Kapitel 3 ▪︎▪︎ Winterfell gefiel mir

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Der restliche Weg nach Winterfell verlief ruhig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es passiert nichts und auch wir redeten nicht miteinander. Wir ritten einfach stumm durch den Wald. Als sich plötzlich eine Burg wie aus dem nichts erhob. Das musste Winterfell sein. Tatsächlich ritten wir auf die Burg zu. "Das ist Winterfell. Wir sind gleich da.", erklärte Robb. Ich antwortete nicht sondern folgte ihm einfach nur. Als wir nahe genug waren, hörte ich die Männer auf der Mauer "Öffnet das Tor. Robb Stark ist zurückgekehrt.", rufen. Im Hof von Winterfell wurden wir bereits von einem Stallburschen erwartet, der die Pferde festhielt. Ich stieg ab und wollte gerade meine Sachen vom Pferd nehmen als ich spürte wie jemand mir eine Hand auf die Schulter legte. Ich zuckte zusammen und drehte mich zu Robb um. "Jemand wird euch eure Sachen in euer Zimmer bringen.", meinte er und lächelte mich freundlich an. Ich nickte und blickte mich zum ersten Mal richtig im Hof der Burg um. Winterfell war dunkler als Königsmund und es war kälter hier im Norden. Aber beides gefiel mir. Winterfell gefiel mir. "Kommt ich stell euch den Rest meiner Familie vor." Robb führte mich in die Burg bevor er seine Hand von meiner Schulter nahm. "Robb! Robb!", hörte ich eine Kinderstimme rufen kaum hatten wir die Burg betreten. Nun erkannte ich auch einen kleinen Jungen mit hellen, braunen Haaren, welcher auf Robb zu lief und in seine Arme sprang. Robb hielt ihn fest und sie umarmten sich. "Und wie war es in Königsmund?", fragte der kleine Junge begeistert. "Um ehrlich zu sein ziemlich langweilig.", meinte Robb und lachte. Das Lachen stand ihm ziemlich gut und es hatte einen angenehmen klang. Generell sah Robb nicht schlecht aus aber man sollte niemanden nach dem Aussehen beurteilen. "Wer ist das?", fragte der Junge plötzlich als sein Blick auf mich fiel. "Das ist Lady Aira. Sie ist meine Verlobte.", erklärte Robb. "Das ist übrigens mein jüngster Bruder Rickon.", stellte mir Robb seinen Bruder vor. "Ist sie eine Lannister?", fragte Rickon. "Ich bin keine Lannister.", stellte ich klar. Langsam ließ Robb seinen kleinen Bruder wieder runter. Dieser ging die paar Schritte, die ich abseits stand, zu mir und sah zu mir hoch. "Aus welchem Haus bist du dann?", fragte er mich. Ich ging in die Hocke um mit dem Jungen auf Augenhöhe zu sein. "Ich bin aus keinem Haus was du kennst, Kleiner.", meinte ich und lächelte ihn schwach an. "Woher willst du wissen, welche Häuser ich kenne?", fragte Rickon frech. Ich lachte leise. "Kanes. Aira aus dem Hause Kanes." "Hab ich noch nie gehört.", gab der junge Stark zu. "Ich weiß. Nur ganz wenige Leute kennen diesen Namen und weißt du was Rickon? Das bleibt unser Geheimnis okay?", schlug ich vor. Mein Familienname war zwar relativ unbekannt, doch wenn die falschen Leute ihn mitbekommen wäre er mein Todesurteil. Rickon grinste mich fröhlich an. "Klar.", meinte er. "Ich geh wieder mit Struppel spielen." Mit diesen Worten verschwand der Junge wieder. Rickon war echt ein süßer Junge und ich mochte den kleinen jetzt schon. "Er scheint euch zu mögen.", stellte Robb fest der mich nun ansah. Ich zuckte mit den Schultern. "Euer kleiner Bruder ist süß." Robb nickte nur. "Komm mit ich stell euch meiner Mutter vor. Die wird leichter zu finden sein als mein anderer Bruder.", meinte er und lächelte mich wieder einmal freundlich an und ich erwiderte sein Lächeln. Er gab sich Mühe aber so ganz trauen konnte ich ihm trotzdem nicht. "Kommt. Meine Mutter ist sicher im Arbeitszimmer meines Vaters.", meinte er und bot mir seinen Arm an. Ich schüttelte leicht den Kopf, sodass Robb seinen Arm wieder runter nahm. Stumm folgte ich ihm als er sich auf den Weg in das Arbeitszimmer seines Vaters machte. Er klopfte erst an die Tür bevor er sie öffnete. "Robb, du bist zurück.", begrüßt die Frau ihren Sohn freudig und umarmte ihn. "Das ist meine Verlobte Aira. Aira das ist meine Mutter Catelyn.", stellte und Robb gegenseitig vor. "Lady Stark.", begrüßte ich sie und machte einen Knicks. "Ihr seid also Aira Lannister.", meinte sie und musterte mich abwertend. "Verzeiht aber ich bin keine Lannister, Mylady.", berichtigte ich sie. Ich mochte es nicht mit den Lannisters assoziiert zu werden. Ich war keine Lannister und das würde ich auch niemals sein. Ich hasste die Lannisters. Ich hasste sie alle. "Nicht? Aus welchem Hause kommt ihr dann Aira?", fragte sie mich und wandte sich nun mir zu und blieb direkt vor mir stehen. Es war mir unangenehm wie sie mich ansah, als wäre ich der Feind. "Es ist ein sehr unbekanntes Haus Mylady.", versuchte ich zu vermeiden meinen Namen zu nennen. "Sprecht Aira. Ich würde es gerne wissen." Ich schluckte über die Kälte in ihrer Stimme. Robb musterte uns verwirrt. "Kanes. Ich bin Aira Kanes. Tochter von Tedros und Keena Kanes." "Lass uns alleine Robb.", forderte Catelyn Stark ihren Sohn auf. "Mutter?", fragte er verwirrt. "Ich werde ihr schon nichts tun. Ich möchte nur mit ihr reden. Von Frau zu Frau.", erklärte sie sich. Robb nickte und lächelte mich kurz aufmunternd an bevor er die Tür hinter sich schloss. Ich hatte Angst davor was jetzt passieren würde. Ich konnte die Starks alle nicht einschätzen und wenn sie sich jetzt genauso verhalten würde wie Cersei wäre ich Tod. "Ich kannte eure Eltern. Nicht gut aber flüchtig. Ihr seid eine Königin, Aira.", stellte Lady Stark fest. "Ich in gar nichts Mylady. Ich bin nur ein einfaches Mädchen aus Königsmund.", versuchte ich mich zu retten. Ich war keine Königin und ich werde auch nie eine sein. "Mach dich nicht lächerlich Kind. Aber gut. Ich werde darüber kein Wort verlieren." "Es gäbe nichts was ihr über mich sagen könntet. Ich bin nur ein normales Mädchen", versicherte ich ihr. "Wenn ich mich entschuldigen dürfte. Ich würde mich gerne ausruhen. Es war ein langer Weg von Königsmund hierher.", meinte ich und hoffte ich könnte diesen Raum endlich verlassen. "Natürlich Aira. Robb lässt euch sicher Essen aus der Küche auf euer Zimmer bringen wenn ihr ihn fragt." Dieses Mal lächelte sie mich freundlich und warm an. "Ich danke euch Mylady.", bedankte ich mich und wollte den Raum verlassen. "Aira. Ich weiß nun, dass ihr niemals auf der Seite der Lannisters stehen werdet.", meinte die Lady von Winterfell noch und ließ mich nun endlich gehen. "Was wollte meine Mutter von euch?", fragte Robb besorgt, welcher anscheinend die ganze Zeit vor der Tür gewartet hatte. "Sie wollte nur sichergehen, dass ich nicht zu den Lannisters gehöre.", beruhigte ich ihn. Robb war mir ein Rätsel. Er wirkte ernsthaft besorgt, etwas was ich sonst nur von Tyrion kannte. "Und gehört ihr zu den Lannisters?", fragte er direkt. "Nein.", erwiderte ich schon das dritte Mal an diesem Tag auf diese Frage. "Ich würde gerne schlafen gehen wenn es euch nichts ausmacht. Die Reise hat mich müde gemacht.", bat ich ihn. "Natürlich. Ich lasse euch etwas zu Essen nach oben bringen und zeige euch euer Zimmer.", meinte er direkt. "Danke. Das wäre sehr freundlich Mylord. Aber ich habe keinen Hunger. Ich bin einfach nur müde.", bedankte ich mich. Ich hatte wirklich keinen Hunger. In der letzten Nacht hatte ich kaum geschlafen und auch davor hatte ich wenig Schlaf bekommen. "Na gut. Folgt mir, Mylady." Er bot mir wieder seinen Arm und diesmal nahm ich ihn an. Ich sollte mich immerhin wie eine Lady verhalten auch wenn ich keine sein wollte. Robb führte mich die Treppen nach oben und hielt vor einer Tür an. "Das ist euer Zimmer. Meines liegt dort am Ende des Ganges.", erklärte mir Robb und deutete auf besagtes Zimmer. "Danke. Gute Nacht, Mylord.", verabschiedete ich mich. "Gute Nacht, Mylady.", verabschiedete er sich von mir. Ich drehte mich von ihm weg und öffnete die Tür zu meinem neuen Zuhause. Als ich den Raum betrat und die Tür wieder schließen wollte, sah ich das Robb immer noch dort stand. Ich lächelte ihn noch einmal an bevor ich die Tür schloss und mich im Raum umsah. Im Kamin brannte bereits ein Feuer und meine Sachen lagen auf dem Bett. Auf dem Bett und dem Fußboden lagen Felle. Vor dem Kamin standen zwei Stühle und an der Wand neben dem Bett stand ein volles Bücherregal. Ich fand das Zimmer hübsch und gemütlich. Es gefiel mir tausendmal besser als mein altes in Königsmund.

The Girl From KingslandingWhere stories live. Discover now