Kapitel 1 ▪︎▪︎ Weg von diesem Robb Stark, den ich heiraten sollte

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Ich blickte unsicher durch den großen Saal, als ich ihn betrat. Sofort erkannte ich die Königsfamilie am Tisch sitzen. Robert wirkte bereits leicht angetrunken aber dennoch - oder gerade deswegen - war sein Blick warm und fröhlich. Cersei musterte mich abwertend sowie immer wenn ich im Raum war und beobachtete jede kleinste Bewegung von mir. Doch am schlimmsten war für mich Joffreys Blick. Er war so kalt und stechend und ich erkannte die Wut hinter der Kalten Fassade wie ein Feuer brennen. Sein Blick war schon immer der Schlimmste gewesen. Er hatte mir immer am meisten Angst gemacht. Tommen und Myrcilla schienen kein großes Interesse an meinem erscheinen zu haben, doch das wunderte mich nicht wirklich. Sie waren beide noch jung und hatten kein Interesse an mir. Tyrion Lannister sah mich als einziger aufmunternd an. Doch die Königsfamilie war nicht allein im Saal. Ein großer dunkelhaariger Mann, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, saß am Tisch. Er musste ungefähr im selben Alter sein wie Robert. Neben ihm saß ein junger Mann ebenfalls mit dunklen Haaren und blauen Augen. Vermutlich war das sein Sohn. Die beiden jungen Mädchen, die ebenfalls am Tisch saßen, waren somit wahrscheinlich seine Töchter. Die Ältere hatte rote Haare und passte damit irgendwie nicht zu den drei anderen, mir fremden Leuten. Die Jüngere jedoch hatte dunkles Haar sowie ihr Vater und ihr Bruder. In ihren Augen lag ein kämpferischer Ausdruck und sie wirkte nicht besonders begeistert, dass sie hier in Königsmund war. Irgendwie erinnerte mich das Mädchen an mich früher. Alle vier blickten mich nun ebenfalls mit neugierigen Blicken an. Selten hatte ich mich so unwohl in diesem Saal gefühlt wie jetzt. Wirklich schwer war das jedoch nicht, denn ich war selten in diesem Saal gewesen. Tyrion musterte meine Reaktion auf alles nun ebenfalls genau. "Aira Liebes, setz dich doch.", forderte er mich auf und deutete auf den freien Stuhl neben ihm. Unsicher blickte ich ihn an. Irgendwas stimmte hier nicht, warum sonst war ich hier im Saal mit den Lannisters und der mir fremden Familie. Dennoch folgte ich Tyrions Aufforderung und setzte mich langsam auf den Stuhl neben ihm. "Nun da nun auch Aira hier ist können wir nun endlich Essen.", verkündete König Robert. Ein paar Diener verschwanden aus dem Saal, um das Essen zu holen. Misstrauisch blickte ich mich um und warf dabei auch Tyrion einen fragenden Blick zu. Er sah mich jedoch nur aufmunternd an. Der Tisch füllte sich mit Essen und ich fragte mich langsam was genau gleich passieren würde. "Nun bevor wir essen hab ich doch noch etwas zu verkünden.", begann Robert, welcher das anscheinend anfangs schon vergessen hatte, zu sprechen. "Nun es freut mich euch verkünden zu dürfen, dass mein Sohn Prinz Joffrey und Eddard Starks älteste Tochter Sansa Stark zur Stärkung des Bündnisses des Nordens und des Südens bald den Bund der Ehe eingehen werden." Das Mädchen mit den roten Haaren begann zu lächeln. Wahrscheinlich war sie diese Sansa. Auch wenn sie sich zu freuen schien, tat sie mir leid, denn Joffrey war grausam, wahrscheinlich der grausamste der Lannisters. Nun erhob auch Tyrion seine Stimme. "Außerdem freut es mich verkünden zu dürfen, dass Aira als Mündel des Königs Robert Baratheon und Eddard Starks ältester Sohn Robb Stark ebenfalls heiraten werden, um eben genanntes Bündnis zu vertiefen und endgültig zu besiegeln." Ich riss erschrocken die Augen auf und spannt mich an. Ich sollte Robb Stark heiraten, einen Mann den ich nicht einmal kannte. Nur langsam drang die Information zu mir durch. Ich fühlte mich auf einmal noch unwohler in meiner Haut und hatte das Gefühl alle im Saal würden mich anstarren. Wahrscheinlich taten sie das auch. Erst Tyrion der mich unter dem Tisch kurz trat, holte mich aus den Gedanken. Verwirrt blickte ich ihn an und merkte wie die anderen die Kelche hoben. "Auf die Hochzeiten", sagten sie und stießen mit einander an und auch ich hob den Kelch, doch freuen konnte ich mich nicht. Als ich hoch sah, blickte ich direkt in die Augen des jungen Mannes. Auch er blieb stumm, sowie ich, und musterte mich. Das musste dieser Robb sein. Robb Stark. Den Namen hatte ich schon einmal gehört. Meine Eltern hatten diesen Namen mal benutzt doch ich konnte mich nicht mehr daran erinnern um was es ging. Ich war viel zu jung gewesen damals. "Ihr solltet etwas Essen Mylady.", meinte Tyrion und deutete mit einem Blick auf das Essen auf dem Tisch. Es war ungewohnt mit Mylady angesprochen zu werden, doch wahrscheinlich musste ich mich nun jedoch daran gewöhnen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Anderen bereits mit Essen begonnen hatten. Ich atmete tief durch und begann mir ein wenig Essen zu nehmen. Ich wollte so schnell es geht in mein Zimmer, um dieser unangenehmen Situation zu entkommen - wenigstens für einen Moment. Während des Essens wurde sich recht ausgelassen unterhalten. Nur das junge Mädchen mit den dunklen Haaren und ihr Bruder saßen recht still am Tisch. Auch ich schwieg. Ich wusste nicht worüber ich reden sollte und vorallem mit wem ich reden sollte.
"Ich würde mich gerne Entschuldigen. Ich bin müde und würde gerne auf mein Zimmer gehen. Mein König. Meine Königin. Prinz Joffrey.", versuchte ich mich nachdem ich gegessen hatte, aus der Situation zu befreien. "Das ist eine gute Idee. Du solltest dich ausruhen bevor du morgen früh mit Robb Stark in den Norden reitest.", bemerkte die Königin und gab mir die Erlaubnis den Saal zu verlassen. Mit schnellen Schritten floh ich regelrecht aus dem Saal. Weg von der Königsfamilie. Weg von den Starks. Und vorallem Weg von diesem Robb Stark, den ich heiraten sollte.

Immer noch etwas geschockt saß ich auf dem Bett in meinem kleinen Zimmer. Es ähnelte eher einer kleinen Kammer als einem Zimmer im Palast in Königsmund, aber das störte mich weniger. Es hatte ein Bett, einen kleinen Schrank und tatsächlich ein Fenster mit Ausblick auf die Stadt. Nun saß ich auf eben diesem Bett und sah aus genau diesem Fenster auf die Stadt. Ich würde Königsmund verlassen und einen fremden Mann heiraten. Ich würde das letzte Mal in diesem Zimmer schlafen und auf diese Stadt blicken. Es klopfte an der Tür. Mir war sofort klar, dass es Tyrion sein musste. Nur er würde an meiner Tür anklopfen. "Herein.", forderte ich mit zitternder Stimme und tatsächlich trat Tyrion ein. "Wieso?", fragte ich einfach geradeheraus und sah wieder aus dem Fenster auf die Dächer der Häuser unter mir. "Ihr werdet Königsmund verlassen. Das ist alles was ihr immer wolltet." Tyrion setzte sich neben mich und sah mich von der Seite forschend an. Er wartete auf eine Reaktion von mir. "Nein. Das Einzige was ich immer wollte ist Freiheit. Und nach Hause zurückzukehren mit meiner Familie." Die Verzweiflung in meiner Stimme war wohl kaum zu überhören. "Aira.", seufzte Tyrion. "Du weißt, dass das nicht möglich ist." "Nicht mehr möglich.", meinte ich wütend und stand auf. "Weil eure Familie meine komplett umgebracht hat.", schrie ich den Zwerg nun wütend an. "Und jetzt werde ich von euch herumgereicht wie eine Trophäe an irgendeinen Fremden Mann", schrie ich weiter. Meine Stimme überschlug sich fast und klang nun schon mehr nach einem Knurren. "Beruhigt euch.", forderte Tyrion, welcher mich schon wieder mitleidig musterte, mich auf. "Nein.", knurrte ich. Diesmal war meine Stimme ein deutliches Knurren. "Man könnte dich hören, Aira und dann war es das mit dem Norden.", versuchte er mich zu beruhigen. "Wo ist der Unterschied ob ich jetzt hier bin oder im Norden?", fragte ich verzweifelt und fuhr mir durch die Haare. "Eddard Stark ist ein ehrenvoller Mann und sein Sohn Robb Stark wurde mit denselben Werten erzogen. Es wird dir dort um einiges besser gehen als hier. Die Starks werden gut zu dir sein. Besser als meine Familie.", erklärt Tyrion mir. "Aber was wenn..." "Nein.", unterbrach Tyrion mich. "Er wird euch nichts tun. Er wird euch besser behandeln als meine Familie. Und ihr werdet weit weg von Königsmund sein." Immer noch etwas aufgeregt ließ ich mich wieder auf dem Bett nieder. "Ich hab Angst Tyrion.", meinte ich verzweifelt. Von der Wut war nichts mehr übrig. Sie war Zweifel und vorallem Angst gewichen. "Du brauchst keine Angst haben Aira. Das ist der sicherste Ort im Moment für dich." Tyrions Worte klangen beruhigend und vorallem ehrlich. "Und was wenn nicht. Was ist wenn das alles eine schreckliche Falle ist.", knurrte ich ihn wieder an. Meine Wut auf seine Familie und auf die gesamte Situation war auf einmal wieder da. "Ich hab dir mal versprochen, dass ich auf dich aufpasse.", meinte er vorsichtig. "Und ich halte mein Wort." "Wie willst du mich beschützen, wenn ich im Norden bin?", fragte ich ihn wütend. "Ich werde dich im Norden vor niemandem beschützen müssen. Jetzt schlaft etwas Aira. Ihr braucht Schlaf.", riet Tyrion mir und stand auf. "Und was ist wenn ich nicht schlafen kann?", fragte ich und blickte ihn an. "Du kannst, wenn du willst. Wenn du willst kannst du alles.", meinte er noch, lächelte kurz und ging durch die Tür.

The Girl From KingslandingWhere stories live. Discover now