Kapitel XVI

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Durch das Klingeln meines Smartphones wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Ich tastete nach dem elektronischen Gerät, während sich ein Arm enger um meinen Körper schlang. Sofort erinnerte ich mich an die letzte Nacht, die Marco und ich zusammen verbracht hatten. Sie war heiß und leidenschaftlich, doch bis jetzt wusste ich immer noch nicht, woran ich bei Marco war. Er war immer noch der Sportler, der mit seinen Rückschlägen zu kämpfen hatte.

Erneut riss mich das Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken. Ich nahm den Anruf sofort an, ohne auf das Display zusehen, während ich mit meiner freien Hand über Marcos Arm strich. Irgendwie beruhigte mich seine Anwesenheit.

König. Meldete ich mich, während ich am andren Ende der Leitung nur ein Lachen vernahm.

Schön zu wissen, dass du nicht mehr die Nummer deines eigenen Onkels erkennst. Es tat gut Jürgens Stimme zu hören, aber eigentlich hatten wir ausgemacht, dass ich ihn anrufen würde.

Sorry Jürgen, ich hatte nicht auf das Display geschaut, warum rufst du denn schon so früh an? Fragte ich ihn, während ich mich zur Seite drehte umzusehen, ob ich Marco geweckt hatte, aber er schlief seelenruhig weiter.

Wer war denn gestern der Störenfried, der unser Gespräch unterbrochen hatte? Neugierig war mein Onkel aber auch überhaupt nicht. Manchmal war Jürgen eine größere Tratschtante als seine eigene Frau.

Marco wollte mit mir sprechen. Antworte ich ihm wahrheitsgemäß, die anderen Einzelheiten musste mein Onkel nicht unbedingt wissen. Das ging ihm nun einmal überhaupt nichts an.

Hat sich also der Herr Reus bei dir entschuldigt. Wieso hatte ich das Gefühl, dass mein Onkel irgendetwas mit Marcos Meinungsänderung zu tun hatte. Ist er etwa deswegen nur bei mir aufgetaucht?

Hast du etwas damit zu tun? Wenn ich ihm jetzt gegenüberstehen würde, würde ich sofort an seinem Gesicht erkennen, ob er mich anlügen würde oder nicht. Irgendwie hatte ich Angst, dass er meine Frage mit Ja beantworten würde. Ich hoffte, dass Marco aus freien Stücken zu mir gekommen war und nicht nur, weil mein Onkel mit ihm gesprochen und darum gebeten hatte.

Ich habe nicht mit Marco gesprochen, falls du das denkst. Ich weiß, was er für ein Dickkopf sein kann. Man muss einfach verstehen, wie man mit ihm umgehen muss. Vielleicht war ich doch die Falsche für den Job und Jürgen sollte lieber nach Dortmund kommen, um sich um sein Sorgenkind zu kümmern.

Marco neben mir bewegte sich, nur wenige Sekunden später spürte ich seine Lippen in meinen Nacken.

Wie würdest du es finden, wenn ich dich demnächst besuchen kommen würde? Sofort setzte ich mich auf, während Marco mich verwirrt musterte, während sein Blick von meinem Gesicht nach unten wanderte. Ich zog meine Decke enger um meinen Körper und presste mein Smartphone an mein Ohr.

Jürgen, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Außerdem brauchen dich doch deine Jungs. Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn er hier auftauchen würde. Ich fing Marcos Blick auf, der mich genervt ansah. Anscheinend hatte er andere Pläne, als das ich mit meinem Onkel telefonierte. Wenn ich ehrlich war, wollte ich gerade überhaupt nicht wissen, was in Marcos Gehirn anspielte. Manchmal war es gut nicht alles zu wissen.

Doch, dass ist eine ausgezeichnete gute Idee. Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich Marc und dich besuchen komme. Ich hoffe, dass du bis dahin endlich eine Wohnung gefunden hast und nicht mehr in diesem grässlichen Hotel wohnen musst. Wir hören voneinander. Ich muss jetzt los mein Jungs ein Wenig zu traktieren. Ich vernahm ein Lachen meines Onkels als er die letzten Worte aussprach. Du weißt ja von was ich spreche. Sie werden auf jeden Fall nichts zu lachen haben.

Wir sehen uns. Sagte ich nur, bevor ich auflegte und mein Handy auf der Kommode ablegte. Ich fuhr mir durch die Haare, während mich mein Gegenüber genau musterte.

„Habe ich irgendetwas im Gesicht?" Fragend sah ich Marco, an der nur abwehrend seine Hände hob.

„Du musst deine schlechte Laune nicht gleich an mir auslassen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stand er auf und zog sich an. „Vielleicht war es eine dumme Idee über Nacht zu bleiben." Bitte?!

„Was soll, dass denn jetzt heißen?" Fragend sah ich ihn an, während ich die Welt nicht mehr verstand.

„Das ich kein Bock auf jemanden habe, der am Morgen schon von meiner Anwesenheit genervt ist. Ich will auch überhaupt keine Erklärung von dir haben." Hatte er gerade total einen Laufen? Ich war genervt, weil Jürgen nach Dortmund kommen wollte. Doch woher solltet er, das denn auch wissen, wenn ich ihm nicht einmal eine Erklärung geben konnte.

„Willst du mir gerade sagen, dass du die letzte Nacht als Fehler empfindest?" Ich hatte Angst, dass er die Frage mit Ja beantworten würde. Wieso konnte nicht einmal etwas ohne Probleme verlaufen?

„Ja, weil du nicht anders bist, als die ganzen anderen Weiber, die an mein Geld wollen." Ich versuchte die Tränen so gut wie möglich zu unterdrücken, während ich ihm fest in die Augen sah.

„Wenn du so empfindest, dann verschwinde." Ich zeigte auf die Tür, während Marco mit offenem Mund vor mir stand. Vermutlich hatte er nicht damit gewettet, dass ich so reagieren würde. Man steckte eine Rosalie König nicht in einen Sack zu famegeilen Weibern, dass würde Marco noch zu spüren bekommen.

Ohne ein weiteres Wort an mich zu verlieren, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ mein Hotelzimmer mit einer knallenden Tür.

Kaum war Marco verschwunden, ließ ich meinen Tränen freien Lauf.

Ich nahm mein Smartphone in die Hand und wählte die Nummer meines Cousins. Ich brauchte jetzt jemanden, der mich in den Arm nehmen konnte und ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte.

„Marc hast du Zeit? Ich brauche jemanden zu reden."

Meinungen?

20/06/2019

Gegenteil von TraurigkeitWhere stories live. Discover now