»Bei meinen Wettkämpfen hatten wir auch Drachen.«, schaltete sich Freya dazu. Hast du da nicht gegen sie gekämpft?

»Das waren keine Volari.«, sagte Mehyl abwertend. » Ich weiß nicht was für zahme Wesen das waren, aber bestimmt keine Volari. Immerhin konnte ich sie dazu beeinflussen in dein Schwert zu laufen. Das würde ich bei den Volari niemals hinbekommen.«

»Was können sie schon gegen eine Arme von unsterblichen tun? Und wer weiß, vielleicht fliegen sie an uns vorbei und bemerken uns nicht. «, unterbrach ich sie, damit sie sich auf die Drachen konzentrierten.

Als hätten sie mich gehört, ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen. Keine Sekunde später sauste der erste in die Tiefe. Obwohl sie bestimmt über hundert Meter über uns flogen, näherte er sich mit rasender Geschwindigkeit.

»Großartig.«, murrte Mehyl mir zu, als wäre es meine Schuld gewesen. »Attica linke Flanke. Deshar rechte Flanke. Schützen, haltet euch bereit.«

»Das wird witzig.«, sagte ich aufgeregt. Adrenalin begann durch meine Adern zu fließen. Ich mochte Herausforderungen und nach Mehyls Reaktion zu urteilen würde diese eine werden.

»Mach meine Fesseln auf. Ich kann helfen.«, bat Luc und sah mich dabei an. Ich ging einen Schritt auf ihn zu.

»Kommt nicht in Frage.«, entgegnete Mehyl bestimmt, um mich zurückzuhalten.

Ohne auf ihn zu hören ging ich auf Luc zu und öffnete seine Fesseln. Luc grinste und nickte mir dankbar zu. Ich ignorierte diese Stichelei.

»Mayser was tust du da.«, fuhr Mehyl mich an.

»Was soll er schon tun? Sich auf einen Drachen setzten und gegen uns kämpfen?«, fragte ich ironisch. Luc stellte keine Gefahr dar. Er würde mich nicht verletzen und die anderen ebenso wenig. Sonst würde er sich nur selbst widersprechen.

»Danke für die Idee.«, sagte Luc und grinste. Auch ihm schien das hier viel zu großen Spaß zu machen.  Immerhin wusste ich wie Luc kämpfte und wir waren schon aufeinander abgestimmt. Es gefiel mir mit Luc zu kämpfen. Auch wenn ich genauso gut alleine kämpfen konnte, ohne dass er mir etwas einzureden versuchte, war es doch vertraut wenn er mit mir kämpfte.

Luc entfernte sich ein Stück von uns und begann sich zu verwandeln. »Warte.«, rief ich ihm zu und gesellte mich zu ihm. Mit einen Blick nach oben sah ich, dass uns nicht mehr viel Zeit blieb. Die Soldaten wehrten sie mit unsichtbaren Schilden und Barrieren ab, aber diese schienen nicht mehr lange zu halten.

»Hyse oder Verwandlung?«, wägte ich laut ab.

»Von hier unten wird das mit der Hyse etwas anstrengender sein. Komm ich bring dich mit hoch.«, bot er an.

»Du spinnst doch.« Sein Vorschlag konnte ich zwar nicht ernst nehmen, aber er hatte recht. Mit der Hysebeeinflussung konnte ich vom Boden aus weniger ausrichten. Also entschied ich mich, wie Luc auch zu verwandeln. »Ich verwandle mich auch.«

Wir begannen uns zu verwandeln. Während die Zeit verstrich, sah ich wie immer mehr der Volari auf dem Boden landeten, bis sie schließlich alle ankamen. Einen der Schilde an der Front hatten sie erbarmungslos runtergerissen. Zwei der Volari spuckten riesige Feuerwolken auf sie nieder. Die Kleidung der Soldaten, die nicht aus Metall, sondern aus leichten Stoffen bestand, begann zu brennen. In der Entfernung konnte ich nur erkennen, wie die ersten zu Boden gingen und reglos liegen blieben. Bald würden sie sich wieder regenerieren und weiterkämpfen können. Immerhin waren sie unsterblich. Deshalb war es so praktisch eine Armee von Dunklen zu besitzen. Sie waren unbezwingbar.

»Konzentriere dich.«, riet mir Luc in Gedanken. »Wenn du deine rechte Hand noch größer wachsen lässt, wirst du in der Luft nicht dein Schwerpunkt finden. Das wird es dir nur schwerer machen zu fliegen.«

Ich versuchte mich auf meine Verwandlung zu konzentrieren, aber ich konnte mein Blick nicht von der Armee lassen. Die dunklen Neyfrem, die von den Feuerschwaden getroffen worden waren, standen nicht wieder auf.

