~19.3~

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Freya POV

Als sich die ersten Sonnenstrahlen durch meine geschlossenen Augenlider zwängten, wachte ich auf. Verschlafen rieb ich mir die Augen und sah mich um. Alle schliefen noch, bis auf Caleb -der dem noch schlafenden Rrru den Bauch kraulte. Als hätte Caleb gefühlt, dass ich ihn beobachtete, schoss sein Blick nach oben. Er schenkte mich ein Lächeln. Träge stand er auf und ging endlich auf sichere Entfernung zu Rrru. Dieser schreckte hoch, als hätte ihm jemand sein Knochen gestohlen und blickte panisch in alle Richtungen.

Als Caleb bei mir angekommen war, fragte er: »Denkst du ich sollte Ivy wecken?«

Ich blickte zu Ivy, die noch schlief und so friedvoll aussah. Die grausamen Ereignisse gestern hatten ihr nicht den Schlaf gestohlen. In ihrem ruhenden Gesichtsausdruck konnte ich nur sehen, wie entspannt sie war. Selbst Monster fanden also Frieden im Schlaf. Vielleicht lag es daran, dass es dem Tod so sehr glich. Und wenn Ivy mit etwas vertraut war, dann damit.

»Lass sie schlafen.«, bat ich ihn. Ich konnte nicht schon am Morgen Ivy ertragen. Während sie schlief erinnerte sie mich, an ihr früheres Ich.

»Aber es ist meine Arbeit sie zu wecken.«, erwiderte Caleb nachdenklich.

Flehend schüttelte ich den Kopf und Caleb ließ sich endlich neben mir nieder. Wir schwiegen. Meine Gedanken wanderten zu unserer Gruppe und zu dieser dämlichen Mission, auf die wir geschickt worden waren. Wir wussten nicht mal, was wir hier wollten. Es war wie ein Teufelskreis. Auf einmal fiel mir wieder ein, dass Luc gestern -bevor ich eingeschlafen war- verschwunden war. Forschend glitten meine Augen über unsere Gruppe.

Lucs Schlafplatz war in der Tat noch leer. Vielleicht hatte er sich ja tatsächlich dafür entschieden nicht mit zu kommen. Keiner würde es ihm verübeln. Vor allem ich nicht. Ivy war vollkommen verrückt geworden. Am liebsten hätte ich auch so viel Platz wie möglich zwischen uns gebracht.

Rrrus schwarze Augen bohrten sich in Caleb und er hob protestierend den Kopf. Es schien, als würde es ihm fehlen gekrault zu werden. Calebs Blick allerdings lag auf seinen Händen. Ich hatte ihn noch nie so nachdenklich gesehen. Etwas schien ihn zu besorgen.

Bevor ich Rrru daran hindern konnte, riss er sein Maul auf -wobei all seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. Er gab ein ohrenbetäubendes Geräusch von sich, welches mein Trommelfeld zum Beben brachte. Zu spät versuchte ich meine Ohren zuzuhalten. Das Klingen in meinen Ohren wurde, dadurch nicht gedämpft.

Ivy schreckte auf und zückte kampfbereit ihren Dolch, um sich der Gefahr zu stellen. Verschlafen sah sie sich um und schritt dann wütend auf Rrru zu. Die Worte, die sie ihm an den Kopf warf konnte ich nicht hören, weil Rrrus Geschrei mein Gehör beeinträchtigt hatte. Doch Rrru freute sich und hüpfte um Ivy herum, die nur genervt die Arme in die Luft warf, als würde sie aufgeben.

Sie sah sich um und blieb an Lucs leeren Schlafsack hängen. »Wo ist Luc?«, fragte sie. Keiner antwortete ihr. Ich war wohl die einzige, die gesehen hatte, wie er sich nachts weggeschlichen hatte. »Umso besser, wenn er weg ist.« Irgendetwas an der Art wie sie diesen Satz aussprach, ließ mich zweifeln, dass sie es ernst meinte. Es klang fast so, als würde sie Luc gerne dabeihaben. Aber vielleicht war das auch nur Calebs Verschwörungstheorien, die sich wie Gift in mein Gehirn einschlichen. Es war nicht so, als würde ich glauben, dass Ivy an irgendjemanden etwas lag.

»Freu dich nicht zu früh, Ivy.«, hörte ich Luc sagen. Überrascht drehte ich mich um. Wo kam der auf einmal wieder her?

»Tauch nicht immer so aus dem nichts auf.«, beschwerte sich Ivy und drehte sich auch zu ihm um. Er war nicht alleine gekommen.

»Was machen sie hier?« Wer auch immer Lucs Begleiter waren, Ivy schien sich nicht sonderlich darüber zu freuen, sie zu sehen. Luc wurde von einem jungen Mädchen in Ivy und meinem Alter und einem Jungen im Rollstuhl begleitet.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt