Der Morgen danach - Teil 20

93 12 2
                                    

Es war endlich Samstag als ich aufwachte. Ich streckte mich, doch etwas fehlte. Nein, jemand. Wo war Max?

Ich schaute mich um und war schon nervös, ob meine Träume plötzlich so realistisch waren, dass ich in ihnen mit Max kämpfen würde. 

Doch die andere Bettseite war definitiv benutzt gewesen und, ich steckte meine Nase in das Kissen um daran zu riechen... ja, es roch auch noch nach ihm. Also hatte ich mir die letzte Nacht nicht eingebildet.

Am liebsten wollte ich direkt Theo anrufen, um es ihm unter die Nase zu reiben. Doch einen Moment mal... Also so richtig wusste ich ja noch nicht, was hier lief. Und wo zum Teufel war Max denn nun? Hmm, bei seiner Mum, klar. Warum hatte er mich denn nicht geweckt! Doofmann!

Ok, erst einmal tief durchatmen und nochmal an seinem Kissen schnüffeln.

„Guten Morgen, Sam. Du kannst auch gerne an mir direkt schnuppern, wenn du willst", hörte ich plötzlich eine überaus amüsierte Stimme sagen.

Ich zog schnell die Bettdecke über mich drüber, um mich und meine roten Wangen zu verstecken. Warum nur?

Ich erwartete fest, dass er mir die Decke wegziehen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen krabbelte er einfach mit drunter und lag damit halb auf mir. Damit hatte ich nicht gerechnet und damit natürlich keine Abwehr vorbereitet. Ich hielt die Decke mit meinen Armen hoch, so dass sich ein kuscheliges Zelt für uns bildete.

„Guten Morgen", sagte er erneut und lächelte mich an. „Guten Morgen", sagte ich, wahrscheinlich noch immer errötet.

Mir schlug das Herz bis in den Hals. Mein ganzer Körper vibrierte. Mein Atem ging schnell.

Sein Blick lag auf mir: lächelnd, liebevoll, abwartend und ein wenig verschmitzt. Gedankenverloren benetzte er seine Lippen und würde er nicht halb auf mir liegen, ständen die Wahrscheinlichkeiten nicht schlecht, dass ich in Panik fliehen würde. Nicht weil ich es mir nicht schon so lange gewünscht hätte, sondern weil... keine Ahnung.

„Sam?" „Hmhm?" Mehr brachte ich im Moment nicht heraus. „Ich habe mich in dich verliebt, Sam." 

Mein Herz setzte aus und ich hielt die Luft an. Konnte es die Wirklichkeit sein? Oder war dies ein böser Scherz? Dieser in ziemlich allen Belangen perfekte Mann, der mich bis vor kurzem noch seine beste Freundin genannte hatte, hatte sich in mich verliebt?

„Sam??" Erst jetzt nahm ich wieder Max wahr, in dessen Augen nun schon ein wenig Furcht lag.

„Du hast dich in mich verliebt", wiederholte ich perplex. „Ja", wiederholte er ein wenig irritiert lächelnd. „Nein?! Bitte sag das noch einmal, Max...", bat ich ihn, während ich mir voller Vorfreude auf die Unterlippe biss.

„Sam, ich habe mich in dich verliebt. Du kannst es ruhig glauben", sagte er liebevoll lächelnd und mit extra Pathos.

Stürmisch schlang ich meine Arme um ihn und küsste seinen Kopf, da ich an mehr im Moment nicht dran kam. „Max, das ... ich... du hast ja keine Ahnung!" stotterte ich wild zusammen.

Ich weiß, in Liebesfilmen, hätten sich die beiden Protagonisten schon längst leidenschaftlich geküsst, aber mal ehrlich, sowas gibt es doch gar nicht in echt!

„Hilfe, Luft", keuchte er kichernd über mir und schnell zog ich die Decke von uns weg und gab ihn frei. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen neben mir und legte seinen Kopf darauf ab. Sein Bein lag immer noch halb auf mir und er schaute mich grinsend an.

„Sam?" „Hmhm.." „Du konntest doch ein Geheimnis vor mir bewahren", sagte Max neckend. Doch ich sah ihn erschrocken an, denn jetzt stand ich auf dem Schlauch. „Welches?"

Er zog die Augenbrauen hoch und wartete ab. Dann dämmerte es mir endlich. Der arme Max! Ich hatte bisher seine Gefühle gar nicht offiziell erwidert!

Ich blickte ihn entschuldigend an und streichelte ihm über die Wange. „Max, du bist so ... perfekt. Ich kann es kaum glauben, dass du dich tatsächlich in mich verliebt hast. Ich war schon vom ersten Moment an in dich verliebt", gab ich schließlich ziemlich schüchtern zu. Und natürlich schmunzelte Max zunächst, doch beim zweiten Teil änderte sich sein Blick. Er schluckte und wirkte ernst, feierlich, gerührt, verliebt, atemlos und vieles mehr.

Wie in Zeitlupe verringerten wir immer mehr den Abstand zwischen unseren Lippen. Eine tiefe Ruhe hatte mich erfasst und jetzt war ich nicht mehr nervös. Max war hier bei mir. Endlich.

Und endlich fanden auch unsere Lippen zueinander und – entschuldigt bitte die kitschige Phrase – ein Feuerwerk explodierte hinter meinen Augenlidern und in meinem Bauch.

Der Kuss war so zart und harmlos und dennoch so intensiv und voller Gefühl. Irgendwann lösten wir uns schwer atmend voneinander, um uns tief in die Augen zu sehen. 

Und ja, ich weiß, wie kitschig das klingt, aber ihr habt ja keine Ahnung...

"Max, ich habe mich in dich verliebt. Ich habe dich wie ein Teenager angehimmelt und du hast es nicht bemerkt", sprudelte es es aus mir heraus. "Ich lag im Bett neben dir und musste mich so zusammenreißen. Und es hat mir..." das Herz zerrissen, als du mich beste Freundin nanntest, wollte ich sagen, doch ich konnte nicht. Ich wollte ihn nicht traurig machen. 

"Das Herz zerrissen, weil ich es nicht bemerkte?" schlussfolgerte er richtig. Ich nickte nur. "Meine liebe Sam, mal davon abgesehen, dass ich wirklich schwer von Begriff bin, aber um ehrlich zu sein, hast du in diesem Punkt dein Geheimnis aber auch wirklich gut bewahrt! Nur meine Mutter hat es natürlich gesehen", sagte er lächelnd. 

Mein Lächeln wurde breiter: "Ja, deine Mum ist eine wahre Menschenkennerin! Sie wusste, dass ich dich liebe." Erst als ich in die aufgerissenen Augen von Max sah, wurde mir klar, dass ich mal wieder mehr gesagt hatte, als ich wollte. Ich lächelte verlegen. 

Im nächsten Moment hatte Max in meinen Nacken gegriffen und zog mich und meine Lippen an seine heran. Leidenschaftlich knabberte er an meiner Unterlippe und zog sie in seinen Mund. Er leckte verlangend über meine Oberlippe und ich gewährte ihm Einlass. 

Vorsichtig stieß ich mit meiner Zunge seine an und schmeckte ihn zum ersten Mal. Ich wusste, och würde nie genug davon bekommen. Unsere Zungen tanzten umeinander und ließen mich in den Kuss hinein stöhnen. Die Zeit blieb stehen, als Max an meinen Lippen: "Ich liebe dich, Sam!" hauchte.

Just A Little QueerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt