Kapitel 6 ▪︎▪︎ Panik stieg in mir auf

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Es waren bereits ein paar Tage vergangen und ich fand mich in Winterfell immer besser zu Recht. Auch mit den Menschen hier kam ich gut klar, nur Theon mied ich. Ich war meist nur beim Essen in seiner Nähe. Mit den Starks jedoch freundete ich mich mittlerweile auch an.

Gerade hatte ich das Tor von Winterfell pasiert. Bavol schnaubte als ich ihn im Schritt nach Osten lenkte. Dort war mein Lieblungsort, den ich vor drei Tagen auf einem Ausritt entdeckte. Seit dem Tag an dem Robb herausgefunden hatte, dass ich kämpfen konnte, ließ er mich auch alleine in den Wald reiten, solange ich vor der Dunkelheit zurückkehrte. Kaum waren wir vom Weg abgekommen trieb ich den braunen Hengst in einen ruhigen Galopp. Es war kalt draußen doch ich genoss die Kälte, denn sie erinnerte mich daran, dass ich nicht mehr in Königsmund war. Bavol kannte den Weg nur zu gut. Ich war oft an dem kleinen Bach mit der Höhle gewesen um nachzudenken. Einmal war sogar Robb mit mir dort gewesen. Wir hatten diesen Ort damals gemeinsam entdeckt. "Lauf, Bavol. Lauf wie der Wind.", murmelte ich und trieb ihn in einen schnellen Galopp. Der Wind peitschte mir den Schnee ins Gesicht doch das Gefühl der Freiheit überwiegte.

Der Bach und die kleine Höhle lagen verlassen da. Eine dünne Schneeschicht bedeckte die Felsen und den Waldboden. Ich glitt von Bavols Rücken und band den Hengst an einem Baum fest. Die Höhle war frei von Schnee und ich setzte mich auf einen großen flachen Stein und sah hinaus. Ich hatte den Schnee vermisst und ich hatte die Freiheit vermisst, die ich hier hatte. Vielleicht hatte Tyrion ja recht. Die Starks waren gut zu mir. "Weiß Robb das du hier bist?", fragte nach einiger Zeit auf einmal jemand. Erschrocken zuckte ich zusammen. Theon erschien im Eingang der Höhle. Panik stieg in mir auf. Ich hatte die letzten Tage vermieden, dass ich allein mit Theon war oder überhaupt in seiner Nähe, doch nun waren wir allein an einem Ort weit weg von Winterfell. "Er hat es mir erlaubt.", meinte ich mit kalter Stimme. "Warum sollte Robb seiner Hure erlauben abzuhauen?", fragte Theon und seine Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. "Ich bin weder seine Hure noch brauche ich Robbs Erlaubnis um auszureiten.", knurrte ich und versuchte damit meine Angst hinter Wut zu verstecken. "Du bist also nicht seine Hure." Ein perverses Grinsen legte sich auf sein Gesicht. "Nein. Und hör auf so mit mir zu reden.", fauchte ich ihn an. Ich hasste es wie er mit mir sprach. Ich hasste es generell wie er mit Frauen umging. "Nicht so frech Kleine. Aber wenn du nicht Robbs Hure bist kann ich dich ja ficken.", meinte er und kam ein paar Schritte auf mich zu. "Nein. Robb wird dich dafür bestrafen.", murmelte ich und wich zurück bis ich die Wand im Rücken spürte. Die Panik flammte wieder auf und ich klammerte mich in Gedanken an das einzige Fest was mich jetzt noch retten konnte: Robb. "Er wird es nie erfahren." "Doch ich werde es ihm sagen.", drohte ich doch es schien Theon nicht zu beeindrucken, denn er kam immer näher und lachte. "Wenn er erfährt, dass seine Braut nicht mehr jungfräulich ist, wird er sie sicher zurück nach Königsmund schicken. Willst du das riskieren?", fragte er mit einem hämischen Grinsen. Ich begann zu zittern. "Lass mich in Ruhe Graufreud.", sagte ich panisch. "Das würde doch keinen Spaß machen.", meinte er und grinste weiter hin pervers. Er stand nun direkt vor mir und wollte meine Handgelenke packen doch ich schlug sie weg. Mein Überlebensinstinkt war geweckt und ich würde kämpfen so wie es mir möglich war. Ich schlug nach ihm sobald er versuchte mich anzufassen, doch irgendwann bekam er meine Handgelenke zu fassen und drückte sie an den Stein hinter mir. "Es ist vorbei, Kleine", murmelte Theon und presste seine Lippen auf meine. Ich erwiderte seinen Kuss nicht aber ich konnte nichts mehr gegen ihn tun. Er zerrte mich von der Wand weg und drückte mich auf den Boden. Während seine eine Hand meine beiden auf den Boden drückte, öffnete die andere die Schnüre, die mein Kleid zusammen hielten. Er zog es ein Stück runter und wollte es mir gerade komplett ausziehen als ihn ein tiefes Knurren unterbrach. Er drehte sich um und ich hob den Kopf um in den Eingang der Höhle zu sehen. Ein großer grauer Wolf stand dort und knurrte. Ein Schattenwolf. Ich hatte schon mal Schattenwölfe gesehen doch auf dieser Seite der Maue4 hatte ich sie nicht erwartet. "Verschwinde Greywind.", fauchte Theon das Tier an. Doch der Wolf knurrte nur. Theon wandte sich genervt von ihm ab und wandte sich dafür wieder mir zu. Er zerrte mein Kleid weiter herunter und ich versuchte mich zu wehren, doch es klappte nicht. Verzweifelt sah ich noch einmal zum Eingang der Höhle um zu sehen, ob der Wolf noch da war. Tatsächlich lief das graue Tier gerade auf uns zu. Seine Zähne vergruben sich wenige Sekunden später in Theons Bein, sodass dieser aufschrie und von mir abließ. Der Schattenwolf zog Theon von mir weg bevor er sein Bein wieder frei gab. "Verdammt.", fluchte Theon und musste sich bemühen nicht wieder umzufallen als er sich hinstellte. Der Wolf, den Theon Greywind genannt hatte, stand nun zwischen mir und Theon und knurrte meinen Fast-Vergewaltiger bedrohlich an. Theon fluchte bevor er die Höhle humpelnd verließ und ich die Hufe eines sich entfernenden Pferdes hören konnte. Erst jetzt realisierte ich was gerade passiert war. Ich spürte wie mir Tränen über die Wange liefen und rollte mich zusammen. Der Wolf legte sich neben mich als wollte er mich trösten. Langsam fuhren meine Finger durch das weiche Fell und ich vergrub mein Gesicht in seinem Fell. Sein gleichmäßiger Atem, die Wärme, die er ausstrahlte, und seine Anwesenheit beruhigten mich. Ich weiß nicht wie lange ich angekuschelt an den Schattenwolf auf dem Boden der Höhle lag aber es musste lange gewesen sein, da es draußen bereits dunkler war oder ich bildete es mir nur ein. Langsam stand ich auf und zog mir mein Kleid, welches ich vorher nur an meinen Körper gedrückt hatte, wieder vollständig an. Greywind hob den Kopf und verließ die Höhle wieder. Ich atmete noch einmal tief ein bevor ich ebenfalls aus der Höhle trat und die Gegend nach Bavol absuchte. Zum Glück stand der Hengst noch genau da wo ich ihn angebunden hatte. Er hob den Kopf als er mich erblickte und schüttelte ein paar Schneeflocken aus seiner schwarzen Mähne. Schnell band ich den Hengst los und schwang mich auf seinen Rücken. Ich musste zurück nach Winterfell. Schnell trieb ich Bavol in einen schnellen Jagd Galopp. Ich wollte einfach weg von dieser Höhle und endlich raus aus diesem Kleid um ein Bad zu nehmen. Ich fühlte mich grauenvoll, benutzt und ich hatte mehr Angst vor Theon als je zuvor. Als ich in Winterfell ankam war es recht ruhig. Auf dem Hof war nicht will los. Nur ein paar wenige Leute gingen über den Hof um von einem Ort zum anderen zu gelangen und Hodor war heraus gekommen als er das Geräusch von Bavols Hufen vernahm. Ich überreichte ihm die Zügel und bedankte mich bevor ich schnell in der Burg verschwand. Ich hoffte keinem der Starks zu begegnen. Tatsächlich schaffte ich es unbemerkt in mein Zimmer zu kommen und rief nach einer Zofe. Sie sollte mir ein Bad einlassen damit ich endlich baden konnte, denn ich hoffte so dieses widerliche Gefühl, welches Theon bei mir hinterlassen hatte, loszuwerden.

The Girl From KingslandingWhere stories live. Discover now