Kapitel 13 ▪︎▪︎ War er nicht wütend?

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Nach dem katastrophalen Abend gestern war ich in mein Zimmer gegangen, hatte mich umgezogen und war tatsächlich ziemlich schnell eingeschlafen. Ich wusste nicht wie ich mein Zimmer je wieder verlassen konnte. Vielleicht würde man mich ja nicht erkennen, wenn ich mir die Kapuze meines Umhangs tief genug ins Gesicht zog und könnte auf Bavol Winterfell verlassen. Dieser Gedanke war mir seit gestern Abend öfter gekommen doch ich hatte ihn immer wieder verworfen. Wo sollte ich denn auch hin? Zurück zu den Lannisters? Niemals. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig als in Winterfell zu bleiben. Aber was ist wenn ich aus Winterfell geworfen wurde? Was ist wenn die mich hier nicht mehr haben wollten? Es klopfte an der Tür und ohne eine Antwort zu erwarten, trat Robb ins Zimmer. Ich schluckte. Wahrscheinlich konnte ich mir jetzt die Strafpredigt anhören um die ich gestern gerade noch herum gekommen war. "Gute Morgen, Aira.", begrüßte er mich. Sein freundlicher Ton ließ mich jedoch stutzig werden. War er nicht wütend? Ich hatte gestern die komplette Verlobungsfeier zerstört und mich wahrscheinlich vor ganz Winterfell blamiert. "Schau mich nicht so an.", meinte er und setzte sich neben mich auf mein Bett. "Du hast gestern ein ganz schönen Auftritt hingelegt.", fing er an. Ich würde noch nervöser als vorher. "Es tut mir leid. Ich hab alles kaputt gemacht.", murmelte ich und sah weg. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen. "Schau mich an.", forderte er sanft jedoch bestimmt. Ich hob meinen Blick und sah ihn an. "Du hast gestern gar nichts kaputt gemacht. Du warst toll.", meinte er ruhig. Vollkommen verwirrt blickte ich ihn an. Wie konnte er das so sagen? "Du hast durch deine Aktion gestern den Respekt der Gäste bekommen. Sie respektieren dich für deine Einstellung und vorallem für deinen Mut.", erklärte Robb mir. Mit großen Augen starrte ich ihn an. War es wirklich möglich, dass ich doch nicht alles zerstört hatte? "Die Feier ist für die meisten eh nur ein Vorwand sich zu besaufen.", fügte er hinzu um mich weiter zu beruhigen. "Und du?", fragte ich ihn vorsichtig und sah wieder zu Boden. "Bist du sauer auf mich?" Ich könnte mich dafür schlagen so schwach zu wirken. Seit wann wollte ich Robb Stark gefallen? Er legte seine Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. "Du warst großartig, Aira. Ich könnte nie sauer auf dich sein nur weil du ihnen deine Meinung gesagt hast. Ich bewundere dich für deinen Mut. Du hast mir gezeigt, dass du für dich einstehen kannst und das macht dich zu einer wunderbaren zukünftigen Lady von Winterfell. Ich bin stolz auf dich, okay? Nicht sauer." Ich sah ihn einfach nur sprachlos an während er mich sanft anlächelte. "Und jetzt lass uns frühstücken gehen. Du hast gestern immerhin das Essen verpasst.", unterbrach er die Stille und ließ mich los. Ich konnte immer noch nicht fassen was er gerade gesagt hat und sah ihm nur nach als er zur Tür ging um runter zu gehen. Langsam stand ich auf und folgte ihm. Ich konnte noch nicht ganz realisieren was gerade passiert war.