»Irgendetwas stimmt da nicht. Sie bewegen sich nicht mehr.«

»Lass dich nicht ablenken. Du kannst ihnen nur helfen, wenn du dich verwandelst

»Sie sterben!«, hörte ich jemanden verzweifelt schreien.

»Das ist unmöglich. Luc! Wie ist das möglich.«, fragte ich schockiert. Wenn sie starben, konnte ich genauso gut sterben.

»Ivy! Mach jetzt. Die Zeit läuft uns davon.«

Es fiel mir immer schwerer mich auf die Verwandlung zu konzentrieren, während etwas Unerklärliches um mich herum geschah. Ich war mich nicht sicher ob es eine gute Entscheidung gewesen war etwas so Zeitaufwendiges zur Abwehr zu wählen. Hätte ich jedoch im Voraus gewusst, wie es ausgehen würde, hätte ich mich für die offensive entschieden. Während ich meine Aufmerksamkeit wieder der Verwandlung zuwendete, schielte ich kurz zu Luc. Er hatte das zehnfache seiner ursprünglichen Größe erreicht und feilte nur an Details an seinen Flügeln. Ich musste mich beeilen, sonst würde er noch ohne mich gehen. Um mich besser zu konzentrieren schloss ich die Augen und widmete mich ganz meinem Gesicht.

»Wie lang brauchst du noch?«, fragte mich Luc.

»Noch zehn Minuten.«, gab ich konzentriert zurück.

»Komm dann nach.«, sagte er und seine Stimme in meinem Kopf klang weiter entfernt.

»Nein!«, hielt ich ihn zurück.

»Keine Sorge. Mir passiert schon nichts. Ich passe auf.«, neckte er mich.

Wieso machten mich seine Worte so wütend. Für ein Moment vergaß ich, dass ich keinen Menschlichen Mund mehr hatte, weshalb ich statt den beabsichtigten Worten nur ein Fauchen zustande brachte. Das schien Luc zu amüsieren, den auch aus seinem Maul kamen sonderbare Geräusche. Die verzehrten Worte brachten Luc zum lachen. Ein vertrauter goldener Schimmer leuchtete in seinen Augen, das konnte ich selbst in der Dunkelheit die uns umhüllte erkennen. 

Nach einem letzten Fauchen von mir, hob er mit einem starken Flügelschlage vom Boden ab. Der Wind, der mit entgegenschlug, warf mich fast um. Luc stieg immer weiter nach oben.
Ich musste mich beeilen. Konzentriert verwandelte ich mich weiter. Es war mühselig und kostete mich große Kraft. Doch bald war ich mit dem Endergebnis zufrieden.

Meine Flügel fühlten sich robust an. Ich versuchte sie vom Boden zu heben, doch ich hatte nicht erwartet, dass sie so schwer sein würde. Mit meiner ganzen Kraft hob ich sie einige Zentimeter vom Boden und schlug sie schnell wieder Richtung Erde. Ich machte einen kleinen Sprung nach oben.

Wenn ich mein ganzes Gewicht stemmen wollte, würde ich viel mehr Kraft aufwenden müssen. Luc musste sich schon mal in einen Drachen verwandelt haben, sonst hätte er seine Flügel nicht so unter Kontrolle.

Mit meiner ganzen Kraft schlug ich mit den Flügeln, und stieß mich dabei vom Boden ab. Diesmal hob ich ab. Schnell schwang ich sie wieder. Und wieder. Tatsächlich flog ich.

Aber in der Luft zu kämpfen, während ich mich auf das fliegen fokussierte, würde mir schwer fallen.

Ich suchte den Himmel nach Luc und den anderen Drachen ab. Luc war damit beschäftigt einen der Drachen auszuweichen, der ihn knapp mit seinen Krallen verfehlt hatte. Ein zweiter Drache näherte sich ihnen. Luc war zu abgelenkt, um es zu bemerken. Gegen zwei von ihnen würde er nicht kämpfen können.

Schnell flog ich auf ihn zu. Bevor er Luc erreichte rammte ich meine gesamte Körpermasse gegen seine. Ich spürte den Impakt in meinen Knochen. Mit weit aufgerissenen Augen flog er zwei Meter nach hinten. Es hatte ihn kaum beeinträchtigt. Den Überraschungsmoment hatte ich verschwendet. Er fauchte mich an und präsentierte mir seine scharfen Zähne. Sein Blick bohrte sich durch meine Augen.

Dark Neyfrem #2Where stories live. Discover now