Meet 1

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"Ja Mom, ich weiß. Ich mach das hier schon. Ja, ich hab dich auch lieb. Tschüss."

Ich legte auf und warf mein Handy auf die Bettdecke neben mir. Ich klappte meinen Laptop auf und blickte auf den Bildschirm. Gedankenverloren schaute ich eine ganze Zeit lang auf die geöffnete Datei und seufzte. Hier kam ich einfach nicht weiter. Vielleicht sollte ich erstmal auf meinem Blog nachschauen, um meinen Kopf leer zu bekommen. Also speicherte ich den Teil des Aufsatzes, den ich bereits geschrieben hatte und schloss das Dokument, mit dem Wissen, dass ich morgen umso länger daran arbeiten müsste. Aber meistens war ich sowieso bis nach Mitternacht noch wach um im Internet sinnfrei rumzusurfen.

Als ich meinen Blog öffnete sah ich erfreut, dass ich 2 neue Nachrichten bekommen hatte. Schnell las ich die erste.

"Wenn du nicht die Eier hast dich vor deiner eigenen Mutter zu outen, bist du vielleicht gar kein Kerl. Schau lieber mal nach! Mädchen!" Wow... Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht kränkte so etwas zu lesen. Die Person hatte nämlich irgendwo recht. Ich bin schwul und wusste das auch schon länger, aber ich habe mich nie getraut es meiner Mom zu sagen. Ich war ihr einziger Sohn und ich war mir sicher, dass sie unglaublich gerne Enkelkinder hätte und sich für mich wünschte, dass ich ein nettes Mädchen kennenlernte. Sie liebte mich und sorgte sich um mich, aber wahrscheinlich wäre sie trotzdem enttäuscht. Der Gedanke machte mich traurig und ich schloss die Nachricht.

Die zweite Nachricht war um einiges länger und das machte mir Hoffnung, etwas Netteres zu lesen.

"Hey Tony! Ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen. Weiter so! Ich kann mich gut in deine Lage hineinversetzen. Als ich 18 war, ging es mir ähnlich. Ich bin nun 19 und vor einer Woche habe ich mich vor meinen Eltern geoutet. Ich glaube so richtig verstehen sie es nicht. Aber sie haben gesagt, dass sie mich unterstützen und lieben. Ich fühle mich so erleichtert und bald kann ich ihnen vielleicht auch meinen Freund vorstellen :D Ich will dir nicht sagen du solltest dich auch direkt outen, da ich deine Eltern nicht kenne. Aber vielleicht kannst du mit ihnen mal so nebenbei über das Thema Homosexualität reden. Dann findest du heraus wie sie generell dazu stehen. Ich wünsch dir alles Gute und wenn du mal mit jemandem schreiben willst stehe ich dir zur Verfügung. LG Alex"

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen las ich die Nachricht und dachte kurz über meine Antwort nach. Nervös fing ich an zu tippen. Ich wollte nicht nervig wirken oder so, da er wirklich nett schien.

„Hallo Alex. Danke, dass du mir geschrieben hast :) Es freut mich, dass bei dir alles so gut gegangen ist. Ich weiß schon, dass meine Mutter der LGBT Community nicht abwertend gegenübersteht. Allerdings ist es ja nochmal was Anderes, wenn sich der eigene Sohn outet. Ich hoffe einfach, es ihr bald sagen zu können." Ich hielt kurz inne und überlegte. Aber... ach was. Schief gehen kann ja nicht so viel, fragen schadet nie.

"Wenn ich fragen darf, wie hast du deinen Freund kennengelernt, bzw. woher wusstest du, dass er auch schwul ist? LG Tony"

Ich hielt die Luft an und drückte auf absenden. Mein Blick viel auf die Zeitanzeige meines Laptops und ich seufzte. Es war kurz nach 1 Uhr nachts. Morgen früh würde ich es bereuen so lange wach gewesen zu sein.
Ich beschloss mich fertig zu machen und legte mich dann in mein Bett, auf welchem ich zuvor gesessen hatte. Auf meinem Handy ein Spiel spielend, schlief ich irgendwann ein.

Name: Antonio Walder Spitzname: Tony
Alter: 18
Größe: 1,69m
Gewicht: 54kg

Behind Your Eyes (ManxBoy)Where stories live. Discover now