Kapitel 21 - Kira

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Unsere Unterkunft ist wirklich luxuriös. Und das sage ich obwohl ich eine Prinzessin und Luxus gewöhnt bin. Die Zimmer im Palast von Saagar, sind richtig pompös eingerichtet und alles wirkt ein wenig überladen. Selbst in Atlantis haben wir nicht so einen Prunk. 

Nachdem Helios und dann auch Kilian verschwunden sind, haben sich Lope, Silas und Alessio zusammengesetzt und reden miteinander, während ich versuche an Lethe heran zu kommen. Doch das ist einfacher gesagt, als getan. Immer wenn ich versuche mit ihr zu reden, dann macht sie dicht. Sie will nicht sprechen und scheint auch mit ihren Gedanken immer ganz woanders zu sein. Da wir noch den morgigen Tag hier verbringen werden, damit Kilians Flosse etwas heilen kann, lasse ich es für heute gut sein und gehe in mein Zimmer.

Am nächsten Morgen frühstücken wir mit der Königsfamilie. Während des Essens fällt mir auf, dass Lethe immer wieder zu Kilian schaut. Ihren Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten, doch wenn ihr Blick zu Toni weiter wandert, dann ist er Hasserfüllt, als würde sie ihr den Tod wünschen. Das wirft tausend Fragen in mir auf. Wie kann sie Toni hassen, wenn sie sie doch gar nicht richtig kennt? Soweit ich weiß hat sie kaum mit ihr gerede und so wie sie im Moment drauf ist, scheint sie sowieso nicht in der Lage zu sein, jemanden wirklich eine Chance zu geben.

Okay ich habe Toni anfangs auch nicht gemocht, aber so richtig durchdringender Hass? Nein, dazu bin ich gar nicht in der Lage.

Den Vormittag verbringe ich im Schlossgarten. Die Familie hat hier etwas Wunderschönes geschaffen, auch wenn er mit unserem Garten natürlich nicht mithalten kann. Die Rosenbeete sind kreisförmig angelegt und innerhalb der Kreise stehen Statuen von allen möglichen griechischen Gottheiten. Bänke säumen die Wege und sorgen dafür, dass man sich auch mal hinsetzen kann. Auf einer der Bänke entdecke ich Lethe und setze mich leise direkt neben sie.

Während ich noch überlege, was ich am besten zu ihr sagen soll, bricht sie das Schweigen: »Warum macht Kilian das alles?«

Ich bin mir nicht sicher ob die Frage wirklich an mich gerichtet ist, weil sie weiterhin in die Ferne starrt. Noch bevor ich mir darüber im Klaren werden kann, spricht sie weiter:

»Ich meine, vielleicht ist es besser den Dingen ihren Lauf zu lassen. Man kann die Städte doch wieder aufbauen und es ist ja nun nicht so, als würden wir sterben, wenn wir eine Weile dem Wasser ausgesetzt sind.« Lethe wendet sich nun mir zu. »Also, warum macht er das? Warum hilft er Toni so sehr?«

Im ersten Moment bin ich zu perplex um zu antworten, weil ich einfach nicht verstehen kann, wie sie das wirklichen fragen kann, doch dann sage ich: »Ich denke er macht es aus dem Grund, aus dem auch wir Toni helfen: Wir wollen kein neues Atlantis. Wir wollen unser Zuhause behalten. Und mal ehrlich: Wenn alle Städte zerstört werden, dauert es Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte um alles wieder so aufzubauen wie es bisher war. Das würden wir nicht mehr erleben.«

»Bist du sicher, dass er ihr nur wegen der Städte hilft?«, hakt Lethe nach, als ich meine Ausführungen beendet habe. Mir ist nicht klar worauf sie hinaus will.

»Wie... Wie meinst du das?«, frage ich nach.

»Naja... «, Lethe stockt und wird rot. »Meinst du... Meinst du, dass da Gefühle im Spiel sind?« In meinem Kopf rattern die Rädchen und plötzlich weiß ich woher der Wind weht. Warum sie Kilian so wehmütig anschaut und Toni immer wieder gehässige Blicke zuwirft.

»Lethe... Du bist verliebt«, sage ich überrascht und überrumpele sie damit. Sie wird stocksteif und springt auf.

»So ein Schwachsinn«, ruft sie empört aus und stürmt davon.

Damit bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass ich Recht habe. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Sie liebt Kilian und hasst Toni, weil sie ihn ihr weggenommen hat. Dabei hätte Lethe niemals eine Chance bei Kilian gehabt. Sie ist viel zu Ruhig und Kilian wäre niemals auf sie aufmerksam geworden. Zumal doch von Anfang an klar war, dass er nie ihr gehören kann. Hätte Toni nicht den Weg zu uns gefunden, dann hätte Killian Alexandra geheiratet. Völlig perplex und nicht wissend, wie ich mit Lethe in Zukunft umgehen soll, gehe ich zurück in mein Zimmer, wo sich den Rest des Tages meine Gedanken im Kreis drehen.

Am nächsten Morgen machen wir uns wieder auf den Weg. Zum Mururoa Atoll ist es noch ein weiter Weg und während wir so dahin schwimmen, geht mir das Gespräch mit Lethe nicht aus dem Kopf. Daher beobachte ich sie auch ganz genau, wobei mir auffällt, dass sie erstaunlich oft verschwindet. Mindestens vier Mal am Tag lässt sie sich von der Gruppe zurück fallen und schwimmt an die Oberfläche oder versteckt sich hinter Korallen oder ähnliches. Wenn ich sie dann darauf anspreche, meint sie nur, sie muss eben ab und zu für sich sein.

»Ich verstehe das nicht«, sagt Lope, nachdem sie sich hat zurückfallen lassen um mit mir auf einer Höhe zu schwimmen. »Lethe ist so seltsam in letzter Zeit. Sie ist nicht mehr die, die ich kenne.«

»Sie ist in Kilian verliebt«, antworte ich leise, damit keiner unsere Unterhaltung mitbekommt. Lope hält an und schwimmt auf der Stelle.

»Was?«, fragt sie ungläubig und ihr Blick ruht auf Lethe, die mit hängendem Kopf einige Meter vor uns schwimmt. Penelope setzt sich wieder in Bewegung und wir schwimmen weiter.

»Ja, das hätte ich auch nicht gedacht, aber es stimmt. Ich habe mich in Saagar mit ihr unterhalten und dabei hat sie sich verraten. Deswegen wirft sie Toni auch immer so böse Blicke zu.«

»Dann ist das auch der Grund, warum sie sich Toni gegenüber immer so eckelhaft verhalten hat«, gibt Lope zurück.

Lope und ich diskutieren noch eine Weile über Lethe und was es sein könnte, dass sie ständig zurückfallen lässt, doch wir kommen zu keinem Ergebnis.

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