Kapitel 33 - Toni

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»Danke«, gibt Kilian zurück und Silas verschwindet. Kurz darauf finde ich meine Stimme wieder. Ich befreie mich endlich aus Kilians Arm und bin darüber traurig und erleichtert zugleich. Seufzend setze ich mich neben ihm in den Sand.

»Ich glaube, dass das keine gute Idee ist, Kilian«, sage ich leise, ohne ihn anzusehen. Es tut mir weh in seiner Nähe zu sein. Warum versteht er das nicht? Ich spüre ihn überdeutlich neben mir und muss mich ständig zusammenreißen um ihn nicht zu berühren.

»Ich glaube es ist eine sehr gute Idee, Toni. Wir müssen reden.« Als ich ihn ansehe steht eine Zärtlichkeit in seinen Augen, die mein verräterisches Herz höher schlagen lässt.

»Und worüber?«, frage ich misstrauisch, denn ich kann mir keinen Reim darauf machen. Was will er sagen? Das was ich eh schon weiß? Dass es für uns keine Zukunft gibt? Das muss er mir nicht nochmal unter die Nase reiben.

Kilians Blick ist klar und offen als er sagt: »Über uns.«

Die zwei kleinen Wörter lassen mir das Blut in die Wangen steigen, mein Herz schneller schlagen und eine ganze Armada von Schmetterlingen in meinem Magen starten. Ich wende den Blick ab und schaue auf den Sand vor mir. Seine Aussage kann so unendlich vieles bedeuten und doch ist da dieser Funke Hoffnung in mir der bei seinen Worten zu einer Flamme wird, die in meinem Herzen brennt.

»Toni, sieh mich bitte an.« Kilians Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Aber ich schaffe es nicht seiner Aufforderung Folge zu leisten, also schüttele ich nur mit dem Kopf und starre weiter auf den Sand vor mir.

Kilian seufzt. »Ich habe dich sehr verletzt, nicht wahr?«, fragt er leise.

»Das ist es nicht«, antworte ich genauso leise und meine es ernst. »Es bestand immer die Möglichkeit, dass du nicht das Gleiche empfindest wie ich. Das ist völlig okay. Man kann Gefühle weder abstellen noch erzwingen. Niemand kann etwas für seine Gefühle«, versuche ich zu erklären was wirklich in mir vor sich geht. »Aber auch dir muss doch klar sein, dass es mir weh tut in deiner Nähe zu sein und zu wissen, dass ich dich nicht haben kann.«

Die ganze Zeit kann ich ihm nicht ins Gesicht schauen. Ich will das Mitleid in seinen Augen nicht sehen. Es ist schwer so offen zu sein, nachdem er mich zurückgewiesen hat, aber es bringt auch nichts mit meinen Gefühlen hinter dem Berg zu halten. Ich spiele mit dem Sand zu meinen Füßen und habe die Knie an meine Brust gezogen, als könnten sie mein zerbrechliches Herz beschützen.

»Toni, bitte sieh mich an«, bittet Kilian noch einmal und seine Stimme klingt flehend, also gebe ich nach und sehe ihm ins Gesicht. Als mein Blick den seinen trifft, stockt mir der Atem. Kilian hat alle Mauern fallen gelassen und anstatt Mitleid, sehe ich in seinen Augen nur Zuneigung, Zärtlichkeit und Liebe. Aber das ist unmöglich. Wahrscheinlich sehe ich einfach nur, was ich sehen will. Trotzdem kann ich meinen Blick nicht abwenden.

»Ich war ein Idiot«, fängt Kilian an und sein Gesicht, angestrahlt von der untergehenden Sonne, hat etwas Engelhaftes an sich. »Als du mir sagtest, dass du mich liebst, habe ich Angst bekommen. Ich kann noch nicht mal richtig erklären was in mir vor sich ging. Ich wusste nur, dass ich an mein Volk denken muss und dass du in Atlantis niemals glücklich werden kannst. Dazu liebst du die Oberfläche zu sehr. Und kurze Ausflüge für einige Stunden, würden dir auf Dauer nicht reichen. Ich glaubte mit der Zeit würdest du anfangen mich dafür zu hassen, weil ich dich in Atlantis gefangen halte.« Kilian verstummt und schaut hinaus aufs Meer. Ich kann seine Worte nicht verarbeiten, sie ergeben keinen Sinn für mich, aber eins weiß ich mit absoluter Sicherheit: »Ich könnte dich niemals hassen, Kilian. Es wäre meine Entscheidung gewesen in Atlantis zu bleiben und dafür hätte ich dir niemals die Schuld gegeben. Außerdem hätte man vielleicht eine Lösung finden können.«

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