50. Noch nicht bereit

Beginne am Anfang
                                    

>>Ach so wie die Muggel im Mittelalter glaubten, unseresgleichen auf den Scheiterhäufen zu verbrennen?<<, gab Felice sarkastisch zurück.

>>Interessant das du gerade diese dunkle Zeit unserer Welt ansprichst, denn deine Geschichte hat auch dort ihren Anfang. Felice, du bist viel mehr als eine Grindelwald. Du hast ein mutiges Herz und bereits so viel Leid erfahren wie nur wenige es in ihrem ganzen Leben tun werden müssen. Die Geschichte deiner Gabe reicht weit zurück. Noch bevor es ein Hogwarts gab. Du hast eine unglaubliche Abstammung und—<<

>>Sie sprechen die ganze Zeit über eine Vergangenheit die ich nicht kenne, eine Vergangenheit die mir nichts sagt, weil sie nicht zu mir gehört.<< Frustriert schüttelt Felice den Kopf, ihr war es egal das es vermutlich respektlos war den Schulleiter so ruppig zu unterbrechen. >>Ich verstehe nicht, wie eine Vergangenheit, die nicht meine ist, mir helfen soll jetzt etwas gegen meinen Vater etwas auszurichten, weil das ist es doch worum es hier geht?! Sie sagten Sie wollen mir helfen meinen Bruder zu retten, gegen meinen Vater anzukommen und jetzt kommen Sie mit sowas. Das ich eine Gabe hätte, von der ich selbst nichts wusste, dass ich eine ach so große Abstammung hätte und was weiß ich nicht noch alles! Hören Sie mal, es kann vielleicht sein, dass sie einer der größten Zauberer dieses Jahrhunderts, wenn nicht sogar Jahrtausend sind, aber vom wirklichen Leben haben Sie verdammt wenig Ahnung! Sie haben keine Ahnung was ich alles habe durchstehen müssen, was ich alles auf mich genommen habe und was ich bereit war zu tun nur damit ich meinen Bruder retten kann! Bei Merlins bunt gefleckter Unterhose, ich hätte Sie beinahe getötet damit mein Vater endlich diesen verdammten Elderstab in die Finger bekommt! Alles was ich will ist ein normales Leben und das mein Bruder endlich ein Mensch sein darf ohne die Furcht vor einem Folterfluch! Ich bin niemand anders als eine Grindelwald! Und ich werde niemals etwas anderes sein können!<<

Zornig hatte Felice die feinen silbernen, leise vor sich hin pfeifenden Instrumente, die auf dem Storchbeinigen Tisch in der Mitte des Raumes standen, mit einer Armbewegung herunter gefegt. Klirrend zerbrachen sie auf dem Steinboden und mit ihrem zerbrechen ging einer der alten Bücherschränke an der Wand in Flammen auf.

Vollkommen schockiert von sich selbst starrte Felice auf den brennenden Schrank, wie das Feuer langsam die alten kostbaren Seiten der in Leder gebundenen Bücher verbrannte. Beißender Qualm stach ihr in die Augen und brachte diese zum Tränen. >>Ich- ich wollte nicht... Professor!<< Hilflos hatte Felice ihren Zauberstab gezückt und versuchte mit diesem die Flammen zu löschen, doch sie erzielte keinerlei Wirkung. Vollkommen gelassen, so als würde nicht gerade sein halbes Büro abbrennen, erhob sich Dumbledore und schritt um seinen Schreibtisch herum auf Felice zu und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter.

>>So wirst du das Feuer nicht löschen können. Du musst es ohne Zauberstab tun.<< >>Aber ich kann keine Zauberstablose Magie!<<, verängstigt sah sie auf den brennenden Schrank, das Feuer drohte bereits auf den nächsten überzugreifen.

>>Doch! Weil es nicht diese Art von Zauberstabloser Magie ist. Das was du hier siehst ist deine Magie. Dein Seelen Feuer, dein brennendes Herz. Du kannst es. Sieh es dir an und zeige den Flammen zu was sie werden sollen. Befiel es ihnen nicht, bitte sie darum zu gehen.<<

>>Aber—<< Mit einer abwehrenden Handbewegung brachte er Felice zum schweigen. In den Gläsern seiner Brille spiegelte sich das glühen des Feuers. Entspannt zückte er selbst seinen Zauberstab und reparierte die am Boden liegenden zerbrochenen Instrumente. Felice sah ins Feuer und versuchte ihren Atem zu kontrollieren. Das Feuer... Das war doch verrückt! Sie konnte doch nicht einfach die Flammen löschen ohne die Hilfe ihres Zauberstabs! Trotzdem versuchte sie an das zu denken was der Professor ihr gesagt hatte. Vielleicht würde ja doch... Felice hielt die Augen geschlossen und versuchte sich zu konzentrieren. Minutenlang stand sie völlig reglos da und versuchte sich vorzustellen wie es wohl wäre wenn die Flammen wieder verlöschen würden. Aber nichts geschah. Atmen wurde langsam unangenehm schwer in dieser von Rauch verpesteten Luft. Der Geruch nach verbranntem Leder und Pergament setzte sich auf ihrer Kleidung und in ihren Haaren ab und es fiel Felice immer schwerer Hustenanfälle zu unterdrücken. 

>>Professor, ich kann es nicht!<<, flehend sah sie zu dem Professor, dessen Blick unablässig auf ihr ruhte. >>Nein, anscheinend bist du noch nicht so weit.<<

Mit einer einzigen Bewegung seines Zauberstabs, verloschen die Flammen. >>Es tut mir leid... Ich wollte Ihre Bücher nicht—ich weiß nicht wie das passieren konnte.<< Beschämt senkte Felice den Blick und versuchte nicht auf den schwelenden Haufen zu sehen, der vorher der Bücherschrank gewesen war.

>>Natürlich bist du eine Grindelwald. Du bist Felice Grindelwald, aber gleichzeitig bist du auch Felice O'Traerhevarb. Eine bemerkenswerte junge Hexe, die alles tun würde um die die sie liebt zu beschützen ohne dabei auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken was das für sie bedeuten würde und was sie aufgeben müsste. Ohne unsere Vergangenheit haben wir keine Zukunft und in dieser Vergangenheit liegt der Schlüssel für deine. Es mag sein, dass du die Enkelin eines Zauberers bist der viel Übel angerichtet hat, aber gleichzeitig bist du auch die Nachfahrin eines anderen Zauberers der wiederum viel Gutes getan hat und ohne den wir heute wahrscheinlich gar nicht hier stehen würden.<< 

Dumbledores Blick aus seinen hellblauen Augen schien sich in den von Felice zu bohren. >>Felice, soweit ich weiß hattest du nie die Möglichkeit deinen Großvater kennen zu lernen. Gellert weiß, soweit ich weiß, davon das er Enkel hat, aber –<<

>>Nein! Bitte nicht. Sir, ich will ihn nicht kennen lernen!<<, panisch schüttelte Felice ihren Kopf. Der Professor hatte recht. Noch nie hatte sie Gellert Grindelwald getroffen, einzig von dem riesigen Gemälde im Wohnsalon war ihr sein Gesicht vertraut und davon, dass ihr Vater dasselbe Gesicht hatte, dank der verfluchten Familienähnlichkeit. Auch Astor hatte diese geerbt. Dumbledore hatte ja keine Ahnung wie viel Angst sie mit diesem Gesicht verband!

>>Ich würde dir das nicht vorschlagen, wenn ich nicht wüsste, dass es dir helfen wird eines Tages mit alledem hier abzuschließen. Damit wir begreifen, was die Zukunft für uns bereit hält, müssen wir unsere Vergangenheit begreifen und akzeptieren wer wir sind. Du brauchst deine Tag der Bilanz.<<

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt