Kapitel 27 - Toni

2.3K 133 17
                                    

Als Alessio und Silas mir den Grund für ihren Streit verraten, sehe ich rot. Ich kann einfach nicht mehr an mich halten und all die Anspannung der letzten Stunde brechen sich Bahn.

»Sagt mal, seid ihr denn völlig Wahnsinnig geworden?«, brülle ich los und spüre alle Blicke auf mir. Nur Kilian grinst vor sich hin, als hätte er nichts anderes erwartet, der Rest ist geschockt.

»Kilian, Helios und ich wären beinahe von einem Mhorag gekillt worden und ihr Idioten streitet euch hier, weil du, Alessio, zu dumm zum Laufen bist? Habt ihr denn völlig den Verstand verloren?« Mit jedem Wort wird meine Stimme lauter und ich bin mir sicher, dass man sie noch meilenweit hören kann, doch das ist mir egal. Alessio, Lope und Silas starren mich geschockt an.

»Wir haben doch schon genug um die Ohren. Eure Heimat steht kurz vor dem Untergang und ihr könnt euch nicht mal ein bisschen zusammenreißen? Ihr seid doch irre! Wenn ich noch ein Wort von einem von euch höre, schleife ich euch zu der Höhle und lasse den Mhorag wieder auferstehen, damit er euch in eure vermaledeiten Ärsche tritt!«

Niemand sagt mehr ein Wort und Silas und Alessio haben sogar den Anstand beschämt auszusehen und die Köpfe hängen zu lassen.

»Tut uns Leid«, sagt Lope dann leise. »Es lastet nur ein unglaublicher Druck auf unseren Schultern.« Das glaube ich jetzt nicht. Ich lache kurz und hart auf.

»Auf euren Schultern lastet Druck?«, frage ich spöttisch. »Dann seid ihr es also, die die Artefakte sehen können. Ihr habt gerade gegen dieses Vieh gekämpft und ihr spürt jedes Mal einen glühenden Schürhaken im Bauch, wenn wir uns einem Artefakt nähern. Alles klar, dann streitet euch ruhig weiter, während ich eure Heimat rette, in die ich nicht gehöre, wie mir schon mehrmals unter die Nase gerieben wurde. Toll!« Ich hebe die Hände in die Luft und lasse sie gleich darauf wieder fallen, während ich jeden Einzelnen von Ihnen noch einmal mustere.

Lope guckt zerknirscht auf ihre Füße und ist rot im Gesicht. »Reißt euch zusammen, Leute«, sage ich noch und wende mich dann ab. Da ich nicht weiß wohin ich gehen soll, setze ich mich einfach im Schatten in den Sand und versuche mich zu beruhigen. Ich fasse es nicht, dass man sich wegen so etwas banalem so in die Haare bekommen kann. Und dann auch noch Alessio, der mir immer so ruhig vorgekommen ist.

»Du hast dich gerade wie eine echte Königin benommen.« Kira lässt sich neben mir nieder und lächelt mich an. Ich versuche die Geste zu erwidern, spüre aber, dass es mir misslingt.

»Und ich muss leider gestehen, dass nicht einmal ich, das hinbekommen hätte«, fügt sie hinzu, was mir nun doch ein Grinsen entlockt.

»Es nervt einfach, dass sie sich wie kleine Kinder benehmen, dabei ist es doch eure Welt, die ich zu retten versuche«, antworte ich leise.

»Ich habe einmal gesagt, dass du nicht hier her gehörst«, sagt Kira genauso leise und ich nicke, denn das weiß ich noch zu gut.

»Ich erinnere mich. Und ich war mit dir sogar einer Meinung«, erwidere ich und muss lachen, bei dem Gedanken, dass Kira und ich uns damals einig waren. Kira lacht nicht.

»Jetzt denke ich anders.« Sie schaut mich bei ihren Worten nicht an, was es irgendwie noch unwirklicher macht. Als sie mir endlich in die Augen sieht, brennt in ihnen ein Feuer aus Überzeugung und Gewissheit. »Du gehörst hier her, Toni. An Kilians Seite.«

Zuerst bin ich sprachlos und starre Kira nur an, doch dann zucke ich mit den Schultern, und antworte: »Ich glaube Kilian sieht das anders.«

»Und ich glaube, du solltest hier mal auf mich hören«, erwidert sie mit einem geheimnisvollem Grinsen, bevor sie das Thema wechselt. »Kilian hat entschieden, dass wir die Nacht noch hier bleiben und morgen weiter schwimmen. Ich werde mir also mal einen Platz für die Nacht suchen.« Damit verschwindet sie und lässt mich allein, während ich mich frage ob dieses Gespräch gerade wirklich statt gefunden hat. 

AtlantisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt