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Quattro

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Heaven

New York, Manhattan

„Wenn ich es dir doch sage Freya", kicherte ich und hielt mein Handy an mein Ohr.

Ich lief durch die Straßen New Yorks. Heute schien die Sonne warm auf mich herab und ich genoss die letzten Strahlen vor dem Herbst. Der Spätsommer im Big Apple war wunderschön und ich würde ihn in keinem Fall gegen das Wetter in London eintauschen, wobei ich mein zu Hause schon vermisste. Sehr sogar. Aber vor allem meinen kleinen Bruder Henry.

„Weißt du wenigstens seinen Namen?", fragte meine Freundin aufgeregt und ich musste kichern.

„Ja, mehr aber auch nicht. Er heißt Blake aber genug davon. Ich werde ihn wohl nie wiedersehen. Das war ... eine schöne Begegnung, aber das wars auch. Jetzt zu dir. Wie ist es bei deiner Grandma?" fragte ich, und sie stöhnte genervt auf.

„Heav, du kannst das doch nicht einfach so ... hinnehmen. Ein heißer Typ rettet dich und du weißt nicht mehr als seinen Namen. So kenne ich dich gar nicht."

„Freya, lass es gut sein. Es ist nun mal so und um ehrlich zu sein, war ich gestern auch nicht auf irgendwas aus. Kein heißer One Night Stand oder was auch immer. Ich wollte gestern nur Tanzen und dann nach Hause", sagte ich, und sie murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte.

„Hat Georg dich wenigstens ausgeschimpft?", fragte meine Freundin und ich warf einen Blick über meine linke Schulter nach hinten. Georg lief ein paar Schritte hinter mir, um mir meinen Freiraum zu lassen. Er trug eine Sonnenbrille, weshalb ich seinen Blick nicht wirklich deuten konnte.

„Ja, mehr oder weniger. Er hat es zumindest versucht, aber du kennst mich", kicherte ich und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie meine Freundin die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte.

„Du bist unglaublich Heaven", lachte sie und ich musste grinsen.

„Ich weiß."

„Okay, ich muss wieder. Viel Spaß ohne mich in Manhattan."

„Alles klar. Bis dann, hab dich lieb."

„Ich dich auch Heaven", und damit legte meine Freundin auf und ich schob mein Handy zurück in meine Tasche. Dann setzte ich meine Sonnenbrille auf und winkte Georg zu mir.

„Alles in Ordnung?", fragte er, und ich musste kichern.

„Ja, alles in Ordnung. Hast du Hunger? Ich nämlich schon. Komm, lass uns was Essen gehen."

Er nickte und neigte leicht den Kopf. „Wie Sie wünschen."

„Herr Gott Georg. Wie lange bist du jetzt in meinem Dienst? Ein Jahr? Hör auf mich mit Sie anzusprechen. Heaven reicht völlig", sagte ich und sah ihn streng an. Wenn mich irgendwer mit Sie ansprach, fühlte ich mich alt. Mit Sie konnte meine Mom angesprochen werden, aber nicht ich.

„Das wird Eurem Vater nicht gefallen."

„Na und? Ist er hier? Nein, also." Ich boxte ihm gegen die Schulter. Dann drehte ich mich wieder um und lief die Straße entlang.

Heute war der zweite Tag meiner Semesterferien und eigentlich sollte ich in einer Woche zurück nach England fliegen, aber dazu hatte ich nicht wirklich Lust. Hier fühlte ich mich frei und um ehrlich zu sein, auch sicherer als in London.

Und so schlenderte ich am Times Square entlang und über den Broadway. Ich war gern zu Fuß unterwegs und an der frischen Luft. Zu Hause in London konnte ich nicht so einfach durch die Stadt schlendern, aber dafür hatte es mir meine Mom ermöglicht zu reiten. Und das war ein wundervoller Ersatz gewesen. Als ich mein erstes Pferd bekommen hatte, war ich zwölf und ich war stundenlang in den Ställen und auf der Koppel. Das war mein Ruhepol zwischen dem ganzen Chaos. Jetzt war es das Studium hier in New York und die vollen Straßen.

„Gibt es was Neues?", fragte ich dann und wandte mich an Georg.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, alles ruhig zu Hause. Aber du wirst in einer Woche erwartet", sagte er ruhig und ich verdrehte die Augen.

„Ich weiß, das war der Deal. Meine Semesterferien muss ich zu Hause verbringen."