Zwei Tage war die Verlobungsfeier nun her und tatsächlich begegneten mir die meisten Menschen hier in Winterfell mit Respekt. Ich musste zugeben, mir gefiel der Respekt den sie mir entgegen brachten. Caitlyn hatte nur gelächelt als ich gestern noch etwas beschämt zum Frühstück gekommen war und meinte ich hätte das Temperament meiner Eltern. Ansonsten hatte mich niemand darauf angesprochen worum ich zugeben sehr froh war. Gerade war ich auf dem Weg runter in den Hof um die Sonne zu genießen, die hinter den dunklen Wolken hervor gekommen war und Winterfell in ein wunderschönes Licht tauchte als Robb mir entgegen kam. Er wirkte leicht gestresst und trug seine Kampfklamotten. "Was ist los Robb?", fragte ich ihn bevor er komplett an mir vorbei lief. Er fuhr herum und sah mich abschätzend an als würde er überlegen mir die Wahrheit zu sagen oder nicht. "Im Wald wurden wilde Schattenwölfe gesichtet. Ich werde mit ein paar Männer losziehen und sie jagen. Es ist nicht sicher hier mit ein paar Schattenwölfen im Wald." Geschockt blickte ich ihn an. Sofort wusste ich was oder besser gesagt wer für das Auftauchen der Tiere verantwortlich war. Ich musste Robb daran hindern sie zu töten. "Du kannst sie doch nicht töten Robb. Sie haben niemandem etwas getan." Meine Stimme klang verzweifelter als ich es beabsichtigt hatte aber eine gewisse Panik machte sich in mir breit bei dem Gedanken, dass Robb das Rudel abschlachten würde. Überrascht sah mich der Stark an und kam ein paar Schritte zu mir zurück gelaufen. "Wölfe müssen jagen und Futter suchen und auf lange Sicht werden sie das bei uns tun. Es ist das Beste für die Sicherheit von den Menschen die hier leben.", erklärte er mir und musterte meine Reaktion genau. "Sie werden niemandem etwas tun. Bitte Robb. Sie können nichts dafür. Du besitzt doch selbst einen Schattenwolf. Wer weiß vielleicht sind sie sogar wegen Greywind hier. Es würde ihm bestimmt gut tun andere Wölfe in der Nähe zu haben." Ich klang wirklich viel zu verzweifelt. Doch Robb musterte mich und hob mein Kinn an, sodass ich nun nicht mehr den Boden sondern Robb ansah. "Wenn es dir so wichtig ist werde ich das ganze absagen." Mit diesen Worten ließ er mein Kinn wieder los. Ich hatte es geschafft die Wölfe überlebten. Innerlich freute ich mich wie ein kleines Kind. "Unter zwei Bedingungen.", ergänzte Robb. Meine Freunde ebte etwas ab und ich sah ihn fragen an. "Ich werde das ganze nur absagen solange sie niemandem gefährlich werden und wenn du mir sagst warum es dir so wichtig ist." Verdammt. Abwartend sah Robb mich an. Ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Genauso wenig wie ich ihm damals von Nijins Brief erzählen konnte. Diesmal jedoch fiel es mir schwerer eine Notlüge zu erfinden. "Ich weiß auch nicht.", seufzte ich schließlich. "Meine Eltern haben Wölfe geliebt. Sie haben mir Geschichten über sie erzählt und wie sie hinter der Mauer welche gesehen hatten. Sie wären enttäuscht von mir wenn ich jetzt zu lassen würde, dass jemand ein ganzes Rudel Schattenwölfe abschlachtet.", erklärte ich ihm schließlich eine Halbwahrheit. Nur eine einzige Sache war ungelogen: Sie wären enttäuscht wenn ich sowas zu lassen würde. Als ich in Robbs verrwirrtes, mich genau musterndes Gesicht sah, wusste ich jedoch, dass irgendetwas an meiner Aussage nicht stimmte. "Deine Eltern kommen von hinter der Mauer?", fragte er distanziert. Es lag kein Interesse in seiner Frage so wie sonst immer, seine Stimme klang kalt. "Mein Vater ist zur Mauer gegangen da war ich bereits geboren aber er fand nirgendwo einen anderen Job und gab meiner Mutter etwas Geld damit wir überleben konnten. Einmal hat er sie heimlich mit raus genommen hinter die Mauer. Genauso wie er uns nur heimlich besuchen konnte.", versuchte ich mich irgendwie daraus zu reden. Robb erwiderte nichts und war auf dem Weg die Burg zu verlassen. "Robb? Wo gehst du hin?", fragte ich ihn zwar vorsichtig aber dennoch laut genug, dass er mich noch hören konnte. "Den Männern sagen, dass wir die Wölfe nicht jagen werden."

Ich bin mit dem Kapitel ziemlich unzufrieden bekomme es aber auch nicht so hin, dass es mir besser gefällt und ich wollte euch nicht länger warten lassen.

The Girl From KingslandingWhere stories live. Discover now