Kapitel 1

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Tony POV

*RING RING RING*

Mein Morgen beginnt mit dem absolut nervigsten Geräusch überhaupt. Murrend und mit meinen Augen noch geschlossen taste ich nach dem kleinen Reisewecker, welcher so laut ringt, als ob er alles rauslassen musste was sich die Nacht über angestaut hatte.

Mit meinem Arm fuchtel ich blindlings und immer noch im Halb-Schlaf in der Richtung herum, aus der das Ringen kam. Ich spüre wie ich mit dem Handrucken etwas Kühles berühre und höre dann ein lautes Scheppern, welches mich augenblicklich hellwach macht und mich aufschrecken lässt. Schnell schaue ich mich um und sehe den nun stummen Wecker und einige Glasscherben direkt vor meinem Bett liegen. Ich seufzte genervt. Ich war extrem müde und dann hatte ich es auch fertig gebracht meinen Wecker kaputt zu machen. Eigentlich war ich jetzt schon wieder bereit dazu mir einfach die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und einfach weiter zu schlafen. Aber mir ist klar, dass das keine Option war.

Ich schwinge meine Beine übers Bett und passe auf nicht in die Scherben zu treten. Ich nehme mir meine Brille von dem Nachttisch. Nur mit einer Boxershorts bekleidet gehe ich in die Küche und nehme mir Handfeger und Müllschüppe, um das Glas wegzuräumen. Vorsichtig aber dennoch darum bemüht mich zu beeilen, beseitige ich die Scherben und schmeiße sie in den Mülleimer.

Gestresst schaue ich auf mein Handy und muss feststellen, dass ich in spätestens 15 Minuten los musste. Ich stürme ins Bad und fünf Minuten später stehe ich vor meinem Kleiderschrank und suche mir mein Outfit für heute zusammen. Unnötig lang starre ich auf meine Klamotten und wie immer war ich in Versuchung eines der bunten Oberteile rauszunehmen. Ich hatte wirklich Lust, den hell orangen Pullover anzuziehen.
Kurz hadere ich noch mit mir und entschied mich dann aber, wie immer, für ein unauffälligeres Teil. Schnell ziehe ich den grauen Hoodie und eine schwarze Hose an, wobei ich mich in der Hose verheddere und fast hinfiel.

Ich schnappe mir mein Handy, welches auf meinem Bett liegt, als ich etwas auf dem Holzboden glitzern sah. Es war noch eine Glasscherbe, ich hatte sie in meiner Eile anscheinend übersehen. Ohne wirklich nachzudenken hebe ich sie auf und gleich darauf sehe ich dunkles Blut aus einem, wie mir schien tiefen Schnitt, an meinem Finger fließen. Verdammt! Das ist heute echt ein beschissener Montagmorgen.

Ich nehme mir ein Taschentuch, um es auf die Wunde zu pressen und das Blut zu stoppen, hole dann noch ein Pflaster und schmeiße die Scherbe weg. Eilig blickte ich auf mein Handy und mir war klar, dass ich rennen musste, um nicht zu spät zu kommen. Ich schnappe mir noch meinen Rucksack mit meinem Unizeug drin und stürme aus der Wohnung.

45 Minuten später

Völlig außer Puste stehe ich vor dem Zimmer in welchem mein erster Kurs des Tages ist. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und vermutlich bin ich wegen dem ganzen Gerenne total rot und verschwitzt. Mist.

Ich öffne die Tür vorsichtig, genau eine Minute vor 8. Voller Hoffnung blicke ich nach vorne und sehe mit großer Erleichterung, dass der alte Herr Müller, der Dozent des Literaturkurses, noch nicht da ist. Ich atme tief durch und versuche so unauffällig wie möglich an den anderen Studenten vorbei zu meinem Platz in der letzten Reihe zu gelangen. Hinten angekommen lasse ich mich auf den Stuhl fallen und krame meinen Laptop heraus. Ich blicke auf die Uhr, welche vorne im Zimmer aufgehangen war, und sehe mich um. Der Unterricht hätte vor 3 Minuten beginnen sollen. Das war noch nie passiert. Aber es konnte mir reichlich egal sein, wenn sich der Dozent verspätete.

Aus Langeweile schaue ich mich im Raum um und sehe die anderen Studenten an, einige noch bei ihren Freunden stehend, andere auf ihrem Platz sitzend.

Der Literaturkurs an dieser Uni war voll belegt und ich wunderte mich manchmal wie ich es überhaupt hier reingeschafft hatte. Besonders gut oder talentiert fand ich mich nämlich nicht.

Es vergehen noch weitere 10 Minuten, in welchen ich gedankenverloren an dem Pflaster an meinem Finger herumspiele. Dann öffnete sich die Tür und ein mir fremder Mann betrat den Raum. Als die restlichen Schüler nach vorne blickten und ihn bemerkten, verschwand jeder möglichst schnell und unauffällig auf seinen Platz.

Der Mann ging mit langen bestimmten Schritten zur Mitte an das kleine Pult und wandte sich dann der Klasse zu. Er blickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen in den Raum rein. Alles war still und ich hörte mein Blut in den Adern pulsieren. Ohne, dass ich es merkte, hielt ich die Luft an.

Oh. Mein Gott.

Er war... heiß. Und wenn ich sage heiß, dann meine ich das auch so.

Lässig stand er da, in einem weißen Hemd, welches in seiner Hose steckte, wobei die obersten beiden Knöpfe geöffnet waren und sein Schlüsselbein zur Show stellten. Er strahlte vollkommende Ruhe und Selbstsicherheit aus und seine Lippen waren immer von einem wundervollen Lächeln umspielt, bei welchem nun seine Zähne hervorblitzten. Seine dunkelblonden Haare waren leicht zur Seite gegeelt, wobei ihm eine Strähne, fast wie ausversehen ins Gesicht hing. Mit den Augen musterte er die Klasse und... seine Augen. Sie waren in einem warmen hellbraun und man konnte leichte Lachfalten um sie herum erkennen. Er wirkte allerdings nicht wirklich alt, da er eine gewisse Energie ausstrahlte, welche die Leute in ihren Bann zog.

Ich glaube mir läuft etwas Sabber aus dem Mund, als er sich räuspert. Er fing an zu reden und ich fühlte mich, als wurde ich zerlaufen.

"Hallo" sagte er und es klang wie Karamell was zerfloss. Tief, aber nicht brummig, sondern einfach nur warm und zum dahinschmelzen.

Mit aller Macht reiße ich mich zusammen und versuche seinen Worten zu folgen.

"Mein Name ist Johnathan Dietrich."

Johnathan.

Behind Your Eyes (ManxBoy)Where stories live. Discover now