Er nickte und hielt mir dann die Tür zu einem Restaurant auf. „Wir warten noch auf Miss Malik und dann fliegen wir nach England zurück", sagte er und ließ sich vom Kellner einen Tisch für zwei in einem Separee geben.

Murrend stapfte ich hinter ihm her. Irgendwann musste ich mich meiner Verantwortung stellen, aber noch nicht jetzt. Auf keinen Fall, dafür fühlte ich mich zu Jung.

Während ich die Speisekarte las, musste ich an diese blauen Augen denken und ich bekam sofort Gänsehaut und weiche Knie. Diese Augen würden mich wohl noch für längere Zeit verfolgen, weil sie einfach so unglaublich schön gewesen waren. Andererseits würde ich diese Augen wohl auch nie wieder sehen, aber träumen durfte man oder?

•••

Den Rest der Woche verbrachte ich hauptsächlich in meinem Apartment. Denn auch wenn ich Semesterferien hatte, rief die Arbeit. Und um ehrlich zu sein, bereitete ich mich schon seelisch auf London vor, weil es der anstrengendste Monat in diesem Jahr werden würde. So hatte ich es zumindest im Gefühl. Und so befand ich mich jetzt auf der Rückbank des Rolls Royce auf dem Weg zum Flughafen. Freya würden wir gleich direkt dort treffen und im Gegensatz zu mir freute sie sich auf ihre Eltern und Geschwister.

Ich blickte aus dem Fenster und sah den vorbeiziehenden Gebäuden zu und schloss meine Augen. Die Sonne schien warm durch die Fensterscheiben herein und ich genoss das Prickeln auf meiner Haut.

Nach kurzer Fahrt kamen wir am Flughafen an und mir wurde die Tür geöffnet. Georg half mir aus dem Wagen. Vor mir erstreckte sich ein schmaler roter Teppich zum Jet. Zwei Stewardessen und der Pilot warteten an den Treppenstufen. Ich zupfte mein Kleid zurecht und strich meine Haare glatt.

„Guten Morgen Miss Harper." Der Pilot verbeugte sich leicht und die Stewardessen nahmen mein Gepäck.

Ich nickte ihnen höflich zu und erklomm die Stufen zum Flugzeug. Manchmal kam ich mir vor, als würde ich die Stufen zu meinem Gefängnis antreten. Ich atmete tief durch und verschwand im Inneren des Jets. Freya saß schon in einem der Ledersessel und pfiff, als sie mich sah.

„Also, ich kenne keine Frau, die so heiß in Businessklamotten aussieht", kicherte sie und ich verdrehte die Augen. Ich nahm meinen Hut und meine Sonnenbrille ab und ließ mich ihr gegenüber in den Sitz sinken.

„Danke vielmals."

„Immer wieder gern Prinzessin", lachte sie und lehnte sich zurück. Ich schob meine High Heels von den Füßen und zog sie zu mir auf den Stuhl.

„Etwas zu trinken für die Damen?", fragte Georg.

„Wasser bitte und Orangensaft."

Er nickte und verschwand nach hinten. Freya sah ihm nach.

„Ich glaube, dein Bodyguard steht auf eine der Stewardessen", kicherte sie und ich zuckte mit den Schultern.

„Schön wärs. Er braucht mal ... Abwechslung", schmunzelte ich und sah aus dem Fenster.

„Freust du dich nicht auf zu Hause?", fragte meine Freundin und ich schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht wirklich. Nur auf meinen Bruder und meine Tiere. Auf den Rest könnte ich getrost verzichten. Veranstaltungen, Bälle, ich hasse die Politik", sagte ich und strich mir meine blonden Haare über die Schulter.

„So schlimm wird es schon nicht werden. Du hast doch mich", kicherte sie und ich nickte.

„Danke", lächelte ich und sie drückte meine Hand.

„Ich lass dich nicht im Stich."

Keine halbe Stunde später befanden wir uns in der Luft und ich warf einen letzten Blick nach unten auf den Big Apple. Dann schob ich die Vorhänge vors Fenster und rutschte im Sitz nach unten. Meine Freundin hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und jonglierte ein Tablett auf dem Schoß. Ich hingegen holte ein Buch aus meiner Tasche und versuchte mich darauf zu konzentrieren.

Doch meine Gedanken waren schon in London, zumal morgen Abend gleich eine Spendengala zu Ehren meines Vaters stattfinden würde und ich als seine Tochter musste natürlich eine Rede halten und die Gäste begrüßen. In weniger als zwölf Stunden würde mich die Realität zurückhaben. Mit all ihren Facetten.

Royal SatisfactionWhere stories live. Discover now