegel.
Kapitol Hungerspiele Tod Sterben Prim Finnick Snow Blut so viel Blut Schreie Schmerz
Dann wird alles um mich herum schwarz.
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Der Löwenzahn im Frühling
FanfictionEs scheint, als ob alles wieder normal ist. Katniss findet langsam wieder ins Leben zurück- in ihr neues Leben. Der Schmerz und die Erinnerungen leben, aber sie versucht nicht zu vergessen. Sie versucht zu leben- zusammen mit Peeta. Doch es ist nich...